Schöne Bestände, Preise mit Fragezeichen

Laut Erntevorschau der LK Österreich könnte die Getreideernte 2016 ein Mengenplus von zwei Prozent ergeben. Offen ist derzeit noch die Qualitätsfrage und damit auch, zu welchen Preisen die Ernte zu vermarkten sein wird.

Lokalaugenschein auf einem Wintergerstenschlag - im Bild v. l. Johann Blaimauer (RWA), Helmut Wagentristl (Boku-Versuchswirtschaft Groß Enzersdorf), Franz Windisch, Hermann Schultes und Franz Stefan Hautzinger. ©BZ/Maad
Lokalaugenschein auf einem Wintergerstenschlag – im Bild v. l. Johann Blaimauer (RWA), Helmut Wagentristl (Boku-Versuchswirtschaft Groß Enzersdorf), Franz Windisch, Hermann Schultes und Franz Stefan Hautzinger. ©BZ/Maad
Eine Freude für jeden Landwirt”, so kommentierte der Präsident der LK Burgenland, Franz Stefan Hautzinger, anlässlich der Erntepressefahrt der LK Österreich am 22. Juni das Erscheinungsbild der Getreidebestände in Ostösterreich. Der Lokalaugenschein auf einem Wintergerstenfeld am Versuchsgut der Universität für Bodenkultur in Groß Enzersdorf (NÖ) bestätigte Hautzingers Aussage. Auch weiter im Westen seien die Bestände durchwegs positiv zu bewerten, hieß es bei der Pressefahrt.
In Summe, so die Kalkulation der LK Österreich, könnten Österreichs Getreidebauern im laufenden Jahr eine Getreideernte von rund 3,28 Mio. Tonnen einbringen. Dieser Wert würde das Vorjahresergebnis um gute zwei Prozent übertreffen, den Fünfjahresdurchschnitt sogar um rund sieben Prozent.

Regionale Erträge, globale Preise

Laut Franz Windisch, Präsident der LK Wien, präsentiere sich der Markt entgegen der erfreulichen Ertragsprognose jedoch “ernüchternd”. Denn den regional guten Erträgen stehe eine globale Preisbildung gegenüber, bei der die Zufuhrpreise aus Überschussregionen der Maßstab seien, an dem sich auch die Inlandspreise zu messen haben.
Laut Prognose der EU-Kommission (Mars-Bulletin vom 20. Juni 2016) ist in Exportregionen wie der Ukraine und auch im europäischen Teil Russlands eine überaus gute Getreide- und möglicherweise auch Maisernte zu erwarten. Entsprechend gedämpft sind die Preisaussichten.
LK Österreich-Präsident Hermann Schultes wies bei der Frage der Preisbildung auch darauf hin, dass noch offen sei, welche Qualitäten hinter der reinen Mengenprognose stehen. Wichtig sei, so Schultes, dass Österreichs Bauern “die Qualitäten, die den besseren Preis erzielen, auch erreichen.”

Weizenerträge deutlich über dem Fünfjahresmittel

Ausschlaggebend für die Mengensteigerung dürfte vor allem das Ergebnis beim Weizen sein. Dieser macht mit voraussichtlich rund 1,7 Mio. Tonnen etwa die Hälfte der Gesamternte aus und liegt damit um 6,5 Prozent über der Vorjahresernte bzw. um rund 10 Prozent über dem Fünfjahresmittel. Auch die Wintergerste konnte als Volumengetreide deutlich zulegen. Die erwartete Menge von 550.000 Tonnen liegt um etwa 4,7 Prozent über dem Vorjahr bzw. um 13,4 Prozent über dem Fünfjahresmittel. Ebenfalls deutlich im Plus ist Triticale, bei dem die LK Österreich eine Gesamtmenge von 300.000 Tonnen erwartet. Zurückgehen dürften die Ernteergebnisse demgegenüber bei Sommergerste. Diese dürften nur noch etwa 255.000 Tonnen erreichen, was um 16 Prozent unter dem Fünfjahresmittel liegt. Auch der Roggen wird mit 175.000 Tonnen deutlich zurückfallen (minus 16 Prozent zum mehrjährigen Mittel). Die Einbußen bei Sommergerste und Roggen sind vor allem auf die deutlich reduzierten Anbauflächen zurückzuführen.

