Schmerzhafte Bläschen im Maul-, Klauen- und Euterbereich sind charakteristische Symptome der Seuche. Die Tiere reagieren mit Fressunlust und verstärkter Speichelbildung.

Das Wichtigste zuerst: Österreich ist – Stand 28. März – frei von Maul- und Klauenseuche. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums als oberste Veterinärbehörde besteht nach wie vor kein Verdacht einer Einschleppung. In enger Abstimmung mit den betroffenen Nachbarländern Ungarn und Slowakei sowie der EU wurde eine Fülle an Schutzmaßnahmen verhängt.

Nicht ohne Grund, wie auch Professor Friedrich Schmoll, Leiter der Abteilung Tiergesundheit in der AGES, weiß: „Es handelt sich um die hochansteckendste Krankheit für Paarhufer.“ MKS ist demnach für Rinder, Büffel, Schweine, Kleinwiederkäuer, Neuweltkameliden aber auch wild lebende Paarhufer wie Hirsche, Rehe und Wildschweine hoch ansteckend. Einzig Pferde sind nicht empfänglich. Für den Menschen ist die Krankheit hingegen harmlos. Eine Infektion sei laut AGES in Einzelfällen zwar möglich, führe aber „in der Regel nicht zu einer Erkrankung“.

Die MKS-Symptome im Überblick: Alle Paarhufer können sich mit MKS infizieren und sie auch übertragen, zeigen dabei aber unterschiedliche Symptome.
Rinder: Bläschen im Bereich des Flotzmauls, der Maulschleimhaut, der Zunge, im Klauenbereich und an den Zitzen. Die Hautveränderungen an den Klauen sind schmerzhaft, die Tiere lahmen, zeigen ausgeprägtes Speicheln, Kaustörungen, Fieber, Milchleistungsabfall und Fressunlust.
Schweine: Hautveränderungen vor allem im Klauenbereich. Die Tiere liegen vermehrt und lahmen, ausschuhen möglich. Plötzliche Todesfälle bei Ferkeln sind dokumentiert.
Schafe und Ziegen: Meist nur geringe Bläschenbildung an Maul, Klauen und Euter sowie Fieber, mildere Verläufe als bei Rindern, erhöhte Lämmersterblichkeit.

Übertragen wird die Seuche zumeist von Tier zu Tier. „Erkrankte Tiere bilden massenhaft Viren. Diese werden über Schleimhäute, Speichel Kot und Harn, sowie Wundsekret ausgeschieden“, weiß der AGES-Institutsleiter. Aber auch über tierische Produkte und durch den Menschen selbst sei eine Verschleppung über „große Distanzen möglich“. Vorsichtig Entwarnung gibt Schmoll bei der Verbreitung von Viren über Winde: „Das ist zwar möglich, die Wahrscheinlichkeit ist aber gering.“ Die Inkubationszeit bei MKS beträgt zwei bis sieben Tage. Meist ist binnen kurzer Zeit die ganze Herde betroffen, heißt es. Bei verdächtigen Symptomen kann lediglich ein Laboruntersuchung Klarheit bringen. Zahlreiche Krankheiten, etwa Rindergrippe, Herpesviren, Blauzungenkrankheit, Katarrhalfieber, Pockenviren aber auch Mortellaro und Moderhinke zeigen nämlich eine ähnliche Symptomatik. „Selbst der Verdacht ist anzuzeigen“, appelliert Schmoll.

Maßnahmen bei MKS-Fall

Sollte nun auch in Österreich ein Tier positiv auf MKS getestet werden, würde das eine Reaktionskaskade im Land auslösen, wie Ulrich Herzog, Leiter der Sektion Konsumentenpolitik im Gesundheitsministerium, berichtet: „Ist ein Tierbestand betroffen, muss dieser vollständig gekeult werden, auch wenn nur ein einzelnes Tier erkrankt ist.“ Behandlungen fänden, außer um Tierleid zu verhindern, nicht statt.

