Laut Angaben der EU-Kommission ist die Zuckerobergrenze von 262.653 Tonnen seit Mitte Juni überschritten.

Schon Ende Juni wurde in den Medien über eine Wiedereinführung der Zollhürden auf Zucker und Eier gemutmaßt, wie sie bei Hafer bereits seit 18. Juni (nur 12 Tage nach Inkrafttreten der Verordnung) gilt. Zum Monatsbeginn machte die EU-Kommission dann ernst. Die aus dem Durchschnitt der Einfuhren von 1. Juli 2021 bis 31. Dezember 2023 errechnete Obergrenze sei bei beiden Gütern „seit mindestens zwei Wochen überschritten“. Bei Zucker belief sich diese auf 262.653 Tonnen, bei Eiern waren 23.189 Tonnen festgelegt worden.

Neue Obergrenzen für 2025

Laut Agra-Europe werden deshalb bei Importen nun die Meistbegünstigungszölle der Welthandelsorganisation eingehoben, die den Vereinbarungen im Handelsabkommen von 2016 entsprechen. Diese gelten bis zum Jahresende. Für die erste Hälfte des kommenden Jahres wird außerdem ein neues zollfreies Kontingent nach dem „Meistbegünstigungsprinzip“ festgelegt, welches nur noch fünf Zwölftel der diesjährigen Obergrenzen ausmachen soll. Bei Zucker entspräche dies 109.439 Tonnen, bei Eiern etwa 9.662 Tonnen. Euractiv zufolge sollen die größten Abnehmer für ukrainischen Zucker übrigens Spanien und Italien sein, welche sich vor Kriegsbeginn vor allem am französischen und deutschen Markt versorgten.

Industrie weiter gegen Handelshemmnisse

Anders als Europas Landwirte halten Vertreter der Lebensmittelindustrie die Handelshemmnisse für „wirtschaftlich nicht gerechtfertigt“, wie es etwa Jurij Scharanow, Präsident des Ausschusses der europäischen Zuckerverwender (CIUS), in einer Aussendung formulierte. Laut Scharanow täte die EU gut daran, den Freihandel mit der Ukraine „tunlichst wiederherzustellen“, da man den ukrainischen Zucker zur Kompensation benötige. Bei Geflügel, Mais, Grobgries und Honig, die ebenfalls zu den „sensiblen Agrarprodukten“ zählen, bleiben die Zollschranken vorerst geöffnet.

Russland auf Expansionskurs

Aus dem russischen Landwirtschaftsministerium werden indes gestiegene Exportbilanzen gemeldet. Demnach soll die Russische Föderation heuer bereits über 50 Mio. Tonnen landwirtschaftliche Produkte mehr ausgeführt haben als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies entspricht einem Plus von 16 Prozent, schreibt Agra-Europe. Moskau erwartet, im Gesamtjahr 2024 Agrarexporte im Wert von umgerechnet 43,7 Mrd. Euro in 160 Länder der Welt durchführen zu können. Zum Vergleich: 2023 betrug der wertmäßige Export noch 40,5 Mrd. Euro.

Agrarministerin Oksana Lut erwartet in der kürzlich zu Ende gegangenen Exportsaison der Weizenernte 2023 außerdem einen Rekordwert, was auch Logistikunternehmen bestätigen. Gemäß vorläufigen Zahlen sollen 2023/24 55,4 Mio. Tonnen Weizen ausgeführt worden sein, nach rund 47,5 Mio. Tonnen im Jahr zuvor. Damit habe Russland etwa 28 Prozent des gesamten weltweit gehandelten Weizenaufkommens von rund 200 Mio. Tonnen gestellt und damit die EU und Kanada überholt, zitiert Agra-Europe die russische Ministerin. Russland habe heuer vor, diese Position auch beim globalen Handel mit Gerste und Erbsen einzunehmen, teilt sie außerdem mit.

Die rückläufigen Weltmarktpreise nimmt Oksana Lut übrigens gelassen. Das habe zwar die Exporte gegenüber dem Vorjahr wertmäßig etwas reduziert. „Aber das pendelt sich allmählich aus“, so die Ministerin.

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AUTORClemens Wieltsch
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