Pferdetraining rechnet sich als Prävention

Laut einer Schätzung eines Tierarztes sind diese sechs Gelenke bei Pferden am häufigsten von Arthrose betroffen. ©agrarfoto.com, repro: bz
Laut einer Schätzung eines Tierarztes sind diese sechs Gelenke bei Pferden am häufigsten von Arthrose betroffen. ©agrarfoto.com, repro: bz
Für den Menschen bestätigen alle Studien, dass durch eine Änderung des Bewegungsverhaltens – hin zu mehr körperlicher Aktivität – das individuelle Gesundheitsniveau und das Wohlbefinden gesteigert werden. Dadurch reduzieren sich volks- und betriebswirtschaftliche Kosten, welche beim Menschen durch Bewegungsmangel entstehen. Ein wichtiger Kostenfaktor, wenn man bedenkt, dass alleine in Österreich das Einspar-potenzial durch eine Erhöhung des Aktivitätsniveaus bei bis zu 1,1 Milliarden Euro jährlich liegt. Dem Thema “Bewegung als Prävention” wird daher – wenig verwunderlich – zunehmend Bedeutung zugemessen.

Reduzierung von Tierarztkosten

Was für den Menschen gilt, kann aber auch auf das Pferd übertragen werden. Tierarztkosten machen einen nicht unbeachtlichen Teil der Gesamtausgaben für Pferde aus. Natürlich sind von diesen Kosten nicht alle zu vermeiden, aber durch richtiges Training, Kenntnis der anatomischen Voraussetzungen des Pferdes sowie der Ursachen-Wirkungsketten können diese Kosten jedenfalls reduziert werden. Denn wann, warum und wie sich ein Pferd verletzt, ist nicht allein dem Zufall überlassen.

Arthrose durch falsches Training?

Ein Blick auf das obige Foto zeigt, dass an sechs Körperstellen des Pferdes 95 Prozent (%) aller degenerativen Erkrankungen auftreten. Am häufigsten sind das Sprunggelenk und das Fesselgelenk betroffen – beide zusammen machen bereits die Hälfte aller degenerativen Erkrankungen aus. Es folgen das Hufgelenk mit 20 %, das Kniegelenk mit 15 % und die Wirbelsäule und das Karpalgelenk mit jeweils 5 % aller Erkrankungen. Zufall, Schwachstelle oder vielleicht doch die Folgen falschen oder unausgewogenen Trainings? Die Anatomie und die Biomechanik des Pferdes können hier vieles erklären und bilden sozusagen den Schlüssel zum Verständnis der Reitlehre und der Trainingsgestaltung.

Spat: Folge muskulären Ungleichgewichts

Am Beispiel des Sprunggelenks, an welchem in Form des Spats eine der häufigsten degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparats auftritt, kann beschrieben werden, was im Körper des Pferdes passiert und wie mit individuellem, auf das Pferd abgestimmtem Training Probleme verbessert oder optimalerweise sogar vermieden werden.Im Grunde ist das Pferd dazu geschaffen, 16 Stunden täglich zu grasen und weitere acht Stunden zu ruhen. Diese Position, mit tiefem Kopf, in welchem sich das Pferd ohne den Aufwand von Muskelkraft, alleine durch den Seilzugmechanismus des Nacken- und Rückenbandes, trägt, ist für das Pferd absolut unverbrauchend. Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke sind beim ungerittenen Pferd bereits so konzipiert, dass sie diese Bewegungen ausführen können, ohne dass es zu verbrauchenden Mustern kommt. Sogar die Fesselgelenke werden, da der Schwerpunkt weit vorne ist und das Pferd in der Bewegung sozusagen über den Schwerpunkt nach vorne rollt, entlastet.Erst mit der Ausbildung und dem Training des Pferdes muss das Pferd lernen, seine Hinterhand so einzusetzen, dass es beginnt, von hinten zu treten. Damit beginnt der Reiter aber, sein Pferd umzuformen: Vor allem die Muskeln des Pferdes sind dahingehend zu entwickeln, dass das Pferd in der Lage ist, diesen neuen Ansprüchen gerecht zu werden. Und nicht selten kommt es im Zuge der Ausbildung zu muskulären Ungleichgewichten und Dysbalancen, welche sich in weiterer Folge auf Gelenke, Sehnen und Bänder auswirken. So auch beim Spat. Die Entwicklung des Spats beim gerittenen Pferd ist – de facto – nichts anderes als die Folge eines muskulären Ungleichgewichts. Entwickeln sich die sogenannten “Hosen” des Pferdes – im Vergleich zu den restlichen Muskeln – zu stark, so beginnen diese zu starken Muskeln das Knie nach hinten zu ziehen und dadurch zu strecken. Eine Streckung im Kniegelenk führt aber unweigerlich dazu, dass sich auch die Winkel im darunter liegenden Sprunggelenk verändern. Auch dieses wird geradegerichtet, wodurch es in weiterer Folge zur Kompression, zu Abnützungserscheinungen, entzündlichen Prozessen, dem sogenannten Spat, und in weiterer Folge zu einer völligen Verknöcherung des Gelenks kommt.

“Training ist wesentlicher Einflussfaktor”

Die Ursache des Spats ist daher weniger im Gelenk selbst, als im muskulären Gerüst des Pferdes zu suchen, welches primär durch Training beeinflusst wird. Mit entsprechend abgestimmtem Training und dem richtigen Blick auf die möglichen Schwachstellen des Pferdes könnten Probleme wie z. B. Spat daher relativ einfach positiv beeinflusst werden. Dies gilt aber nicht nur für Erkrankungen im Sprunggelenk, sondern auch für das Kniegelenk, die Wirbelsäule und das Fesselgelenk. So kann auch die oben gestellte Frage folgendermaßen beantwortet werden: “Das Training ist ein wesentlicher Einflussfaktor.” Durch passendes ganzheitliches Training können immerhin 70 % aller degenerativen Erkrankungen des Pferdes vermieden oder verbessert werden.Dies war auch die wesentliche Motivation das Ausbildungsprogramm “Equinofit” für Trainer und Reiter zu entwickeln. Der Equinofit-Trainer verfügt über jenes Know-how, mit dem er Schwachstellen von Pferd und Reiter beseitigt und unphysiologische und verbrauchende Bewegungsmuster vermeidet. Denn diese führen andernfalls zu Widersetzlichkeit und Rittigkeitsproblemen beim Pferd. Die Kunst des Equinofit-Trainers ist es, sowohl das Pferd als auch den Reiter am Ist-Stand abzuholen und beide in ihrer Entwicklung zu begleiten, sodass sich Pferd und Reiter in ihrem individuellen Rahmen mit Spaß und Freude weiterentwi­ckeln können. Im Zuge der Ausbildung werden in fünf Pflichtmodulen und in vier Wahlmodulen nötige Kenntnisse über Exterieur, Anatomie, Ausbildung Training, Theorie und Praxis, Taping unterstützte Pferdeausbildung etc. vermittelt. Infos zum Ausbildungskonzept unter www.equinofit.at oder www.equinopathie.at

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