„Mit unseren Gänsen kam wieder Leben ins Dorf“

Andreas Knor hat vor erst etwa einem Jahr in Güttenbach im Südburgenland den Ackerbaubetrieb seines Onkels übernommen. Mit der Umstellung auf Bio, dem Ausbau der Direktvermarktung und vor allem mit einer Gänseherde hat er den Betrieb bereits nach eigenen Vorstellungen geformt.

Andreas Knor ist von Wien nach Güttenbach übersiedelt, um dort seinen Bio-Hof zu führen. Seit heuer mit Federvieh. Foto: BZ/Maad

Gemma Gänse schaun“, so lautete im heurigen Frühjahr ein „geflügeltes Wort“ in Güttenbach im Bezirk Güssing im Südburgenland. Dort führt Andreas Knor (34) seit etwa eineinhalb Jahren einen Bio-Ackerbaubetrieb, zu dem seit April auch eine Gänseherde gehört. Knor: „An Sonntagnachmittagen und auch unter der Woche waren unsere Gänse ein beliebtes Besuchsziel der Ortsbewohner.“ Jung und Alt kamen, um die Tiere zu sehen. Für Kinder sind die aus Sagen und Märchen bekannten Tiere ohnehin ein Magnet, und bei der älteren Generation lebten Erinnerungen auf, an Zeiten als Gänse noch zum Alltag im Dorfleben gehörten.

Die Gänseweide mit fuchssicherem Stall und Elektrozaun, Wasserfass für Bad- und Tränke-
gelegenheit sowie Getreidetrog. Die Weide wird als Portionsweide geführt.
Foto: BZ/Maad

Schicksalhafte Lebenswende
Dass Andreas einmal Bauer werden würde, stand ursprünglich nicht auf seiner Lebensplanung. Als aber sein Onkel vor einigen Jahren schwer erkrankte, bat ihn dieser gemeinsam mit Andreas’ Vater, doch seinen Hof zu übernehmen und weiterzuführen.
Andreas, der ein FH-Studium in Logistik und Transportmanagement abgeschlossen hat, war damals bereits beinahe zehn Jahre als Fuhrparkleiter eines großen Handelskonzerns tätig, seine Frau Bianca arbeitete als Flugbegleiterin.

Juliana (3) und Felix (5) konnten gar nicht genug Zeit bei den Gösseln verbringen.
Foto: Knorbiohof

Nach „bewusster Überlegung“ entschieden sich beide, den Hof zu übernehmen und mit ihren zwei Kindern von Wien nach Güttenbach zu übersiedeln. Andreas eignete sich ab 2015 noch das erforderliche landwirtschaftliche Fachwissen in der LFS Tulln (NÖ) an. Teil der Entscheidung war auch, den Weg in die biologische Wirtschaftsweise zu gehen, sodass Andreas, der den Betrieb schließlich im Vorjahr übernehmen konnte, heuer bereits die erste Bio-Ernte zu vermarkten hatte. Zum Anbauprogramm auf dem Acker gehören Winterweizen, Wintergerste, Sojabohnen, Sonnenblumen, Buchweizen und Ölkürbis. Dem Bio-Gedanken Rechnung trägt weiters ein Ab Hof-Verkauf, über den Familie Knor eigene Produkte wie Kürbiskernöl und Knabberkerne, Kürbiskernsenf, Apfelsaft und Apfelessig anbietet. Zu diesem Angebot kommen in diesen Tagen nun auch frische Weidegänse. Denn im Frühjahr entschieden sich Andreas und Bianca, mit Weidegänsen wieder eine Tierhaltung auf den Hof zu bringen und damit an eine Tradition anzuknüpfen, die 15 Jahre lang unterbrochen war.

Ein Plakat als wirksame Verkaufshilfe
Foto: Knorbiohof

Burgenländische Weidegans
Das Projekt „Burgenländische Weidegans“ bot die organisatorische Unterstützung dafür. Knors Partner ist zudem ein nahegelegener, zertifizierter Geflügelschlachtbetrieb. Gemäß Bio-Richtlinien stallte Andreas am 8. April 135 Ein-Tages-Gössel ein. Als „Kinderstube“ wurde ein Stall mit einer Bodenheizungsmatte ausgestattet. Bereits ab der zweiten Woche wurde zum Starterfutter Gras zugefüttert. Gänse können aufgrund ihres Muskelmagens sehr gut Grünfutter verdauen und gelten als die „Wiederkäuer“ unter den Vögeln. Nach etwa sechs Wochen gab es die ersten „Ausflüge“ für die Gänse­schar auf ein Feld in Ortslage, im Alter von etwa acht Wochen übersiedelte die Herde auf die etwa einen Hektar große Weidefläche etwas außerhalb des Ortes. Trotz des großen Interesses der Dorfbewohner an den Gänsen war Ende Juni aber erst etwa ein Drittel der Tiere zum Verkauf reserviert. Mit einem Plakat machte Andreas auf seine Gänsehaltung aufmerksam, worauf täglich bis zu 15 Bestellungen eingetroffen sind. Somit war man bald ausverkauft. Ganz sicher gibt es aber 2020 wieder frische Weidegänse vom „Knor Bio Hof“. www.knorbiohof.at

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