Sehr große Steigerungen bei Hartweizen

Sehr große Mengenänderungen weist die LKÖ-Prognose beim Hartweizen aus. Dieser könnte mit 105.000 Tonnen ein Ernteergebnis in historischer Höhe erzielen (plus 54 Prozent zum Fünfjahresmittel), was auf den Summationseffekt von Flächenausweitung und hohen Erträgen zurückzuführen ist. Zu welchen Konditionen die Mengenzuwächse am Markt unterzubringen sind, bleibt abzuwarten.
Gleiches gilt auch für den Ölkürbis, dessen Anbaufläche die heimischen Bauern gegenüber dem Vorjahr noch um 23 Prozent ausgeweitet haben auf nunmehr fast 40.000 ha.
Im Bereich Biogetreide hat die LK Österreich ein Flächenplus von rund zehn Prozent ermittelt, was auf eine erneute Welle an Umstellungsbetrieben zurückzuführen sein dürfte.
Für die EU im gesamten ist laut Juni-Bulletin der EU-Kommission von einem Ertragsplus bei Getreide (einschließlich Mais) von rund fünf Prozent gegenüber dem Fünfjahresmittel auszugehen. Dies ist vor allem auf verbesserte Bedingungen in Spanien, Italien und Portugal zurückzuführen. In großen Getreidebauregionen wie Frankreich und Deutschland kommt es aufgrund extremer Wetterereignisse wie Starkregen und Nässe jedoch zu Ertragsminderungen.
Wie Schultes betonte, gilt auch heuer wieder die Bauernregel, dass die Ernte erst dann unter Dach und Fach sei, wenn die Abrechnung am Konto angekommen ist. Wie an der Prognose abzulesen sei, werde sich der Frost von Ende April beim Getreide kaum auf das Gesamtergebnis auswirken. Starke Einbußen gebe es hier jedoch im Obstbau und im Weinbau, erinnerte der LK Österreich-Präsident.

Österreich bleibt GMO-Frei: Keine Patente auf Sorten und Züchtungen

Österreich bleibt konsequent GMO-frei. Nach diesem Leitsatz hat der parlamentarische Ausschuss für Forschung, Innovation und Technologie am 23. Juni eine Klarstellung zur Biopatent-Richtlinie genehmigt. Dazu haben die Regierungsparteien eine Entschlieöung eingebracht, nach der Pflanzen und Tiere, die ausschlieölich durch “im Wesentlichen biologische Verfahren” gewonnen werden, von einer Patentierung ausgenommen sind. Der Ausschuss hat die Entschlieöung einstimmig angenommenen. Damit ist nun gesetzlich festgehalten, dass eine Patentierung konventionell gezüchteter Nutzpflanzen und Nutztiere unzulässig ist. Dies sei auch “ein gemeinsames politisches Signal u. a. in Richtung des Europäischen Patentamts”, hieö es im Parlament. Bedeutung hat das Thema im Zusammenhang mit neuen Zuchtmethoden, bei denen die Grenzen zur klassischen Gentechnik verschwimmen. Laut LK Österreich-Präsident Schultes sei es wichtig, auch in Zukunft zu gewährleisten, dass Österreichs Landwirte selbst erzeugtes Saatgut auf dem eigenen Betrieb auch verwenden dürfen (“Landwirteprivileg”). Zudem ist es auch jedem Züchter unbenommen, jedwedes “Material” für seine Zuchtarbeit zu verwenden (“Züchterprivileg”). Die neuen Regelungen dienen der Stärkung des Sortenschutzes, so Schultes. Die Abgrenzung gegenüber “harter Gentechnik” solle anhand des Freisetzungsparagrafen erfolgen. Die biologische Ursprünglichkeit einer Pflanze sei gegeben, solange keine fremde Erbsubstanz eingebracht werde.

Hans Maad

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