N-Dünger nach Kultur und Bodenart wählen

Sauer oder alkalisch, schnell wirksam oder langsam: Bei der Auswahl des passenden Stickstoff-Düngers kommt es auf die Rahmenbedingungen an. Ziel muss sein, den kostspieligen Dünger zielgerichtet nach dem Bedarf der jeweiligen Kultur und möglichst ohne Verluste einzusetzen.

Je nach Stickstoffform haben die einzelnen N-Dünger unterschiedliche Wirkung auf Boden und Pflanzenbestand.

Stickstoff (N) gilt im Pflanzenbau allgemein als der „Motor des Pflanzenwachstums“. Mit diesem Nährstoff steuert man maßgeblich Ertrag und Qualität der angebauten Kulturen. Es ist allerdings nicht jeder angebotene Stickstoffdünger in seiner Wirkung gleich. Daher gilt es, die Wahl des richtigen N-Düngers an seine Bedürfnisse und Rahmenbedingungen entsprechend auszuwählen und anzupassen.
Ebenso sollte man bei der Applikation auf die zeitlich richtige Verteilung (Gabenteilung) achten. Welcher Stickstoffdünger-Typ letztlich verwendet wird, richtet sich nach dem angestrebten Ertragsziel und der Geschwindigkeit, mit der dieser zur Wirkung kommen soll. Sowohl zu hohe als auch zu niedrige N-Gaben können sich negativ auf Ertrag und Qualität auswirken.

Schnell oder langsam wirksam

Für die Stickstoffdüngung stehen eine Reihe an verschiedenen Varianten zur Verfügung, deren Wirkungsgeschwindigkeit sich in Abhängigkeit der N-Form unterscheiden:
Nitrat-N (NO3) wirkt schnell, ist „mobil“, wird im Boden nicht gebunden und gelangt daher rasch zu den Pflanzenwurzeln. Eine Überdosierung kann aber auch zu einer Verlagerung in tiefere Bodenschichten und letztlich zur ungewollten Nitratauswaschung mit einhergehender Belastung für das Grundwasser führen.
Ammonium-N (NH4) ist deutlich weniger „mobil“, wirkt langsamer als Nitrat, verbleibt länger in den oberen Bodenschichten und kann von den Pflanzen nur bedingt direkt aufgenommen werden. Ammonium-N muss wegen der festen Bindung erst durch eine mikrobielle Umwandlung (Nitrosomonas-Bakterien) im Boden über Nitrit zu Nitrat umgewandelt werden, ehe der Nährstoff in größerem Umfang an die Wurzeln herangeführt wird.
Amid-N (Harnstoff) ist die langsamst wirkende N-Form. Es erfolgt zuerst die Umsetzung von Amid zu Ammonium und führt schließlich, wie schon oben erwähnt, zur Umwandlung über die Vorstufe Nitrit zu Nitrat.
Die Geschwindigkeit dieser beschriebenen Umwandlungsprozesse hängt in erster Linie von den natürlichen Parametern wie Temperatur und Bodenfeuchtigkeit ab. Abgesehen von den neuen Vorgaben bei Harnstoff haben die Düngemittelindustrien und -produzenten schon seit einigen Jahren N-Dünger entwickelt, aus denen der Stickstoff verzögert freigesetzt wird.

Stabilisierte N-Dünger wirken verzögert

Das Ziel ist, das N-Angebot besser auf den Bedarf der Kulturpflanzen anzupassen bzw. Verluste zu verringern. Am Markt angeboten werden aktuell zwei Kategorien dieser angepasst wirksamen N-Dünger, und zwar:
• Dünger mit einem Ammoniumstabilisator und
• Dünger mit einem Urease-Inhibitor.
Bei Ersterem werden durch Zusatz von Nitrifikationshemmern die bodenbürtigen Bakterien bei der Nitrifikation gehemmt, was in der Folge die Umwandlungskette Ammonium zu Nitrit zu Nitrat verzögert. Der Prozess ist temperaturabhängig. Bei steigenden Bodentemperaturen nimmt die Wirkung der Nitrifikationshemmer ab, wodurch entsprechend dem zunehmenden Bedarf der Pflanzen auch mehr Nitrat zur Verfügung steht. Damit stellen stabilisierte N-Dünger eine langsam fließende, auswaschungsgeschützte und gut an den temporären N-Bedarf der Pflanzen angepasste Nährstoffquelle dar.

