“Saatgut Austria” forciert Bio-Sortenzüchtung

Der Branchenverband Saatgut Austria lud von 21. bis 23. November zur Pflanzenzüchtertagung nach Gumpenstein. Thema der Tagung waren Investitionen in Forschung und eine moderne Pflanzenzüchtung, um Ziele des Green Deal in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft zu erreichen.

Im Rahmen des Forschungsprojekts Ecobreed wird Weizen gezüchtet, der gegen Steinbrandinfektionen tolerant ist.

Anlässlich der 73. Saatgut Austria-Pflanzenzüchtertagung konnte Obmann Michael Gohn zahlreiche internationale Teilnehmer begrüßen. Die Vorträge der hochkarätigen Wissenschaftler und Züchter aus aller Welt widmeten sich diesmal den neuen Züchtungsmethoden sowie dem Projekt ECOBREED.

Quelle: www.photonews.at / Anna Rauchenberger
Michael Gohn, Obmann Saatgut Austria

„Die EU-Kommission hat im Green Deal ambitionierte Ziele formuliert. Um diese zu erreichen, braucht es eine innovative Pflanzenzüchtung. Nur so sind die Pflanzen tolerant gegen Stress durch Hitze, Trockenheit und andere Wetterextreme sowie gegen unterschiedliche Schaderreger gewappnet. Zudem belegt eine Studie von HFFA Research, dass zwei Drittel der jährlichen Ertragssteigerungen auf die Pflanzenzüchtung zurückzuführen sind. Die Züchtung ist damit ein wesentlicher Baustein für die nachhaltige Landwirtschaft von morgen sowie einen hohen Selbstversorgungsgrad aus einer regionalen Produktion“, betonte Michael Gohn. Er hob zudem die hohe Bedeutung der Züchtung für den Bio-Sektor hervor, indem etwa gezielt und kontinuierlich auf Resistenzen gegen unterschiedliche Schaderreger gezüchtet wird.

Jorasch: Züchtung muss beschleunigt werden  

Petra Jorasch, Manager Plant Breeding Innovation Advocacy bei Euroseeds, betonte in ihrer Keynote, dass es einen differenzierten, verhältnismäßigen und praktikablen Regulierungsrahmen für Sorten aus einer Züchtung mit neuen Methoden braucht. Sie hebt dazu die Ergebnisse einer Studie hervor, die den Nutzen einer innovativen Pflanzenzüchtung aufzeigt: Demnach leistet die Züchtung einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Herausforderungen bei der Produktivität, Ernährungssicherheit und dem Klimawandel, indem Landressourcen und Betriebsmittel eingespart sowie Erträge und die Qualität von Lebens- und Futtermitteln gesteigert werden. So kann etwa dem zu erwartenden Produktivitätsverlust durch die EU-Farm to Fork-Strategie von 23 %, der sich aus der Stilllegung von Flächen (10 %) und Ertragsverlusten (13 %) ergibt, nur zu einem Teil entgegengewirkt werden.

Allerdings wird die Geschwindigkeit des derzeitigen Züchtungsfortschritts insbesondere bei Weizen, Raps, anderen Ölsaaten und Hülsenfrüchten alleine nicht ausreichen, um die zu erwartenden Verluste zu kompensieren. Jorasch unterstreicht daher, dass die Pflanzenzüchtung beschleunigt werden sollte. Davon profitieren die Umwelt (z.B. Reduzierung der Betriebsmitteleinträge durch Resistenzzüchtung und Schonung der Landressourcen), die Gesellschaft (z.B. höhere Qualität von Lebensmitteln) und die Wirtschaft (z.B. höhere Erträge).

ECOBREED: Wichtiger Beitrag zu höherem Bio-Anteil

Auch das Forschungsprojekt ECOBREED nahm einen wichtigen Teil der diesjährigen Pflanzenzüchtertagung ein. Das internationale Bio-Pflanzenzüchtungsprojekt deckt sich mit den Zielen des Green Deal und wird aus EU-Mitteln finanziert. Ziel ist es, die Verfügbarkeit von Saatgut und Sorten für den Bio-Sektor zu erhöhen, indem Methoden, Strategien und die Infrastruktur für eine biologische Pflanzenzüchtung und die Herstellung von hochqualitativem Biosaatgut verbessert werden. Zu den Züchtungszielen des Projekts zählen eine verbesserte Stressresistenz, erhöhte Nährstoffeffizienz und höhere Qualität. Aus Österreich sind die Universität für Bodenkultur, die Gleisdorfer Saatzucht und Saatgut Austria beteiligt. Im Projekt werden die Kulturarten Weizen, Buchweizen, Sojabohne und Kartoffel bearbeitet.

Ein Schwerpunkt bei Weizen liegt in der Resistenzzüchtung gegen Steinbrand. Im Rahmen des Projektes wurden von der Universität für Bodenkultur (BOKU) Resistenzquellen aus den USA eingekreuzt und die Resistenzgene mittels genetischen Fingerprints in den Kreuzungsnachkommen verfolgt. In künstlich infizierten Versuchen 2021 und 2022 konnten einige Linien selektiert werden, die keinen Befall zeigten. Diese Linien müssen nun auf ihre Leistungsfähigkeit und Qualitätseigenschaften geprüft werden.

Zudem wurden alte und neue Sorten sowie aktuelles Zuchtmaterial in drei Prüfnetzen getestet. In Summe wurden bisher circa 200 verschiedene Sorten und Zuchtstämme auf ihre Eignung für die biologische Landwirtschaft geprüft. In allen Prüfungen zeigten moderne Kurzstroh-Sorten aus konventionellen Zuchtprogrammen die höchsten Erträge. In vielen Fällen handelt es sich dabei aber um Futterweizen oder Sorten mit nur mittlerer Backqualität.

 

- Bildquellen -

  • W211020 Michael Gohn: www.photonews.at / Anna Rauchenberger
  • 2248 W Parzelle Weizen: Saatgut Austria / RWA
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AUTORH.M.
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