Im Rahmen einer Pressekonferenz mit dem Titel “Studie zur tierschutzkonformen Putenhaltung – Tierschutzminister Anschober fordert EU-Mindeststandards” wurde gestern von Maria-Elisabeth Krautwald-Junghans eine Studie zur zeitgemäßen und tiergerechten Putenhaltung vorgestellt. “Die österreichischen Haltungsbedingungen werden den Forderungen in der Studie bereits weitgehend gerecht. EU-weit gibt es bislang keine Haltungsmindeststandards für Puten, was teilweise zu Besatzdichten bis zu 70 kg Tiergewicht/m2 am Ende der Haltung führt. Im Gegensatz dazu erlaubt das österreichische Bundestierschutzgesetz höchstens 40 kg/m2, das bedeutet bis zu 70% mehr Platz für die Tiere. Bedingt dadurch ergeben sich eine bessere Luftqualität, mehr Bewegungsfreiheit und weniger Tierarzneimitteleinsatz. Trotz höherer Kosten etablieren zunehmend mehr österreichische Handelsketten den strengen gesetzlichen Standard als Mindeststandard beim Einkauf von Putenfleisch. EU-Mindeststandards für die Putenhaltung bringen Verbesserungen für Landwirte und Tiere, sie erfüllen die Erwartungen der Menschen in Europa”, stellt die Zentrale Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG) dazu fest.
Österreichische Standards als Messlatte
Seit dem Inkrafttreten der strengen Haltungsbestimmungen im Bundestierschutzgesetz im Jahr 2005 hat sich die heimische Putenhaltung langsam, aber kontinuierlich weiterentwickelt. Durch die Reduktion der Besatzdichte konnte die Tiergesundheit nachweislich verbessert werden. Ein Indikator dafür ist der damit einhergehende Rückgang beim Antibiotikaeinsatz, der seit 2013 um 58% reduziert werden konnte. Jeder Tierarzneimitteleinsatz wird in der Poultry Health Data (PHD) des Geflügelgesundheitsdienstes QGV dokumentiert. Verschiedene Tiergesundheitsprogramme wurden in Abstimmung mit den Behörden geplant und in Zusammenarbeit zwischen Geflügeltierärzten und Tierhaltern in die Praxis umgesetzt. Als weiterer Erfolg kann die durchgängige Umstellung auf gentechnikfreie Fütterung verbucht werden. Besonders in den letzten Jahren setzen immer mehr Handelsketten den strengen gesetzlichen Standard als Mindeststandard beim Einkauf von Putenfleisch fest. Die Absicherung der Vorgaben erfolgt im Rahmen der AMA-Gütesiegelkontrollen.
Die steigende Nachfrage nach österreichischem Putenfleisch mit dem AMA-Gütesiegel erlaubt nun vielen Landwirten, neu in die Putenhaltung einzusteigen. “Die Branche entwickelt sich zurzeit sehr gut. Neben den österreichischen Handelsketten fordern wir besonders Einrichtungen im Bereich der öffentlichen Beschaffung auf, verantwortungsvoll und regional einzukaufen. Es kann nicht sein, dass wir in Österreich die EU-weit strengsten Haltungsbestimmungen für Puten einhalten, und in Krankenhäusern oder Altersheimen servieren wir den Menschen dann Pute aus einer nicht tiergerechten Haltung, die von weit her nach Österreich transportiert wurde”, betont ZAG-Obmann-Stellvertreter Markus Lukas.
EU-weit einheitliche Mindeststandards wären ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung und brächten neben Verbesserungen für die Tiere eine klare Orientierung für die Kunden und fairere Marktbedingungen, nicht nur für österreichische Putenhalter”, fasst ZAG-Obmann Franz Karlhuber die öffentliche Diskussion zusammen.