Jedes dritte österreichische Rind muss im Ausland vermarktet werden. Auf den Exportmärkten ist die Lage derzeit aber schwierig, was die Preise unter Druck bringt. Beim Stier ist der Preis seit Jahresbeginn um 40 Cent je Kilogramm gesunken, was einen Mindererlös von 180 Euro je Tier bedeutet. Ebenso ist der Preis je Schlachtkuh verglichen mit dem Frühjahr 2015 um 40 Cent je Kilogramm oder 140 Euro je Kuh geringer. Diese trüben Aussichten berichteten LK-OÖ-Präsident Franz Reisecker und der Geschäftsführer der österreichischen Rinderbörse Rudolf Rogl in einer Pressekonferenz vergangenen Montag.
Verdrängung durch billigere Produzenten
Ausschlaggebend dafür sind laut Rogl eine Summe von Faktoren: Zum einen werden typische Exportländer in Europa von billiger produzierenden Ländern mit niedrigeren Rindfleischpreisen beliefert. Italien als wichtiges Exportland wird beispielsweise verstärkt mit Rindfleisch aus Polen beliefert.
Ebenso geht der Rindfleischkonsum in Ländern wie Italien, Spanien oder Frankreich zurück, was auch auf deren sinkende Haushaltseinkommen zurückzuführen ist. Zudem führt die schlechte Lage am Milchmarkt besonders in Deutschland und Holland zu vermehrten Schlachtungen und einem höheren Rindfleischangebot. Für Österreich gesamt werden kaum erhöhte Schlachtungen registriert, wobei allerdings regionale Unterschiede feststellbar sind. Oberösterreichweit haben die Schlachtungen im März und April leicht zugenommen.
Nicht zuletzt zeigen auch die niedrigen Schweinefleischpreise Auswirkungen, weil in der Verarbeitung teilweise Schweinefleisch als Ersatz für Rindfleisch verwendet wird. Stabile Preise werden momentan nur im Bio-Rindfleischbereich erreicht.
Für den weiteren Marktverlauf sei nun entscheidend, so Reisecker, “ob mit der beginnenden Weidesaison EU-weit das Angebot speziell bei Kühen und Kalbinnen zurückgeht. Dies würde den Marktdruck verringern.” Ebenso sei auch “Russland als enorm aufnahmefähiger Markt außerhalb der EU aufgrund des Embargos derzeit nicht zu aktivieren.” Nebenbei gelte es, neue Märkte zu erschließen, was vom Landwirtschaftministerium in zahlreichen Exportinitiativen intensiv vorangetrieben wird. Aber, so Reisecker: “Das geht nicht von heute auf morgen. Da wird es nur mittelfristig Chancen geben.”
Potential für Inlandsmarkt liegt in der Gastronomie
Positivere Nachrichten gibt es am Inlandsmarkt. Hier ist es gelungen, mit Qualitätsoffensiven und Markenprogrammen den Absatz stabil zu halten. Das grööte Potential für inländischen Rindfleischabsatz besteht laut Rogl “weiterhin in der Gastronomie”. Der Schlüssel dazu liegt in der Herkunftskennzeichnung, denn der Konsument muss die Qualität “annehmen, aber auch erkennen.”