Nachbaulizenz bei Saatgut wird 2017 Thema

Soll der Sortennutzer bei Nachbausaatgut eine Lizenz zahlen? Die Saatgutwirtschaft will das. ©Agrarfoto.com
Soll der Sortennutzer bei Nachbausaatgut eine Lizenz zahlen? Die Saatgutwirtschaft will das. ©Agrarfoto.com
Bayer fusioniert mit Monsanto, DuPont mit Dow-Chemical, ChemChina kauft Syngenta: Die Schlagzeilen des vergangenen Jahres zeigen es in aller Deutlichkeit: Die Saatgut- und Pflanzenschutzindustrie ist von einem enormen Konzentrationsprozess geprägt. Auch unter diesem Gesichtspunkt erneuerte die “Saatbau Linz” am Rande einer Pressekonferenz am Montag ihre Forderung nach einer Einhebung der Nachbaulizenz. “Bei der Verwendung von Nachbausaatgut brauchen wir mit der Landwirtschaft ein Fairnessabkommen, in dem der Nutzer der Sorte auch seinen Teil an der Züchtungsforschung finanziert”, so der Geschäftsführer der Saatbau Linz Josef Fraundorfer. Bei global agierenden Konzernen stelle sich dieses Thema nicht: “Diese beschäftigen sich primär mit Hybridkulturen, die einen jährlichen Kauf des Saatgutes bedingen oder auch mit gentechnisch veränderten Sorten, bei denen der Landwirt über privatrechtliche Verträge gebunden wird.”

Zur Einhebung einer Lizenz gäbe es derzeit in Österreich derzeit kein System, für die Zukunft wäre eine Treuhandgesellschaft denkbar. Fraundorfer will das Thema aber zuerst intern mit den Landwirten diskutieren. “Wir müssen Sinn und Nutzen der Lizenz vermitteln”, setzt Fraundorfer auf Dialog, auch wenn er seitens der Landwirtschaft mit “keiner groöen Unterstützung” rechnet. 2017 will man das Thema jedenfalls offensiv angehen. Am liebsten wäre Fraundorfer freilich der direkte Kauf von Saatgut durch die Landwirte. Je nach Kulturart rechnet er mit Züchtungsaufwendungen von zirka 500.000 bis eine Million Euro für eine fertige, eingetragene und dem Landwirt zur Verfügung stehende Sorte. “Diese Kosten können nur durch erfolgreichen Saatgutverkauf eingespielt werden”, so Fraundorfer.

Saatgutvermehrungsfläche ist gewachsen

 ©BauernZeitung
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Die Pflanzenzüchtung ist für die Saatbau Linz ein wesentliches Standbein. Vor allem Mais und Soja haben sich sehr gut entwickelt. Die Investition in eine Saatmaisaufbereitung in Geinberg oder die Züchtung von GVO-freien Sojasorten seien wesentliche Erfolgsfaktoren, so Fraundorfer. Aber auch für flächenmäöig nicht so relevante Kulturen, wie etwa Klee, Gräser­arten oder Ölkürbis sei die Erhaltung einer regional verankerten Saatgutwirtschaft enorm wichtig, betont Landwirtschaftskammerpräsident Franz Reisecker.

Insgesamt werden in Österreich 51 Kulturarten vermehrt. Die Vermehrungsfläche hat sich österreichweit seit 2006 von 28.400 Hektar um 34 Pro­zent auf knapp 38.000 Hektar gesteigert, die Maisfläche hat sich auf 8400 Hektar fast verdoppelt, die Fläche für Sojabohne ist von 1700 auf 4500 Hektar gestiegen. Für Oberösterreichs Landwirte (Flächen siehe Tabelle) ist die Saatgutproduktion ein wichtiges Einkommensstandbein, auch wenn derzeit die Nachfrage erstmal erschöpft ist.

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