Mit Spargel im Umland von St. Pölten Erster

Gerade einmal 21 Jahre alt und voller Tatendrang: Johannes Kaufmann setzt in Obermamau nahe der Landeshauptstadt von Niederösterreich neuerdings voll auf die Direktvermarktung von Spargel im Frühjahr, Melonen im Sommer und Kürbis im Herbst.

„Bis Johanni nicht vergessen, sieben Wochen Spargel essen“: Spargelzeit endet am 24. Juni, Johannes‘ Namenstag. FOTO: BZ/Artur Riegler

Ein typischer Nine-to-five-Job in einem Büro kam für ihn nie infrage. Johannes absolvierte vor zwei Jahren das Francisco Josephinum in Wieselburg und arbeitet jetzt am „Mamauerhof“ seiner Eltern Edith und Anton mit. Auf dem leben auch noch seine beiden jüngeren Brüder Thomas und Lukas sowie die Großeltern. Die Direktvermarktung ihrer Produkte – Eier von bis zu 100 Legehennen oder verschiedene Brennholz-Sortimente aus dem eigenen Wald gehören seit Jahren zu den wichtigen Einnahmen neben Schweinemast sowie dem Anbau von Mohn oder Essiggurken.
Angespornt vom Erfolg der Eltern will auch Johannes künftig vermehrt mit Direktverkauf „seiner“ in Eigenverantwortung ausgewählten Kulturen punkten. Die da wären: Spargel, Melonen und Kürbisse. Sie alle basieren auf einer sorgfältig durchdachten Betriebsidee, verbunden mit einer kräftigen Prise Idealismus des Jungbauern. Auch eine Startinvestition war notwendig, in teures Pflanzgut und eine Dammfräse. Besonders angespornt habe ihn dabei „meine Lust am Experimentieren“, betont Johannes. „Begonnen hat alles mit Kürbissen. 2017 verkauften wir erstmals gleich zwanzig Sorten, von Speise-, Schnitz- bis Zierkürbisse.“

Zum Ziehen der Spargeldämme hat Johannes auch in Technik investiert.
FOTO: Mamauerhof

Ein Pionierprojekt
Das weckte bei Johannes alsbald auch Lust auf Spargel, Wasser- und Zuckermelonen. „Ein Pionierprojekt. Wir waren uns nicht sicher, ob es wirklich funktioniert.“ Die Experimente unter Beobachtung und mit Unterstützung der gesamten Familie sind jedenfalls geglückt. Für die Anlage von einem knappen Hektar Spargel war entscheidend, dass er in seiner näheren Umgebung der erste Spargelbauer ist. Weil weder er noch der (Stief-)Vater zuvor mit Spargel Erfahrung gehabt hatte, musste sich Johannes sein Wissen selbstständig durch Literatur, den Besuch von Messen in Deutschland und vor allem in Gesprächen mit anderen Landwirten und auch seinen Kunden aneignen.

Weißer Spargel unter Folie, der Grüne wächst unter freiem Himmel.
FOTO: BZ/Artur Riegler

Stiefvater Anton schaut dem Sohn zwar gerne über die Schultern, rede aber nicht drein, bevorzuge lieber seine eigenen Arbeitsbereiche in der Schweinehaltung oder im Wald, wie er betont.

Zur Morgenstund‘
Für Johannes hingegen bedeutet gerade die mittlerweile voll angelaufene Spargelernte täglich einen besonders zeitigen Arbeitsbeginn. Sofort nach dem Stechen in Allerhergottsfrüh müssen Bleich- wie auch der Grünspargel danach rasch gekühlt, nach drei Segmenten sortiert, gewaschen und rechtzeitig an mehrere Verkaufsstände und zu seinen Partnerbetrieben geführt werden. Eigene Marktstände betreibt die Familie aus zeitlichen Gründen keine, man setzt lieber auf Kooperation mit anderen.

Saisonales Obst- und Gemüse gibt es täglich frisch geerntet am Hof im Kühlschrank.
FOTO: BZ /Artur Riegler

Die Erntemenge fällt je nach Witterung manchmal höher, manchmal auch schlechter aus. „Bei idealem Klima wären zehn Zentimeter Wachstum pro Tag und somit 200 Kilogramm Spargel pro Hektar möglich“, so der Jungbauer. „An kühlen Tagen können es aber auch gerade einmal zehn Kilogramm sein.“ Nennenswerte Schäden durch Schädlinge wie die Spargelfliegen oder -käfer hat man am Mamauerhof noch keine gehabt. Dagegen ist auch im heurigen Frühjahr die anhaltende Trockenheit wieder ein limitierender Produktionsfaktor. Mit schwarzen oder auch weißen Folien über den Dämmen der Bleichspargel wird der Wasserverlust durch Verdunstung reduziert und gleichzeitig der Unkrautbewuchs unterbunden. Was sind die nächsten Pläne von Johannes? Vielleicht der Ausbau des Verarbeitungsraumes oder der Ankauf einer Waschanlage. Um mehr Kontinuität beim Absatz bis zum Ende der Saison zu bekommen, hat er mittlerweile neben Mundpropagandea dank zufriedener Kunden auch eine eigene Homepage. Und auch über die sozialen Medien will Johannes vermehrt auf seine Produkte aufmerksam machen.

Mamauerhof

Im Raum St. Pölten ist der Anbau von Spargel wie auch von Melonen bislang untypisch. Johannes
Kaufmann verkauft seinen Spargel
Ab Hof von Mitte April bis Mitte Juni, seine Melonen ab Mitte Juli bis Ende September sowie Kürbis ab August bis Ende November. Frische Eier gibt‘s in der Eierbox.

Kontakt: Obermamau 10, 3121 Karlstetten
johannes.kaufmann366@gmail.com
www.mamauerhof.at

Artur Riegler

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