Der NÖ Jagdverband hat anlässlich des Tags der Jagd am 15. Mai in den Wiener Donauturm geladen. Im Zentrum standen dabei die Artenvielfalt und Maßnahmen, um die Besätze an Niederwild wie Rebhuhn, Fasan und Feldhasen und damit auch zahlreicher anderer Vogel- und Insektenarten anzuheben. Seit 2007 sinken die Niederwildbesätze zum Teil dramatisch, ebenso wie jener zahlreicher Singvogelarten, betonte Landesjägermeister Josef Pröll.
Dies belegt auch eine Studie von Katharina Semmelmayer. In ihrer Masterarbeit “Wirbeltiere in Bedrängnis” an der Universität für Bodenkultur (Boku) errechnete sie anhand von 880 Datensätzen den Rückgang der Vielfalt an Wirbeltieren. Das Ergebnis: Von 1986 bis heute hat die Artenvielfalt in Österreich um sechzig Prozent abgenommen. Dies deckt sich mit dem Ergebnis des WWF, der dies auf globaler Ebene erhob. Semmelmayers Appell: Politik, Gesellschaft und Wissenschaft sind aufgefordert, etwas gegen das Schwinden der Artenvielfalt zu unternehmen.
Der NÖ Jagdverband startet damit im Herbst 2019 und lädt zu einem Niederwildgipfel ein, um überregionale Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt zu erarbeiten. Der Verband will zudem die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft weiter ausbauen und das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) und die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) nutzen, um mehr Biodiversitäts- und Brachflächen sowie Anreizmodelle für die Landwirtschaft zu schaffen.
Die Vorgaben der umweltgerechten und biodiversitätsfördernden Bewirtschaftung (UBB) sollen in der GAP nach 2020 etwa entsprechend geändert und einer wildtierfreundlichen Bewirtschaftung angepasst werden. „Einfache Maßnahmen können viel bewirken: Kein verpflichtendes Mähen und Häckseln und wenn, dann ab dem 1. August, von innen nach außen, mit Wildwarngeräten und ohne den Einsatz von Messerwalzen. Das wäre ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Wildtiere“, so Pröll. Im Rahmen der GAP könnte zudem wieder eine Bracheverpflichtung von mindestens zehn Prozent formuliert werden. „Nur so schaffen wir Lebensräume für Insekten und gleichzeitig die Grundlage für hohe Besätze an Niederwild“, unterstrich Pröll. Die Leistungen der Landwirte seien dafür entsprechend abzugelten.
Ursachen des Niederwild-Rückgangs
Der Besatzrückgang seit 2007 beläuft sich etwa beim Fasan auf ungefähr 60 Prozent. „Das Ende der Bracheverpflichtung im Rahmen der GAP hat zu einem starken Einbruch der Besatzzahlen geführt. Hier besteht also ein enger Zusammenhang, denn Brachflächen sind ein wichtiger Beitrag zur Äsung und Deckung für das Niederwild als Schutz vor Beutegreifern oder landwirtschaftlichen Maschinen“, unterstrich Pröll. Rebhuhn und Fasan sind auf vielfältige Pflanzensamen sowie deren Küken auf Insekten als Nahrung angewiesen, um möglichst schnell zu wachsen. Jungfasane können dann etwa schneller aufbaumen und sind so besser vor Beutegreifern geschützt. „Hohe Verlustraten bei Jungfasanen sind unter anderem die Folge eines zu geringen Insektenvorkommens. Auch für junge Feldhasen sind Brachflächen eine wichtige Deckung sowie Nahrungsgrundlage für die Häsinnen, um eine fettreiche Milch zu erzeugen. Nur so kann sie die Junghasen, die nur einmal täglich gesäugt werden, über die Runden bringen“, erklärte der Landesjägermeister.
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