Mehr Milch, mehr Umsatz – Österreichs Milchwirtschaft hat 2017 mehr Milch übernommen als jemals zuvor. Rund 3,1 Millionen Tonnen Rohmilch wurden den Be- und Verarbeitungsbetrieben im Inland angedient, das waren gut drei Prozent mehr als 2016. Einschließlich Anlieferungen an ausländische Molkereien betrug das Milchaufkommen gar 3,3 Mio. Tonnen (+3,6 %).
Beim finanziellen Umsatz schlug sich das erhöhte Volumen sogar mit einer Steigerung von 10,2 Prozent nieder – in Summe rund 2,7 Milliarden Euro konnten die Molkereien und Käsereien im Vorjahr umsetzen. Bekanntgegeben hat diese Zahlen Helmut Petschar in seiner Funktion als Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) im Rahmen einer Pressekonferenz am 4. April 2018 in Wien.
Ertragslage knapp, höhere Erzeugermilchpreise
Weiterhin knapp blieb allerdings laut Petschar die Ertragslage der Molkereien. Bezogen auf den Umsatz lag das Ergebnis vor Steuern im Jahr 2017 bei nur etwa 1,4 Prozent. Zum Ausdruck kommt in diesem niedrigen Wert allerdings auch die genossenschaftliche Struktur des Molkereisektors, in der eben die Auszahlung eines bestmöglichen Milchgeldes an die Bauern als Eigentümer das übergeordnete Unternehmensziel sei.
Auch für das Milchgeld konnte Petschar von deutlichen Verbesserungen berichten. Die Erzeugermilchpreise seien im Jahr 2017 um 19 Prozent gestiegen auf durchschnittlich 42,12 Cent/kg (Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen, ab Hof, inkl. MwSt.). Standardisiert auf Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß (exkl. MwSt. und Qualitätszuschläge) habe der Milchpreis 34,05 Cent/kg betragen nach 28,09 Cent/kg im Jahr 2016 (+21 %).
Diese Preisanstiege seien zwar erfreulich, allerdings seien sie vor dem Hintergrund der Preisrückgänge in den vergangenen zwei Jahren zu sehen. Petschar: „Die hohe Volatilität am Milchmarkt ist ein großes Problem für die gesamte Lebensmittelkette.“ Um kostendeckend arbeiten und Investitionen tätigen zu können, brauchen die Bauern Milcherlöse von zumindest 40 Cent/kg.
Jährlich etwa drei Prozent Milchbauern weniger
Die Zahl der Milchlieferanten sei im Jahr 2017 von 28.500 auf 27.600 Betriebe zurückgegangen (–3,2 %). Dies entspreche dem mittelfristigen Trend. Im Jahr 1994 habe es noch rund 82.000 Milchlieferanten gegeben. Trotz des fortschreitenden Trends zu weniger und größeren Betrieben ist Österreichs Milchviehhaltung im EU-Vergleich höchst extensiv und kleinstrukturiert. Im Schnitt hielt ein heimischer Milchbauer im Vorjahr rund 20 Kühe. Bei einer durchschnittlichen Milchlieferleistung von 6.100 kg je Kuh betrug die Milchanlieferung rund 120 Tonnen (2016: 112 Tonnen).
Hohe Butterpreise, schwieriger Eiweißmarkt
Wesentlicher Faktor für die Stabilisierung des Milchmarktes im Jahr 2017 war die enorme Nachfrage bei Butter bzw. Milchfett. Insbesondere im zweiten Halbjahr 2017 kam es zu einer Verknappung auf dem Markt und es gab europaweit Butterpreise auf Rekordhöhe.
Auf die verbesserte Preissituation reagierten die Milchbauern mit steigender Anlieferung.
Die Achillesferse des Milchmarktes bleibt demgegenüber der Eiweißbereich. In der EU-Intervention lagern rund 380.000 Tonnen Magermilchpulver. Auch in der Zeit der hohen Milchpreise im zweiten Halbjahr 2017 gelang es nicht, die Bestände abzubauen.
Verhaltener Optimismus für 2018
Die Ausgangslage zu Beginn des Jahres 2018 ist von einer fortgesetzt hohen Anlieferung bei rückläufigen Erzeugerpreisen gekennzeichnet. Laut Petschar stützt der weiterhin stabile Fettbereich das Marktgefüge. Gefahrenelemente sind demgegenüber der starke Euro, die hohen Interventionsbestände bei Magermilchpulver und Maßnahmen einzelner Handelspartner.
Petschar: „Zu einem wesentlichen Anteil wird die Entwicklung der heimischen Milchwirtschaft aber von der Bereitschaft des österreichischen Handels und der heimischen Konsumenten abhängen, inwieweit die höheren Qualitäten der heimischen Milchprodukte im Einkaufsverhalten mitgetragen und abgegolten werden.“
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- 1814 Grafik Anlieferung Web: Grafik: VÖM / Foto: agrarfoto.com