Etwa 50 Schweine, je zwischen 30 und 180 Kilogramm schwer, werden gemeinsam auf einer Fläche gehalten. Was in der Stallhaltung eher unmöglich erscheint, ist “bei Freilandhaltung kein Problem”, sagen Angelika und Adi Stadlmayr aus Gaspoltshofen (OÖ). Sie haben sich der biologischen Freilandhaltung von Schweinen verschrieben. 2010 hat Angelika Stadlmayr den vorher verpachteten Ackerbaubetrieb ihrer Eltern übernommen, ein Jahr später wurde auf Bio umgestellt, 2012 begann man probeweise mit zehn Schweinen. “Stallhaltung wäre für uns nicht infrage gekommen”, so Adi Stadlmayr, “zum einen wegen notwendiger Investitionen, zum anderen, weil mir die Haltung sehr wichtig ist.” “Wir wollen unseren Kunden nur Produkte anbieten, an die wir selber glauben und von denen wir überzeugt sind”, ergänzt Angelika Stadlmayr. Schweine in Freilandhaltung gibt es derzeit noch selten, und die Nachfrage nach Biofleisch ist groö.
Schweine sind Teil der Fruchtfolge
In den vergangenen vier Jahren erfolgte die Schweinehaltung saisonal. Im April wurden sie eingestellt, im Oktober verkauft. Im heurigen Jahr begann man mit der ganzjährigen Haltung, insgesamt sollen heuer 80 Tiere vermarktet werden. Die Schweine werden dabei in die Fruchtfolge des Ackerbaus integriert. “Nach Weizen und Kleegras folgen die Schweine, anschlieöend wieder Getreide oder Mais”, so Adi Stadlmayr. Jedes Monat werden zehn Ferkel mit zwölf Wochen von einem Biobetrieb zugekauft, sechs bis acht Monate bleiben sie am Betrieb. “Probleme mit Krankheiten gibt es so gut wie nicht”, sagt Angelika Stadlmayr: “Bei den bis jetzt etwa 200 gehaltenen Schweinen gab es keine Ausfälle, und ein Antibiotika-Einsatz war erst zweimal notwendig”. Die Fütterung erfolgt ad libitum mit Futterautomaten am Feld – Ziel ist, demnächst das am Hof erzeugte Futter zu nutzen. Der Investitionsaufwand hielt sich in Grenzen, ebenso ist der Arbeitsaufwand überschaubar.
Erfolgreiches Vierergespann
Jede Woche gelangen ein bis zwei Schweine zur Schlachtung in eine nahe Metzgerei. Für die Verarbeitung haben die Stadlmayrs in Nicole und Toni Bürstinger die perfekten Partner gefunden und gemeinsam das Unternehmen “bioFreiland” gegründet (siehe Infokasten). Toni Bürstinger ist gelernter Metzgermeister, seine Frau Nicole leitet eine Kochschule in Gaspoltshofen. Wöchentlich wird das Fleisch zu einer Fülle an Produkten verarbeitet: Vom Schopf über diverse Würste und Bratlfett bis hin zu fertiger Lasagne oder Leberknö-deln reicht die Palette. “Von der Nase bis zum Schwanz wird alles verarbeitet”, sagt Angelika Stadlmayr. Das wollen sie auch den Kunden “beibringen”. In Fleischverarbeitungskursen in der Kochschule von Nicole Bürstinger lernen die Teilnehmer, eine ganze Schweinehälfte zu verarbeiten. Generell ist dem Vierergespann die Kommunikation mit dem Kunden wichtig – “und da herrscht teilweise noch viel Aufklärungsbedarf.”
“Doppelt bis dreimal so teuer”
Der Schnitzelpreis liegt bei 19 Euro je Kilogramm, der Lungenbraten wird um 30 Euro je Kilogramm verkauft. “Ja, unser Fleisch ist teuer, es kostet das Doppelte bis Dreifache im Vergleich zum konventionellen”, sagt Adi Stadlmayr. Ihre Kunden seien aber bewusste Kunden. “Leute, die bei uns kaufen, essen nicht viel Fleisch, das muss dafür hochwertig sein”, so Stadlmayr. Und weiter: “Die Menschen müssen wieder lernen, wie viel man für ein gutes Lebensmittel ausgeben darf”. Die Schweinehaltung ist derzeit noch Hobby für die Stadlmayrs, vor allem, weil die Verarbeitung ein “irrer organisatorischer Aufwand ist”. Beide arbeiten neben dem Ackerbaubetrieb derzeit noch auswärts. Läuft das heurige Probejahr weiterhin gut, will man aber aufstocken und “vielleicht auch irgendwann in den Vollerwerb gehen”.
Ein Bio-Unternehmen: Zwei junge Familien kooperieren
Mit Jahresbeginn haben Angelika und Adi Stadlmayr sowie Nicole und Toni Bürstinger das Unternehmen “bioFreiland” gegründet. Es setzt aufnachhaltiges Schweinefleisch. Am Hof von Angelika und Adi Stadlmayr erfolgt der Aufwuchs der Schweine, bei Nicole und Toni Bürstinger wird das Fleisch weiter-verarbeitet. In einer Vielzahl an Produkten gelangt es zu den Konsumenten. Der Absatz erfolgt über den Welser Wochenmarkt, über die zwei Regionalläden “Frau Holle” in Grieskirchen und die “Vorratskammer in Wels sowie ab Hof auf Bestellung. Infos unter www.biofreiland.at