Bio-Anbau im größeren Stil ist das Markenzeichen der Firma Rathgeb Bio, die in Unterstammheim im Nordosten des Schweizer Kantons Zürich ansässig ist. „Im größeren Stil“ bedeutet hier mehr als 60 Gemüsearten kultiviert auf knapp 400 Hektar Anbaufläche im Freiland und rund 300 Hektar weiteren Flächen bei Partnerbetrieben, samt 7,3 Hektar unter Glas.
Bio-Karotten und Bio-Kartoffeln sind von Beginn an die Stützen des Betriebs. Bei den Bio Austria-Kartoffeltagen im vergangenen Dezember sprach Daniel Hangartner von Ratgeb Bio vor allem über den Kartoffelanbau des Unternehmens und dessen besondere Maßnahmen zur Ernteverfrühung.
180 Hektar Kartoffeln, rund 30 Sorten
Der Kartoffelanbau macht bei Rathgeb Bio in Summe jährlich rund 180 Hektar aus, wobei mit etwa 30 Sorten das gesamte Reife- und Typenspektrum zur Aussaat kommt. Zudem gibt es eigene Sortentests mit jährlich etwa 80 Sorten.
Bei 800 bis 1.000 mm Jahresniederschlag sollte Trockenheit nicht das große Problem sein, dennoch wird ein Teil der Kartoffelflächen beregnet, weil die Niederschlagsverteilung ungünstig ist und es während der Vegetatoin zu Trockenphasen kommt.
Generell achtet Hangartner bei der Biokartoffel auf einen zumindest fünfjährigen Anbauabstand. Bevorzugt werden für die Kartoffel leichte bis mittlere Böden mit guter Struktur und Wasserführung. Schläge mit Senken und Staunässe vermeidet man. Kartoffel steht auch nicht nach Gründüngung, Lauch oder Karotten. Das Hauptproblem bei den Schädlingen sind Schnecken. Der Drahtwurm sei eher in Betrieben mit Tierhaltung ein Problem.
Vorkeimen bringt zwei Woche frühere Ernte
Bei Kartoffelanbau ohne Beregnung und vor allem bei den Frühkartoffeln wählt man bei Rathgeb Bio auf 40/55 kalibriertes Saatgut. Die größeren Knollen bringen eine stärkere Triebkraft mit, so Hangartner. Zudem wird „gut vorgekeimt“, was zumindest zwei Wochen Erntevorsprung ergibt. „Wir wollen die Ersten sein“, so der Fachmann. Denn wer in der Frühsaison um eine Woche zu spät komme, der habe verloren. Die besten Preise zum Saisonstart rechtfertigen aufwendige Maßnahmen. So wurde zum Vorkeimen ein eigener Raum mit geführtem Klima installiert – sprich optimiertes Licht und und gute Luft- und Wärmeführung bei idealen 13 °C. Dies ergebe kräftige Keime, die beim Legen mittel Bandtechnik nicht abbrechen. Vorgekeimt wird bereits ab 1. Jänner. In die Erde kommten die ersten Pflanzknollen bereits ab 1. Februar, auf 18 bis 24 cm relativ eng gesetzt. Geerntet wird ab Anfang Mai mit Erträgen von 20 t/ha zum Start. Damit die Kartoffeln wirklich so weit kommen, wird mit Vlies in Doppellage abgedeckt und bei Bedarf auch frostberegnet. Mit der doppelten Vlies-Decke hat man im Vergleich zu einfachen Vlieslagen oder Vlies-Folienkombinationen die besten Erfahrungen gemacht.
Blindstriegeln, Hacken, Häufeln, Fräsen
Die Beikrautregulierung startet bei Rathgeb-Bio kurz nach dem leben mittels Blindgestriegel. Es folgt ein Hackdurchgang samt Anhäufeln und schließlich wird mittels Dammfräse noch aufgefräst. Wichtig war Hangartner der Hinweis, dass zum Dammformen und Anhäufeln stets Scheiben verwendet werden und niemals Dammbleche. Weitere Eckpunkte des Bio-Kartoffelbaus bei Rathgeb Bio sind:
• Bodenbearbeitung nur bei trockenem Boden mit Tiefenlockerung im Winter, um Schneckeneier zu dezimieren,
• Dammbildung und Häufeln immer mit Scheiben, nie mit Dammblechen,
• Käfervorbeugung mit Novodor, kein Spintor,
• Krankheitsvorsorge vorbeugend mit Cu, ausgebracht in 24 m-Fahrgassen mittels luftunterstützter Technik (Hardy twin).
• Abreifeförderung mittels Abschlegeln und Abflämmen.
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