Die aktuelle Gerätetechnik sorgt in erster Linie für ein bequemes Handling und ein effizientes Binden der Reben. Das ideale Bindematerial dazu muss auf mehreren Ebenen überzeugen – in der Stabilität (versus Flexibilität), bei der Verrottung (versus Wiederverwendbarkeit) und in der Wirtschaftlichkeit.

Fruchtruten formieren und binden bedeutet physiologisch das Brechen der Apikaldominanz, um ein gleichmäßig verteiltes Wachstum der Seitentriebe und eine einheitliche Traubenreife zu erreichen. Es heißt aber auch, einjähriges Fruchtholz unter Spannung auf Drähte zu fixieren. Dazu bedarf es robuster und flexibler Bindematerialien. Vor Jahrzehnten waren dies noch hauptsächlich Weidenruten oder Sisalschnüre, die etwas mühsam händisch gebunden wurden. Heutzutage erleichtern Bindegeräte mit ihrer Schnelligkeit und Benutzerfreundlichkeit die Arbeit bei der Rebenformation. Die Funktion und Haltbarkeit des dazugehörigen Bindematerials beschränken sich jedoch auf ein Jahr, was somit auch Abfall und laufende Kosten verursacht. Im Gegensatz dazu kann mit Bindeklammern eine mehrjährige, aber zeitaufwendigere Lösung erzielt werden. Hinsichtlich der Formierung von Rebstämmen empfiehlt es sich, auf Materialien zurückzugreifen, die gerade auf längerfristige Sicht robust, dehnbar oder breitenverstellbar sind.

Auswahl an Bindematerialien

Die Technisierung und die Modernisierung haben auch die Bindearbeit in den vergangenen Jahren stark weiter entwickelt. Nach den ersten Entwicklungen von manuellen Bindegeräten (z. B. Beli- oder Max HAT-B-Bindezange) geht das Binden heute mit diversen elektronischen Bindezangen (z. B. Pellenc Fixion oder Infaco A3 M) noch einen Schritt effizienter. So oder so ändert sich nichts am Zweck des Bindens bei einer Spalieranlage im einjährigen Turnus. Die Bindung des Fruchtholzes soll eine Vegetationsperiode halten und beim nächstjährigen Rebschnitt wieder leicht entfernbar sein. Die Biegearbeit muss präzise durchführbar sein, um an geeigneten Stellen im richtigen Winkel Halb- oder Flachbögen mit der Fruchtrute zu formieren.

Quelle: Walter Kaltzin
Die Bindearbeit, durchgeführt mit einer Bindezange, bringt eine hohe Effizienz und eine präzise Befestigung der Fruchtrute – elektrische Bindezangen sorgen für enorme Arbeitsgeschwindigkeit.

Bei den manuellen oder elektronischen Bindezangen wird gegenwärtig Material verwendet, das ein Jahr lang hält. Eine voraussichtliche Haltbarkeit des Bindematerials, bis es korrodiert oder verrottet, wird bereits von vielen Herstellern angeführt. Es besteht entweder aus Kunststoff (PE, PVC oder neu BIO-Polymer), verzinkten Stahldrähten, Edelstahldrähten oder Stahldrähten mit Ummantelung aus Papier, Kunststoff oder Kunststoff-Biopolymer. Bei von Kunststoff ummantelten Drähten kann es trotz Perforation zu einer unerwünscht langen und festen Haltezeit kommen, wonach eine Mehrarbeit beim Rebschnitt entsteht (zusätzliches Abschneiden des Bindematerials). Gerade PVC- und PE-basierte Kunststoffe verrotten sehr langsam und sind Müll im Weingarten. Ungeklärt sind noch die möglichen negativen Auswirkungen von Mikroplastik für Bodenfauna und -flora, besonders in Bezug auf die Bildung von Bodenaggregaten und die Verbreitung in der Nahrungskette.
Mit der richtigen Legierung und dem richtigen Durchmesser halten verzinkte Bindedrähte genauso lang, wie sie benötigt werden: leicht angerostet und abreißbar bis zum Zeitpunkt des nächsten Rebschnittes. Die Metallrückstände fallen dabei üblicherweise auf den Boden und bleiben persistent – mit unklaren Folgen.

Quelle: Walter Kaltzin
Als Einwegmaterial haben sich seit Längerem papierummantelte Drähtchen bewährt. Einerseits sollen sie die Rute sicher halten, andererseits sollen sie nach Gebrauch leicht zu lösen sein.

Eine etwas andere Befestigungstechnik ist das Anklammern der Fruchtrute an den Draht mit Stahl- oder Aluminium-Klammern. Das geht prinzipiell schnell und genau, nur hat es den Nachteil, dass sich das Magazin der Bindezange schnell entleert und sich die Klammern im Lauf der Zeit am Draht ansammeln.

Ökologisch einjährig

Die Bindevariante aus reinem Kunststoff-Biopolymer ist im Kommen, aber aktuell noch relativ teuer im Vergleich zu den anderen Materialien, weil die Produktionskosten der wenigen Hersteller hoch sind. Der ökologische Vorteil beim BIO-Kunststoff ist, dass das Band biologisch abbaubar ist und keine Plastik- oder Metallrückstände im Weingarten verbleiben. Für Materialien, die nach DIN EN 13432 zertifiziert sind, bedeutet das, dass sich das Material nach einer festgeschriebenen Zeit unter definierten Temperatur-, Sauerstoff- und Feuchtebedingungen in der Anwesenheit von Mikroorganismen oder Pilzen zu mehr als 90 % zu Wasser, Kohlendioxid und Biomasse abgebaut haben muss.

