Nicht nur Deutsche Mühlen beklagen Rohstoffknappheit

„Massive Versorgungsengpässe“ bei Brot- und Qualitätsweizen hat der Geschäftsführer des Deutschen Verbandes der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft, Peter Haarbeck, beklagt.

GoodMills-Manager Leonhard Gollegger: „Ausblick bis zur nächsten Ernte eher düster.“ Foto: Parilov - stock.adobe.com, photonews.at / Georges Schneider; Retusche: BZ / Merl

Eine unterdurchschnittliche Getreideproduktion mit extrem heterogenen Qualitäten in Deutschland habe in Kombination mit schlechten Ernten in wichtigen Anbauregionen der Welt zu extremen Marktturbulenzen geführt. Inzwischen hätten die Getreidepreise „historische Höchststände“ erreicht. „Auch die Situation in der gesamten Logistik ist überaus heikel“, erklärte Haarbeck in Berlin. Davon betroffen seien sowohl die Rohstoffbeschaffung als auch die Belieferung der Kunden. Es sei derzeit „schwierig, nahezu unmöglich“, Getreide mit passenden Qualitäten in ausreichenden Mengen zu beschaffen. Dem Verband zufolge könne der Getreidehandel die Nachfrage trotz des sehr hohen Preisniveaus nicht ausreichend bedienen.
Fehlende Mengen und Qualitäten in anderen Ländern machten indes das Exportgeschäft mit Qualitätsweizen sehr attraktiv. Die deutschen Drittlandexporte an Weichweizen hätten sich bereits auf mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr summiert.
Laut Haarbeck seien zurzeit weder Lkw noch Schiffe für Getreidetransporte zu bekommen. Der Ernst der Lage werde allerdings noch nicht von allen Marktpartnern wahrgenommen. Experten prophezeiten, dass das Getreide in diesem Jahr dort hinfließen werde, wo die höchste Zahlungsbereitschaft bestehe, und das sei derzeit nicht der deutsche Markt. Leonhard Gollegger, Vorsitzender der Geschäftsführung der GoodMills Group, Europas größter Mühlenbetreiber mit Sitz in Wien, sieht in Österreich und Osteuropa eine ähnliche Situation: „In Österreich sind die Anbauflächen gesunken und die Erträge witterungsbedingt unter dem langjährigen Schnitt. Zudem läuft auch hierzulande das Exportgeschäft in die Nachbarländer Italien, Deutschland und Schweiz gut. Daher wird es in puncto verfügbarer Mengen auch am heimischen Markt eng.“ Für die Mühlen sei diese Situation äußerst unbefriedigend, so Gollegger zur BauernZeitung.
„Langfristige Lieferkontrakte mit Kunden werden enorm erschwert bis unmöglich und die Planbarkeit ist nicht gegeben.“ In Osteuropa sei die Lage teilweise noch dramatischer, da Europa mit der diesjährigen Getreideernte die günstigste Exportregion weltweit wurde. So verzeichnet man in Rumänien im Vergleich zum Vorjahr ein Exportplus von 2,3 Mio. Tonnen und in Bulgarien von 1,3 Mio. Tonnen. Gollegger: „Die stark steigenden Preise führen nun dazu, dass noch vorhandenes Getreide gehalten wird, was die Preise weiter befeuert. Zudem kommt es für die Mühlen bei Energie, Verpackung und Logistik zu weiteren Preissteigerungen, die an die Bäcker weitergegeben werden müssen. Bei den geringen Margen in dieser Wertschöpfungskette sei der Ausblick bis zur nächsten Ernte also eher düster.

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AUTORRed. SN
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