Gabenteilung kann entfallen

Beim Einsatz solcher N-Düngemittel, welche als „N-stabilisiert“ eingestuft werden, besteht ein wesentlicher Vorteil darin, dass bei der Anwendung auch höhere N-Gaben als 100 kg N/ha in Form einer Einmalapplikation erlaubt sind. So kann beispielsweise Winterraps mit nur einer Gabe zu
Vegetationsbeginn versorgt werden. Damit werden Arbeitsspitzen gebrochen und zusätzliche Überfahrten eingespart.
Es gilt dafür nachfolgend gesetzlich geregelte Grundlage: Zum Schutz der Gewässer vor Stickstoffeintrag in Form von Nitrat ist rechtlich eine Teilung von N-Gaben in leicht löslicher Form größer 100 kg/ha vorgeschrieben. Zur bereits bestehenden Ausnahme (N-Gaben zu Hackfrüchten und Feldgemüse auf bindigen Böden mit zumindest 15 % Tonanteil) gilt nun die Regelung, dass auf Flächen unter 10 Prozent Hangneigung eine Gabenteilung bei Verwendung stabilisierter N-Dünger nicht mehr erforderlich ist.
Bei Harnstoff-Produkten mit einem Urease-Inhibitor wird hingegen das Entstehen negativer und klimarelevanter Gase (etwa Lachgasemissionen) deutlich gesenkt und damit generell Abgasungsverlusten entgegengetreten, doch gelten solche N-Dünger nicht als „N-stabilisiert“.
Wie im Kasten „Düngeauflagen bei Harnstoff“ dargestellt, gilt für YaraVera Amidas 40/5 oder StimulUS 40/5 sowie auch für alle Harnstoffe mit Inhibitor keine (laut neuer Ammoniakreduktionsverordnung) vorgeschriebene unmittelbare Einarbeitungspflicht. Trotzdem ist aus pflanzenbaulicher Sicht auch für diese Dünger eine nach der Applikation zeitnah zu erfolgende Einarbeitung empfehlenswert.

Preiswürdigkeit je nach Einzelfall prüfen

Es gibt also am österreichischen Düngermarkt bereits eine breite Angebots-palette dieser weiterentwickelten N-Dünger. Die
Preiswürdigkeit hängt dabei einerseits in der Vergleichsrechnung in Euro je Kilogramm Rein-N ab. Darüber hinaus gilt es, auch auf die Qualität und auf das „Leistungspotenzial“ des angebotenen Düngers zu achten. So ist etwa der N-stabilisierte Premiumdünger Alzon neo-N, der gleichzeitig einen integrierten Urease-Hemmstoff als auch einen Ammoniumstabilisator beinhaltet, im oberen Preissegment zu finden, als vergleichsweise ein herkömmlicher und nicht stabilisierter Harnstoff UREA 46 Prozent der „nur“ mit einem Inhibitor in einem nachträglichen Aufsprühverfahren behandelt wurde. Alzon neo-N zählt hier nicht zuletzt auch wegen seiner hohen Qualität zu einem sehr guten Produkt, zumal hier die Inhibitor- und Stabilisationsstoffe im Zuge der Produktion direkt im Düngerkorn integriert werden.
Beispiele für typische Praxisanwendungen
Hier eine kurze Aufstellung der wichtigsten Produkte mit Urease-Hemmstoffen und/oder Nitrifikationsstabilisatoren:
Alzon neo-N ist ein 46-prozentiger stabilisierter UREA-Harnstoffdünger granuliert mit integriertem UREASE-Hemmstoff und einem Ammoniumstabilisator (eine N-Düngung 100 % in einer Gabe erlaubt).
Harnstoff plus Inhibitor ist ebenfalls ein 46-prozentiger, aber nicht stabilisierter UREA-Harnstoffdünger granuliert, welcher nachträglich mit einem Urease-Inhibitor in einem nachgelagerten Aufsprühverfahren behandelt wurde (eine N-Düngung mit max. 100 kg Rein-N in einer Gabe erlaubt).
Ensin ist ein ammoniumnitrathaltiger granulierter und stabilisierter Stickstoffdünger im Verhältnis ein Drittel Nitrat und zwei Drittel Ammonium mit einem Ammoniumstabilisator und 13 Prozent Sulfatschwefel (eine N-Düngung 100 % in einer Gabe erlaubt).
Diese weiterentwickelten N-Dünger sind nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus pflanzenbaulichen Überlegungen empfehlenswert.
Prinzipiell ist die Wahl eines solchen Produktes abhängig von der zu versorgenden Kultur. So gibt es beispielsweise sehr gute Erfahrungswerte bei der Anwendung von Alzon neo-N in Mais, da hier die verzögernd einsetzende N-Wirkung zum späteren Zeitpunkt durchaus erwünscht ist und gerade die Kultur Mais im Stadium etwa zehn bis 15 Tage vor der Blüte bis etwa 25 bis 30 Tage nach der Blüte den höchsten Bedarf von rund 70 bis 80 Prozent des Gesamtbedarfs an Stickstoff aufweist. Oder auf der anderen Seite Ensin 26/13, der sich beispielsweise für höhere Mengen als Einmal-Applikation bei der Andüngung in der Kultur Raps oder als Mischpartner für Mehrnährstoffdünger bei den Düngermischanlagen sehr gut bewährt hat.

Fazit

Man sollte beim direkten Vergleich von herkömmlichen N-Düngern mit stabilisierten oder mit Inhibitoren behandelten N-Düngern nicht nur den Preis gerechnet je Kilogramm N eins zu eins gegenüberstellen, sondern auch die hier angeführten Argumente bezüglich
arbeitswirtschaftlicher Vorteile, Effizienz und Wirkungseigenschaften sowie verminderter Verluste der angebotenen Dünger berücksichtigen.

- Bildquellen -

  • 2408 0601 Duengerfoto: onfarming.at
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AUTORPeter Kirchmayr, Abteilung Düngemittel, RWA
QuelleH.M.
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