Der Prozess zur Entwicklung einer neuen nationalen Biodiversitätsstrategie 2030 ist voll im Gange. Zur ersten Unterlage des Klimaministeriums und zu den möglichen Elementen einer österreichischen Biodiversitätsstrategie konnte man bis Sonntag Stellung nehmen. In dem vorgelegten Beamtenentwurf befinden sich jedoch viele Maßnahmen und Zielsetzungen, die nicht nur entscheidende negative Eingriffe in die Bewirtschaftung und Produktivität der heimischen Land- und Forstwirtschaft zur Folge hätten, sondern auch die Klimaziele und viele wichtige Ökosystemdienstleistungen für Gesellschaft und Umwelt konterkarieren, meinen die Land&Forst Betriebe Österreich.
Viele der überschießenden Maßnahmen seien laut dem Verband nicht mit bereits bestehenden Zielen der Regierung vereinbar. So würden etwa die Erreichung der dringend notwendigen Klimaziele oder jene der Energiewende unterminiert. Auch die Umsetzung der Bioökonomiestrategie, die Forcierung regionaler Lebensmittel und heimischer Rohstoffe oder auch die Sicherung und Stärkung der nachhaltigen und multifunktionalen Waldbewirtschaftung wäre mit einer Umsetzung der vorgelegten Ansätze so nicht möglich.
„Eindimensionale Forderungen und Verpflichtungen sind kein Lösungsansatz für das so bedeutende Thema Biodiversität. Es braucht partnerschaftlichen Lösungen. Nur proaktiv von Landbewirtschaftern und Grundbesitzern mitgetragene Biodiversitätsmaßnahmen werden nachhaltigen Erfolg für die Zukunft bringen können. Bereits bisher erfolgreich umgesetzte Vertragsnaturschutzlösungen bilden hier eine geeignete Grundlage“, so Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich. Er verdeutlicht: „Eines ist sicher: Für die heimischen Land- und Forstwirte sind die Erhaltung und der Schutz der Artenvielfalt von höchster Bedeutung. Eine nachhaltige Bewirtschaftung Österreichs Wiesen, Äcker und Wälder sind dabei die Existenzgrundlage. Es ist ganz klar das Ziel, diese Flächen in einem guten Zustand von Boden, Wasser, Luft und der Vielfalt des Lebens im Sinne aller drei Säulen der Nachhaltigkeit zu erhalten.“
“Einseitige Forderungen bringen klimafitte Wälder in Gefahr”
Die Maßnahmen der Konsultationsunterlage fordern u.a. ein, dass weniger Holz geerntet und mehr Wälder außer Nutzung gestellt werden sollen. Dies habe in mehrfacher Hinsicht ganz wesentliche negative Auswirkungen auf die Gesellschaft und auf das Klima. „Das ambitionierte Klimaziel der Bundesregierung, heimische erneuerbare Energieträger auszubauen, kann nur durch eine aktive und nachhaltige Forstwirtschaft funktionieren. Auch der Weg zur Bioökonomie und dem verstärkten Einsatz des Rohstoffes Holz für Holzbau wird so ein Strich durch die Rechnung gemacht. Will Österreich den Ausstieg aus fossilen Rohstoffen ernsthaft forcieren, ohne dabei auf Importe angewiesen zu sein, muss eine nachhaltige und aktive Forstwirtschaft unterstützt werden. Wälder außer Nutzung zu stellen ist hier ganz klar der falsche Weg. Der richtig Weg lautet: Holz nützen – Klima schützen! Die derzeitigen Vorschläge des Klimaministeriums bringen die Anpassung zu klimafitten Wäldern in Gefahr und damit auch unsere multifunktionale und nachhaltige Forstwirtschaft. Zudem werden viele andere Ökosystem(dienst)leistungen für Umwelt und Gesellschaft mit den vorliegenden Ideen in Frage gestellt. Eine erfolgreiche Biodiversitätsstrategie kann nur gemeinsam mit der heimischen Forstwirtschaft funktionieren“, mahnt Verbandspräsident Montecuccoli ein.
Heimische, regionale Lebensmittel statt klimaschädlicher Importe
Viele der vorgeschlagenen Maßnahmen im Bereich der Landwirtschaft zielen auf eine Extensivierung der Landwirtschaft ab. „Österreichs Landwirte produzieren wertvolle und sichere Lebensmittel in höchster Qualität. Die Vielfalt der landwirtschaftlichen Strukturen – klein oder groß, biologisch oder konventionell etc. – ist dabei die Stärke und ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Weitere Vorgaben und Einschnitte würden die Selbstversorgung mit heimischen Lebensmitteln gefährden und gleichzeitig Tür und Tor für Importe aus Ländern öffnen, wo deutlich schlechtere Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wirtschaftsweise bestehen. Einer solchen Entwicklung muss aus sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Gründen eine klare Absage erteilt werden“, so Montecuccoli.
Gesamtheitliche Verantwortung ist gefragt
„Frau Bundesministerin Gewessler ist mit ihrem Ressort gefordert, gesamtheitliche Lösungsansätze zu entwickeln und nicht scheuklappenhaft und unabgestimmt eine Materie neben der anderen weiterzutreiben. Als nachhaltige Landbewirtschafter sind wir es seit Generationen gewohnt, die vielfältigen Ansprüche an die Flächen in einem möglichst ausgewogenen Maß auszugleichen. Dafür braucht es aber auch die entsprechenden Rahmenbedingungen. Das vorgelegte Beamtenpapier muss klar an den Start zurückgewiesen werden, denn es hat den bisherigen Prozess und die Mitarbeit der Experten vor Ort völlig außer Acht gelassen und ist somit gefordert, dies im Sinne der Biodiversität, aber auch aller anderen Ökosystemleistungen, nachzuholen. Sehr gerne stehen wir dafür weiterhin mit unseren Experten zur Verfügung“, zieht Montecuccoli ein klares Resümee.
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