Wie neue Forschungsergebnisse zeigen, benutzen Pflanzen bei Trockenheit ein von Tieren bekanntes Signalmolekül, um ihren Wasserverlust zu begrenzen. Es verschafft ihnen eine Art Gedächtnis dafür, wie trocken der Tag war.
„Ich erforsche seit über 35 Jahren, wie Pflanzen ihren Wasserhaushalt regulieren. Dass wir jetzt unerwartet auf eine völlig neue Strategie des Wassersparens gestoßen sind, gehört zu den größten Überraschungen in meinem Forscherleben.“ Das sagt Professor Rainer Hedrich, Pflanzenwissenschaftler und Biophysiker von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg. Hedrichs Gruppe hat diese neue Strategie gemeinsam mit einem Team von der Universität Adelaide in Australien entdeckt. Die Ergebnisse sind im Journal Nature Communications veröffentlicht.
GABA-Menge als Stressgedächtnis
Die Publikation zeigt: Pflanzen benutzen das Signalmolekül GABA (Gamma-Aminobuttersäure), um sich an die Trockenheit eines Tages zu erinnern. Je trockener es ist, umso mehr GABA häuft sich im Lauf des Tages im Pflanzengewebe an. Und am nächsten Morgen entscheidet die GABA-Menge darüber, wie weit die Pflanze ihre Blattporen aufmacht. Die Öffnungsweite dieser Poren kann den Wasserverlust begrenzen.
GABA ist ein Signalmolekül, das auch bei Menschen und Tieren vorkommt: Es ist dort ein Botenstoff des Nervensystems. Pflanzen haben keine Nervenzellen und kein Gehirn. Und trotzdem taucht nun GABA auch bei ihnen im Zusammenhang mit gedächtnisähnlichen Vorgängen auf.
Geringer Wasserbedarf, hohe Trockentoleranz
Die GABA-Wirkung wurde bei verschiedenen Ackerfrüchten nachgewiesen, wie Professor Matthew Gilliham von der Universität Adelaide erklärt: „Unter dem Einfluss von GABA schließen zum Beispiel Gerste, Saubohnen und Sojabohnen ihre Blattporen.“ Derartig reagieren auch Laborpflanzen, die durch Mutationen mehr GABA produzieren als normal. Diese Mutanten brauchen in Experimenten weniger Wasser und überstehen eine Trockenheit länger.
Die Wissenschaft kennt bei Pflanzen noch andere Signalstoffe, unter deren Einfluss sich die Blattporen schließen. Doch GABA setze auf einen komplett anderen Wirkmechanismus. Das erklärt der Erstautor der Veröffentlichung, Dr. Bo Xu vom Australian Research Council Centre of Excellence in Plant Energy Biology.
Red. MS
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