Zeitgleich würden die Veterinärbehörden alle Betriebe, die Kontakt mit dem betroffenen Hof hatten, untersuchen. Laut Herzog wären das etwa vom Betreuungstierarzt danach besuchte Höfe oder etwa jene die vom selben Milchsammelwagen angefahren werden. „Gäbe es auch dort positive Fälle würden auch diese Herden notgetötet.“ Der betroffene Hof wäre sofort zu sperren, nach erfolgter Keulung und „unschädlicher Beseitigung der Kadaver“ seien Desinfektionsmaßnahmen umzusetzen.

Um den Betrieb wären bekanntlich auch eine Schutzzone (Radius 3 km) und eine Überwachungszone (Radius 10 km) festzulegen. Diese bleiben 21 beziehungsweise 30 Tag ab erfolgter Desinfektion aufrecht. Alle davon umfassten Betriebe würden behördlich kontrolliert, es gelten dann strenge Einschränkungen beim Tiertransport und Handel mit tierischen Produkten. „Innerhalb der Drei-Kilometer-Zone sind die Auflagen noch strenger“, erklärt der Sektionschef. Dort würde etwa auch der Personenverkehr (zum Beispiel in Wäldern) eingeschränkt.

Massive Wirtschaftliche Folgen

Doch damit ist es nicht getan, wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt. Der letzte große Ausbruch von MKS in Österreich im Jahr 1973 betraf damals 1.515 Höfe in Niederösterreich. In Summe fielen 72.000 Tiere den Keulungen zum Opfer, die Kosten für die Seuchenzüge beliefen sich auf rund 150 Millionen Schilling, was in etwa der heutigen Kaufkraft von 55 Mio. Euro entspräche.

Herzog: „Diese Krankheit verursacht große wirtschaftliche Schäden. Denn MKS-Freiheit hat im Export Vorteile.“ Gemeint ist der Status „frei von Maul- und Klauenseuche ohne Impfung“ den die Weltorganisation für Tiergesundheit alljährlich vergibt. Dieser ist zahlreichen Ländern Grundvoraussetzung um tierische Erzeugnisse exportieren zu dürfen. „Diesen Status würden wir dann verlieren“, so der Beamte. Welche Konsequenzen das hat, wurde beim Ausbruch in Deutschland im Jänner deutlich: Zahlreiche Staaten verboten sofort Einfuhren von tierischen Produkten und Lebendvieh aus der gesamten BRD. Selbst EU-Mitgliedstaaten – eigentlich zur Anwendung des Regionalisierungsprinzips verpflichtet – taten es ihnen gleich. „Schon jetzt haben Japan und Großbritannien Exportsperren für Österreich verhängt“, mahnt Herzog. Und das, obwohl es keinen nachgewiesenen MKS-Fall gibt.

Impfung „nicht die erste Wahl“

Bleibt die Frage ob nicht – wie etwa bei der Blauzungenkrankheit – Impfungen rasch Beruhigung brächten. „Nein“, schildert Herzog. Denn auch dann wäre der MKS-Freiheitsstatus im Handel futsch. Weiters sei diese derzeit EU-rechtlich auch verboten und durch die direkte Übertragung von Tier zu Tier auch weniger wirksam. Die dieser Tage in der Slowakei und Ungarn verimpften Suppressionsimpfungen hätten lediglich den Zweck, den Infektionsdruck auf den betroffenen Höfen zu senken. „Gekeult werden sie trotzdem“, teilt man mit. Für solche Fälle gäbe es eine EU-Impfreserve. „Diese kann im Ernstfall angefordert werden“, so AGES-Experte Schmoll.

Wie sich MKS auf den deutschen Exportabsatz auswirkte, lesen Sie hier.

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  • MKS-Veränderungen Maul: DR. TSV. ALEXANDROV/IZVORA - WIKIMEDIA COMMONS
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AUTORClemens Wieltsch, Katharina Berger
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