Man hielt sich nicht lange auf mit dem Austausch von Höflichkeitsfloskeln, vergangene Woche auf der Agraria, beim gemeinsamen Bauerntag von Österreichischem Bauernbund und Bayerischem Bauernverband. Der Gegner war rasch ausgemacht: die EU-Technokraten in Brüssel. Diese würden mit oft wenig wissenschaftlich fundierten Plänen, pauschalen Beschränkungen oder gar Verboten moderne Landwirtschaft erschweren und damit letztlich die Ernährungssicherheit gefährden. Bayerns Staatsministerin Michaela Kaniber formulierte flott, sie habe es satt, dass dabei „jene am lautesten über Landwirtschaft reden, die nicht mit ihr verbunden sind“. Den Bauern als „unsere Ernährer“ werde zu wenig Gehör geschenkt. Abhilfe schaffen könne da wohl nur ein „Auflagenmoratorium für die Landwirtschaft“. Man könne schließlich „nicht Ställe und Biogasanlagen behandeln wie ein Atomkraftwerk“.
Es braucht also starke Bündnisse vor allem auf EU-Ebene – wo fast alle maßgeblichen Entscheidungen getroffen werden – um Bauerninteressen durchzusetzen. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig berichtete aber, wie schwer es sei, Allianzen zu schmieden. Gerade für Vertreter kleinerer Länder. Wie zuletzt beim Thema Wolf sei das, mit guter Vorbereitung und Beharrlichkeit verfolgt, auch von Erfolg gekrönt.
Bayerns Bauern haben offenbar keinen solchen Fürsprecher (mehr) wie den betonten Pragmatiker Norbert Totschnig, erzählten sowohl die Staatsministerin wie auch der Bauernverbandspräsident aus dem Freistaat. Seit Amtsantritt des Grünen Cem Özdemir als Bundesagrarminister vor einem Jahr würden daher viele Landwirte in Deutschland durchaus neidvoll nach Österreich schauen…
Neidvolle Blicke
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