Etwas mehr als den Kaufpreis seiner Luxusjacht soll ein Oligarch bis vor wenigen Wochen für die Düngersparte von Borealis geboten haben. Der Verkauf ist abgesagt. Der Unmut des Russen groß.
Sie gilt mit 143 Metern Länge und knapp 25 Metern Breite sowie drei 90 Meter hohen Karbonmasten als größte Motorsegeljacht der Welt. Gemeint ist die „A“. 2015 in der deutschen Werft Nobiskrug in Kiel vom Stapel gelassen, entworfen von den Nobel-Designern Doelker & Voges (außen) und Phillipe Starck (innen). Der Buchstabe A steht wohl auch für den Vornamen des Besitzers. Der russische Milliardär Andrey Melnichenko soll für den futuristisch anmutenden Luxus-Kahn mit acht Decks und eigenem Hubschrauberlandeplatz rund 400 Mio. Euro hingeblättert haben.
Etwas, aber auch nicht viel mehr, nämlich 445 Mio. Euro, soll Melnichenko bis vor wenigen Wochen für die Düngersparte von Borealis geboten haben, darunter auch die früheren Linzer Stickstoffwerke. Aus dieser Fabrik beziehen auch Zehntausende Landwirte in Österreich ihren Handelsdünger.
Als Reaktion auf den Angriff der russischen Armee auf die Ukraine wurde auch Melnichenko, er feierte dieser Tage seinen 50. Geburtstag, auf die Liste jener Oligarchen gesetzt, gegen die EU und auch die USA Sanktionen verhängt haben. Auf bis zu 18 Mrd. US-Dollar geschätzt, wurde das Vermögen des bis vor Kurzem meist in der Schweiz lebenden Dünger-Tycoons im Westen eingefroren, ein Einreiseverbot in die EU verhängt und „die A“ in italienischen Gewässern beschlagnahmt.
Natürlich ist auch der geplante Deal mit der Borealis geplatzt. Borealis-Manager Thomas Gangl hat das verbindliche Kaufangebot von Melnichenkos EuroChem-Konzernzentrale in der Moskauer Dubininskaya-Straße und einem Firmen-Briefkasten in Zug in der Schweiz mittlerweile abgelehnt. Ein drohender, bis dahin eher unbeachteter Ausverkauf der traditionsreichen Düngerfabrikation nach Russland, der im letzten Moment auch von mehreren Bauernbund-Politikern harsch kritisiert worden war, ist damit vorerst vom Tisch.
Dagegen zeigte Melnichenko angesichts des geplatzten Deals verärgert sein wahres Gesicht. Gegenüber dem Pressedienst Reuters erklärte der Sohn einer Ukrainerin und eines Russen, geboren in Weißrussland, zwar: „Die Ereignisse in der Ukraine sind tragisch. Wir brauchen sofort Frieden.“ Eines der Opfer des Krieges werde aber die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelproduktion sein. Russland exportiere mehr Stickstoffdünger als jedes andere Land der Welt. Genau das könnte für die westliche Welt, die Putin und sein Land mit Sanktionen belegt hat, nun zum Problem werden. Der Kreml-Herr habe ihn bereits angewiesen, die Exporte auszusetzen. Russland werde die Düngerpreise hochtreiben. Der militärische Konflikt könnte sich in einen Krieg um Nahrungsmittel verwandeln, meint der russische Oligarch.
Melnichenko sollte vorerst recht behalten: Mittlerweile haben die Düngerpreise ein Level erreicht, die für viele Landwirte ein echtes Kostenproblem darstellen. Und noch gehen viele Beobachter davon aus, dass der Kampf um die Ukraine noch viele Monate lang andauern werde.
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- Jacht Firma: Marine Broker/Nobiskrug; EuroChem , Wikimedia CC BY-SA 4.0