Markt: Weizen und Raps im Fokus

Der Getreidemarkt befindet sich seit vier Jahren im Sinkflug. Landwirte hoffen, dass es endlich wieder aufwärts geht. ©Agrarfoto.com
Der Getreidemarkt befindet sich seit vier Jahren im Sinkflug. Landwirte hoffen, dass es endlich wieder aufwärts geht. ©Agrarfoto.com
Das Geschehen an den Commoditymärkten stand 2016 unter starken Einflüssen zweier externer Größen: Ölpreis und Euro. Im Februar erreichte Rohöl einen nicht für möglich gehaltenen Talboden bei unter 30 US-Dollar (USD). Die Folgemonate waren geprägt von Aufs und Abs. Im Jahresverlauf sah es zuerst nach Erholung aus, kurz vor der US-Wahl stürzten die Euronotierungen jedoch wieder ein und waren im Dezember bei unter 1/1,05 USD angelangt. Der schwächelnde Euro gab positive Impulse für die Exportwirtschaft und belebte auch die europäischen Getreide- und Ölsaaten-Notierungen. Jetzt müssen diesen Impulsen auch Taten folgen.

Weizen: Lager blieben 2015 voll und sind es auch 2016

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Schon zur Jahreswende 2015/16 war der Blick fokussiert auf Exporthoffnungen im neuen Jahr. EU-Weizen konnte sich am Weltmarkt sehr gut behaupten und Ware floss kontinuierlich ab. Die Silos blieben bis zum Beginn der neuen Ernte trotzdem gut gefüllt. Die Preisniveaus hoben sich im Schatten der Exporterfolge nur leicht. Besonders in hafenfernen Regionen lag noch viel Ware in den Silos. Die Wintergetreideernte 2016 war in Europa zweigeteilt. Die Länder östlich von Österreich verzeichneten ausgezeichnete, gebietsweise sogar rekordverdächtige Ernten. Zwar sind die höheren Qualitätsfraktionen heuer schwächer ausgeprägt als üblich, die Mengenträger sind jedoch mehr als reichlich vorhanden. Westlich von Österreich zeigte sich ein divergierendes Bild: Nach dem verregneten Frühjahr mit feuchter Abreife blieben die Ernten in Deutschland und besonders in Frankreich sowie im Baltikum deutlich hinter den Erwartungen.

EU: Geringere Weizenernte, schwache Qualitäten

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Die EU-Produktion wurde in anfänglichem Optimismus mit 160 Milli­onen (Mio.) Tonnen (t) ähnlich hoch prognostiziert wie 2015, musste aber sukzessive auf 144 Mio. t zurückgestuft werden. Es wurden große Anteile mit schwachen Qualitäten geerntet, welche die Exportstandards nicht erfüllen. Insgesamt wurden die EU-Exporterwartungen 2016/17 zum Vorjahr um fast zehn Mio. t auf 25 Mio. t zurückgestuft. Die Lager sind aber aus der vorigen Ernte noch bestens gefüllt (Anfangsbestände von 14 Mio. t). Global sollen die Überlager zum Saisonende erneut um mehr als zehn Prozent auf 241 Mio. t anwachsen. Im Frühjahr und sogar kurz während der Ernte gab es wiederholt interessante Zeitpunkte für eine Preisabsicherung oder Vermarktung. Bleiben im Winter großflächige Wetterextreme in globalen Kornkammern aus, könnte im Frühjahr Lagerdruck mit Preisverfall entstehen. Besonders bei schwächeren Weizenpartien sollte man nicht zu lange mit der Vermarktung warten.

Raps: Schwache globale Versorgung

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Die lebhaftesten Zeiten macht momentan Raps durch. Nach einer schwachen Ernte 2015 (21,5 Mio. t) ist die Ernte 2016 nochmals geringer ausgefallen (20 Mio. t). Spätfröste und feuchtes Frühjahrswetter haben die Erträge in den Haupt-Produktionsgebieten zurückgeworfen. Bei gleichzeitiger Knappheit der anderen Pflanzenöle, insbesondere Palmöl und starker Nachfrage für Sojabohnen, konnte Raps seit Herbst 2016 stetig zulegen. Auch externe Einflüsse gaben bis zur Jahreswende gleichzeitig positive Impulse: Starkes Rohöl und der schwache Euro unterstützten diese Bewegung. Die Rapsversorgung ist knapp und sollte es auch bis zur neuen Ernte 2017 bleiben. Auch von den Ölmühlen ist stärkere Nachfrage zu erwarten. Die Vorkontrakte aus der Ernte 2016 dürften schon großteils abgewickelt sein. Ungünstiges Aussaatwetter hat im Herbst kaum Flächenausweitungen ermöglicht oder Umbrüche nach sich gezogen. Die europäische Erntefläche 2017 wird sich zu 2016 kaum vergrößern. Der schwache Euro verteuerte zum Jahresende die europäischen Importe aus den stark dollargebundenen Haupt­exportländern.

Unruhe bei Soja und Rohöl trifft auch Raps

Die Raps-Preisentwicklung orientiert sich stark an der Sojabohne und am Rohöl. Beide Produkte könnten im Frühjahr 2017 unter Druck geraten, wenn in Südamerika gute Sojaernten folgen würden und die Rohöl-Fördermengenbeschränkungen von einzelnen OPEC-Staaten nicht eingehalten würden. Es macht daher Sinn, sich schon frühzeitig mit der Vermarktung von Teilmengen der neuen Rapsernte 2017 zu beschäftigen. Gerade in den aktuel­len Marktkonstellationen, wo unklar ist, ob entweder Rückgänge oder überraschend noch Kurszuwächse passieren könnten, bieten sich Modelle mit Put-Optionen an. Einzig die Optionsprämie ist fix gebunden und schützt vor Preisrückgängen. Folgt doch ein Preisanstieg, kann dieser beim Verkauf am Kassamarkt genutzt werden. Bieten die Handelspartner börsenabgeleitete Vorkontrakte an, ist es sinnvoll Teilmengen bereits im Winter oder Frühjahr zu vermarkten, vorausgesetzt der Preis passt. Der Betrieb gewinnt so Planungssicherheit für die Produktion. Vermarktung sollte keine spontane, sondern eine mit dem Wirtschaftsjahr wachsende Entscheidung sein.

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