Auch deutliche Kennzeichnung wie in Deutschland steigert den Absatz von Fleisch höherer Haltungsstufen nicht.

Forschende der Universität Bonn und der Technischen Universität München hatten für eine Studie 630 Testpersonen in einen virtuellen Supermarkt zum Einkaufen geschickt. Dieser wurde als 3-D-Simulation wie in einem Computerspiel entwickelt. Die Testpersonen konnten dort ihren Einkaufswagen digital durch die Gänge schieben, sich zu Regalen drehen und Waren in den Einkaufskorb legen. In echt bezahlen mussten sie jedoch nicht.

Unterschiedliche Tierwohlinfos

Wie Leonie Bach vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik in Bonn berichtete, unterschied sich der Supermarkt für die drei gebildeten Gruppen nur darin, wie die Informationen zur Haltungsform präsentiert wurden. Bei der ersten waren die Label, wie momentan üblich, lediglich auf den Fleischverpackungen zu sehen. Bei einer zweiten Teilnehmergruppe hingen zusätzlich über den Regalen große Banner, die auf das Label aufmerksam machten. Bei der dritten war die Kennzeichnung zusätzlich noch neben den Preisschildern angebracht, allerdings nur für Produkte der Haltungsformstufen 3 und 4.

Kein Mehrabsatz von Tierwohlfleisch

Nach Angaben der Autoren war das Ergebnis ernüchternd, schreibt Agra-Europe. Die Versuchspersonen in allen drei Gruppen griffen nämlich ähnlich oft beziehungsweise selten zu Fleisch aus artgerechterer Haltung. Die Maßnahmen für mehr Sichtbarkeit der Tierwohlauslobung führten also zu keiner Änderung des Kaufverhaltens. „Ein Grund könnte sein, dass die Informationen nicht die notwendige Aufmerksamkeit erzielt haben, trotz der hervorgehobenen Weise, in der sie präsentiert wurden“, erklärte Bach. Ein Teil der Versuchspersonen habe in der anschließenden Befragung angegeben, die Informationen gar nicht bewusst wahrgenommen zu haben.

Laut der Leiterin der Abteilung Marktforschung der Agrar- und Ernährungswirtschaft an der Uni Bonn, Monika Hartmann, werden aktuell noch weitere Maßnahmen ausgewertet, die im virtuellen Supermarkt getestet wurden. Für zukünftige Projekte möchten die Autorinnen die Realitätsnähe entsprechender Einkaufsexperimente noch steigern. Die Teilnehmer sollen dann die gekauften Produkte, ähnlich wie beim Online-Shopping, zugesandt bekommen und dafür auch bezahlen müssen.

- Bildquellen -

  • Haltungsformkennzeichnung: Pixelot - stock.adobe.com
- Werbung -
AUTORRed. BW
Vorheriger ArtikelHeumilch ist nun offiziell ein Landwirtschaftliches Kulturerbe mit globaler Bedeutung
Nächster ArtikelWiederbewaldung mit Hilfe von oben