Mehrjährige Lösung

Quelle: Walter Kaltzin
Der Streckerclip ist ein mehrjährig verwendbares Bindematerial, das mit einer anliegenden Stopphaut ein Verrutschen am Spanndraht verhindert.

In Summe weniger Müll entsteht bei der Verwendung von robusten Bindeklammern, die den Sinn mehrjähriger Nutzung haben. Material aus UV-beständigem Kunststoff (z. B. Streckerclip, Rebstar) oder rostfreiem Metall (z. B. Vinclip, Wirex) wird genauso eingesetzt wie elastische Gummibänder (z. B. Blitzbinder). Die Montage am Bindedraht und das Einspannen zwischen den Ösen erfordern eine gewisse Übung und extra Zeit bei erstmaliger Ausbringung. Beim Rebschnitt wird das Rebholz einfach aus den Öffnungen gezogen und die Bindeklammer am Spalierdraht hängen gelassen, um nächstes Jahr wiederverwendet zu werden.

Quelle: Messe Tulln

Von Donnerstag, 30. Jänner, bis Samstag, 1. Februar 2020, findet erstmals Österreichs größte Spezialmesse in der Landwirtschaft, die Austro Vin in Tulln, statt. Die Austro Vin Tulln ist die Fachmesse für Weinbau, Obstbau, Kellereitechnik und Vermarktung.

  • Große Ausstellungsfläche: Auf 18.000 m² präsentieren 240 Fachaussteller 380 Marken mit den neuesten Innovationen im Weinbau, Obstbau und in der Kellereitechnik.
  • Programm: Ein hochwertiges Fachprogramm unter der Leitung der ideellen Träger Weinbauverband Österreich und Bundesobstverband Österreich sowie in Kooperation mit der BOKU und den Fachschulen für Wein- und Obstbau rundet das Messekonzept perfekt ab. „Lange mussten die österreichischen Winzer darauf warten, nun ist es endlich so weit. Wir haben mit der Austro Vin Tulln eine Fachmesse für Weinbau, Obstbau und Kellereitechnik in Österreich! Wir freuen uns, Teil dieser erfolgversprechenden Messe zu sein und einige Produktneuheiten präsentieren zu können“, so Patrick Geutner von Vulcascot Handels GmbH & Co KG.

Alle Themen im Überblick

  • Außenmechanisierung: Pflanzmaschinen, Traktoren und Transportgeräte, Erntetechnik, Pflanzgut, Bodenbearbeitung, Baum- und Stockbearbeitung, Bewässerungstechnik, Pflanzenschutz und Pflanzenernährung, Bearbeitung von Trauben und Obst;
  • Kellereitechnik: Pump- und Fördersysteme, Filtrationstechnik, Verarbeitungsmaschinen von Trauben und Obst, Sortiersysteme, Behandlung von Wein, Fruchtsaft und Spirituosen, Technologie für Perl- und Schaumweine, Wein- und Getränketanks, Brennerei-Technologie, Analytik;
  • Abfüllung und Verpackung: Sortier- und Kontrollanlagen, Füllanlagen, Verschlusstechnik, Verpackung und Ausstattung, Lagerung und Kühlung, Verpackungsmaschinen;
  • Dienstleistung und Vermarktung: Informationsdienstleistung, Verkauf und Präsentation, Ausschank, Direkt-Vermarktung, Logistik.

Austro Vin Award

Im Rahmen der Messe wird erstmals der „Austro Vin Award“ vergeben, der besonders innovative und nachhaltige Ideen und Projekte in den Bereichen Wein- und Obstbau, Vermarktung, Nachhaltigkeit und Kellereitechnik auszeichnet.
Unter den Kriterien Innovationsgrad, Marktreife und Nachhaltigkeit konnten ausstellende Firmen ihre Produkte einreichen. Vergeben wird der Preis in den Kategorien: Weinbau, Kellereitechnik, Vermarktung, Nachhaltigkeit und Obstbau. Die Messe Tulln realisiert den Preis in Kooperation mit dem Österreichischen Agrarverlag.

 

- Bildquellen -

  • Die Bindearbeit, durchgeführt mit einer Bindezange, bringt eine hohe Effizienz und eine präzise Befestigung der Fruchtrute – elektrische Bindezangen sorgen für enorme Arbeitsgeschwindigkeit.: Walter Kaltzin
  • Als Einwegmaterial haben sich seit Längerem papierummantelte Drähtchen bewährt. Einerseits sollen sie die Rute sicher halten, andererseits sollen sie nach Gebrauch leicht zu lösen sein.: Walter Kaltzin
  • Der Streckerclip ist ein mehrjährig verwendbares Bindematerial, das mit einer anliegenden Stopphaut ein Verrutschen am Spanndraht verhindert.: Walter Kaltzin
  • : Messe Tulln
  • Binden: Walter Kaltzin
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