Erwin Pröll, längst dienender Landeshauptmann von Niederösterreich, kündigte heute, Dienstag, seinen Rückzug aus der Politik an. Kurz nach seinem 70. Geburtstag am 24. Dezember 2016 und wenige Monate vor seinem 25-jährigen Amtsjubiläum als NÖ Landeshauptmann erklärte Pröll, am Landesparteitag der ÖVP-Niederösterreich, der voraussichtlich im kommenden März stattfinden wird, nicht mehr als Landesparteichef kandidieren zu wollen und im Frühjahr auch als Landeshauptmann zurückzutreten.
Vom Bauernbund zum Langzeit-LH
Pröll, der aus einer Weinbauernfamilie in Radlbrunn stammt und an der Boku zum Agrarökonomen promovierte, begann seine Laufbahn als wirtschaftspolitischer Referent im Österreichischen Bauernbund. Mit 33 Jahren wechselte er in die NÖ Landesregierung, zuerst als Agrarlandesrat, dann als LH-Stellvertreter und Finanzreferent, ehe er am 22. Oktober 1992 die Nachfolge von Siegfried Ludwig als Landeshauptmann antrat. Seither hat Pröll nicht nur das Land Niederösterreich geprägt, wie keiner zuvor, sondern auch maßgeblichen Einfluss in der Bundespolitik. Und: Er ist der letzte Landeshauptmann, der über eine absolute Mehrheit verfügt.”Der Herrgott hat‘s ganz schön gut mit mir gemeint”, sagte Pröll anlässlich seines 70. Geburtstages. Mit der Politik macht er jetzt, wenige Wochen später, Schluss und will sich künftig seiner Familie widmen: “Es gibt Höheres als die Politik.”Dass Pröll diese entscheidend mitgeprägt hat und dass er sich auch stets für die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern eingesetzt hat, wurde auch in den Reaktionen auf seine Rücktrittsankündigung deutlich. “Pröll hatte stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Bauern und hat es unbeirrbar verstanden, Anliegen des ländlichen Raumes zu formulieren und in reale Politik für die Menschen in den Dörfern zu übertragen. Mit Strategie, Umsicht und politischem Weitblick setzte er in seiner Ära als Landeshauptmann Meilensteine, die über alle Bevölkerungsgruppen hinweg als positiv für Niederösterreich anerkannt sind. Eine derartige Universalität ist einzigartig und besonders”, sagte Bauernbund-Präsident Jakob Auer in einer ersten Reaktion auf die Rücktrittsankündigung.
Pröll übergibt ein gut bestelltes Haus
ÖVP-Bundesparteiobmann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner sprach Pröll im Namen der gesamten Volkspartei seinen Respekt und seine Anerkennung aus. “Erwin Pröll hat für Niederösterreich enorm viel geleistet und erreicht. Er hat sein Amt als Landeshauptmann vorbildlich wahrgenommen und wird daher ein gut bestelltes Haus übergeben.” Respekt für die Leistungen Prölls kamen aber nicht nur aus der eigenen Partei, sondern auch vom politischen Mitbewerber. “Erwin Pröll hat als Landeshauptmann 25 Jahre für sein Bundesland gearbeitet. Er hat die Politik in Österreich über die Grenzen seines Bundeslandes hinaus geprägt. Ich bedanke mich bei ihm für diesen Einsatz und dieses Engagement”, so SPÖ-Vorsitzender und Bundeskanzler Christian Kern. Pröll selbst sagte, seine Entscheidung sei über Weihnachten und Neujahr mit der Familie gefallen. Durch drei absolute Mehrheiten in Folge habe er klare Verhältnisse erhalten. Diese klaren Verhältnisse wollte er nun auch für die nö. Bevölkerung schaffen.
Christine Demuth