Das trockene Frühjahr in Kombination mit Windwurf und Schneebruch im Herbst und Winter haben den rindenbrütenden Schadinsekten vielerorts optimale Lebensbedingungen geboten. Um eine exponentielle Ausbreitung zu verhindern, sind die Waldbesitzer gefordert, von Borkenkäfer befallene Bäume schnell aufzuarbeiten und aus dem Wald zu entfernen. Dabei sollte aber Vorsicht an erster Stelle stehen.

Vom Erkennen eines käferbefallenen Baumes über die Entscheidung wie viele Bäume entnommen werden bis hin zum Abtransport bleibt dem Waldbesitzer nur eine kurze Zeitspanne, um das Ausfliegen und den Befall weiterer Bäume zu verhindern. Wenn sich der Einsatz von Harvester und Forwarder aufgrund der geringen Menge nicht lohnt, ist die motormanuelle Fällung hier oft das Mittel der Wahl. Die Fällung eines Käferbaumes kann jedoch zu gefährlichen Situationen führen. Wenn eine Kalamität ganze Regionen heimsucht, geraten alle beteiligten Akteure unter Druck. Die psychische Belastung erhöht die Anzahl menschlich bedingter Fehler und in Folge die Unfallwahrscheinlichkeit.
Umso stärker der Stress empfunden wird, desto durchdachter sollte Planung, Organisation und Arbeitsausführung erfolgen. Ausreichend Zeit für die Arbeit nehmen, zuverlässige Mitarbeiter und vertrauensvolle Geschäftspartner minimieren den gefühlten Stress merklich. Ausbildung, persönliche Schutzausrüstung, genügend Hilfsmittel für die Fällung und Erfahrung sind eine solide Basis für die Ausführung der Arbeit. Mit der Verlegung von körperlich anstrengenden Arbeiten in die Morgen- oder Abendstunden kann die Belastung zudem an heißen Tagen verringert werden. Eine durchdachte Pausengestaltung und genügend Flüssigkeitsaufnahme sind ebenfalls wichtig.

Bäume mit trockener Krone verhalten sich anders

Bei der Fällung von trockenen Käferbäumen mit der Motorsäge sind zudem Besonderheiten zu berücksichtigen. Durch das geringe Gewicht im Wipfelbereich verzögert sich das Fallmoment. Der Stamm neigt sich durch das Setzen mehrerer Keile dann schon meterweit nach vorne, doch er fällt nicht. Bewegt er sich dann endlich in die gewünschte Fallrichtung reicht ein Ast des Nachbarbaumes und er „hängt“. Eine Prozedur, die dem Motorsägenführer nervlich viel abverlangt. Handelt er unüberlegt, kann es zu schweren Unfällen kommen.

Den nötigen Kick zum Fallen geben

Wichtig ist ein hindernisfreier Fallbereich. Um dem Baumstamm den nötigen Kick zum Fallen zu geben, sollten folgende Punkte beherzigt werden. Die Fallkerbtiefe sollte nicht mehr als 1/4 des Stockdurchmessers betragen. Je kleiner der Fallkerb, desto tiefer kann der Fällschnitt angelegt werden. Ein längerer Fällschnitt bewirkt eine bessere Hebelwirkung der Fällhilfen und somit ein schnelleres Kippen des Baumes. Die Bruchleiste darf bei trockenen Stämmen auch mal nur ein knappes Zehntel des Stockdurchmessers betragen; außer die Holzfasern im Bereich der Bruchleiste erweisen sich als nicht nagelfest. Ist die Holzfestigkeit im Bereich der Bruchleiste beeinträchtigt, ist diese stärker auszuformen.

Fällhilfen nützen

Bei Stockdurchmessern bis max. 30 cm stellen Fällheber eine sinnvolle Alternative zu Fällkeilen dar. Bei einer geringen Einschubtiefe von 6 bis 8 cm kann der Baum sehr gut aufgehebelt und bei Bedarf nachgedrückt werden. Bei Bäumen über 30 cm Durchmesser ist die Verwendung von mindestens zwei Fällkeilen vorzusehen. Wie schon erwähnt, benötigen wipfeltrockene Bäume etwas mehr Hub. Nachsetzkeile oder zum Aufdoppeln geeignete Fällkeile sollten griffbereit in ausreichender Anzahl mitgeführt werden. Schwerere Bäume können mit mechanischen oder hydraulischen Fällhilfen zu Fall gebracht werden. Mit diesen Fällhilfen ist das, im Gegensatz zu geschlagenen Keilen, vibrationsfrei möglich. Die Gefährdung durch herabstürzende Kronenteile, insbesondere bei schon längerer Zeit dürren Bäumen wird dadurch deutlich verringert. Sollten Sie sich entschließen, diese sehr kraftsparenden Fällhilfen zu verwenden, beachten Sie unbedingt die vom Hersteller vorgegebenen Bedingungen. Besonders kritische Bäume werden am besten seilgestützt gefällt. Der mit einem Seil vorgespannte Baum wird mittels Vorhängerschnitt und tiefergestelltem Zugleistenschnitt in sicherer Weise gefällt. In jedem Fall verlangt die Fällung von trockenen Bäumen Spezialwissen und eine vorausschauende Arbeitsausführung.

