Im EU-Parlament wurde kürzlich die Entscheidung getroffen, die Verordnung zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes abzulehnen. „Der bisherige Vorschlag war realitätsfremd. Viele Kulturen wären aus der Produktion gefallen und damit wäre die Versorgungssicherheit in Europa massiv gefährdet gewesen. Wir brauchen praxisgerechte Lösungen für eine nachhaltige Pflanzenschutzreduktion“, betonte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger im Zuge der Pflanzenschutztage in Wels.

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Wirkstoffmengen der in Österreich seit 2011 in Verkehr gebrachten Pflanzenschutzmittel.

Gefahr: Sinkende Erträge ohne Pflanzenschutz

Österreich sei diesbezüglich bereits auf einem guten Weg. Durch Maßnahmen im Sinne des „integrierten Pflanzenschutzes“ sowie Hilfsmittel wie den Pflanzenschutzwarndienst werde der Einsatz bereits jetzt auf ein Minimum reduziert. Dass diese Bemühungen Früchte tragen, lässt sich auch an Hand von Zahlen belegen. So ist hierzulande der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel seit dem Jahr 2011 um knapp 20 Prozent zurückgegangen (siehe Grafik im Bild).

Darin wird auch CO2 als Begasungsmittel in Vorratslägern als Pflanzenschutzmittel eingestuft und landet so in dieser Statistik, ohne dass es je auf landwirtschaftliche Flächen gelangt. Neben Österreich hat nur Deutschland CO2 in seiner Statistik. Betrachtet man die Grafik ohne CO2, dann gibt es nur einen leichten Anstieg. Dieser werde durch Wirkstoffe verursacht, die ein relativ hohes spezifisches Gewicht besitzen und mit teilweise hoher Aufwandmenge angewendet werden wie beispielsweise Kupfer, Schwefel, diverse Pflanzenöle und Backpulver, die sowohl im biologischen Landbau als auch im integrierten, konventionellen Anbau Verwendung finden.

Laut Landwirtschaftskammer würden „undifferenzierte Maßnahmen zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln“ die Gefahr bringen, dass die Erträge landwirtschaftlicher Kulturen in Europa deutlich sinken bzw. manche Kulturen wie beispielsweise Raps oder Ölkürbis weiter an Fläche verlieren würden. „Überbordende Maßnahmen und Vorschriften in der EU führen letztendlich zu mehr Lebensmittel-Importen. Auf die Produktionsbedingungen außerhalb der EU haben wir aber keinen Einfluss und müssen letztendlich eine Lebensmittel-Qualität akzeptieren, die keineswegs unseren hohen Qualitätsstandards entspricht“, so Waldenberger.

„Landwirte sind Unternehmer und keine Buchhalter“

Das Wachstum der Weltbevölkerung mache es laut Waldenberger notwendig, dass die Landwirtschaft von morgen mehr Lebensmittel mit einem geringeren ökologischen Fußabdruck produzieren muss. Hans Hoogeveen, Präsident des Rates der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist davon überzeugt, dass dies nur mittels einer wissenschaftlich fundierten, nachhaltigen Pflanzenproduktion gelingen könne. „Wir wissen, dass wir Ernährungssicherheit nicht erreichen können, ohne uns um das Klima zu kümmern, und wir wissen, dass wir ohne Bekämpfung des Klimawandels keine Ernährungssicherheit erreichen können. Das Ausmaß der Herausforderungen, vor denen wir bei der Ernährungssicherheit stehen, ist enorm. Daher sind wir alle dazu aufgerufen, unsere Maßnahmen zu verstärken und zu koordinieren, um Hunger, Ernährungsunsicherheit und Unterernährung in der Welt zu beseitigen“, so Hoogeveen, der bei den Pflanzenschutztagen referierte.

Die Landwirtschaft benötige eine „Transformation“, die aber nicht zu mehr Regulierung führen dürfe, deren Kosten schlussendlich die Bauern zu tragen haben. „Landwirte sind Unternehmer die Nachhaltigkeit im Herzen tragen. Machen wir sie nicht zu Buchhaltern und lassen wir ihnen genug Spielraum, um ihren Betrieb wirtschaftlich führen zu können“, so der FAO-Präsident.

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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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