Quelle: Fast Ossiach

 

Gefährliche Hänger und Knicksituationen

Durch das träge Fallverhalten trockener Bäume kommt es häufig zu Hängersituationen. Neben den bekannten Problemen knicken abgestorbene Stämme auch leichter ab und der obere Teil des Baumes stürzt entgegen der Fällrichtung dem Motorsägenführer entgegen. Dieser Gefahr kann man nur durch Zurückweichen entgehen. Sobald der Baum zu kippen beginnt, muss sich der Motorsägenführer in einen sicheren Bereich begeben und dort abwarten bis alle Bäume, die durch den fallenden Baum in Schwingung geraten sind, still stehen. Bei Hängersituationen gilt es Ruhe zu bewahren. Der Baum darf nur durch Abdrehen, Abzappeln oder Abziehen mit einem Seilzuggerät zu Fall gebracht werden. Jede andere Methode, oder der Aufenthalt unter dem angelehnten Stamm ist verboten.
Auf jeden Fall müssen bei der Fällung von trockenen Käferbäumen genügend Hilfsmittel griffbereit vor Ort bereitgelegt werden. Bei den meisten Fällhebern ist eine Wendehake montiert, einen Sappel benötigt man auch zum Vorrücken und im schlepperbefahrbaren Gelände ist meist ein Traktor mit Anbauwinde in der Nähe. In abgelegenen Gebieten ist eine Kleinseilwinde oder ein Greifzug mitzuführen. Dazu kommt wie bei jeder Fällung der Schutz unbeteiligter Personen durch Absperrtafeln. Mit diesen Hilfsmitteln kann mit entsprechendem Wissen und Erfahrung der Baum sicher zu Fall gebracht werden. Beachten Sie dabei: Gerade beim Aufarbeiten von Schadholzbäumen sollte eine zweite Person in Rufweite sein. Auf Sicherheitsabstände ist zu achten. Zur motormanuellen Fällung bietet die SVS Merkblätter an,  sofern es die Corona-Situation zulässt veranstalten Ausbildungsstätten – wie etwa die Fast Ossiach – Kurse (http://www.fastossiach.at/index.php/kurskalender).

Dieter Seebacher,  FAST Ossiach

Weiterbildungstipp

Wer sein Wissen rund um die Waldbewirtschaftung deutlich vertiefen möchte, auch abseits von forsttechnischen Themen, dem sei die „Ausbildung zum Praxisprofi für Waldbewirtschaftung – Lehrgang Forstwirtschaftliches Betriebsmanagement“ empfohlen. Der Kurs steht von 14. September bis 11. Dezember auf dem Programm und wird von der FAST Ossiach (Kärnten) veranstaltet. In mehr als 500 Stunden bzw. 13 Wochen theoretischem und praktischem Unterricht sollen die Teilnehmer alle Fähigkeiten für eine moderne Waldbewirtschaftung vermittelt bekommen. Das Team der FAST Ossiach mit Unterstützung eines Forstrechtsexperten, der Landwirtschaftskammer und der Sicherheitsakademie Krumpendorf unterrichtet in den Fächern Waldbau, Waldarbeit, Holzmarktlehre, Holzbringung, Arbeitssicherheit, Gesetzeskunde, Maschinenkunde, Forsteinrichtung, Forstschutz, Rechnungswesen und Pflichten einer öffentlichen Wache. Mit erfolgreicher
Absolvierung des Kurses erfüllen Teilnehmer die Voraussetzung für eine Beeidigung als Forstschutzorgan. Zudem gilt er auch als Lehrgang für forstwirtschaftliches Betriebsmanagement und ist Hauptbestandteil der Ausbildung zum Forstwirtschaftsmeister. Der geförderte Kursbeitrag inkl. Fachliteratur und Unterlagen beträgt 2.600 Euro (sonst 5.200 Euro). Infos/Anmeldung: Fast Ossiach, Tel.: (+43) 04243-2245-0, www.fastossiach.at

- Bildquellen -

  • Schnitttechnik: Fast Ossiach
  • Schnitt Baum: agrarfoto.com
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