Von den Mitgliedern der Bauernbund-Fraktion war Ferstl zuvor schon einstimmig zur neuen Fraktions-Obfrau gewählt worden. „Ich übernehme eine sehr große Verantwortung für die Bäuerinnen und Bauern, für die Landwirtschaft und auch für die Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Oberösterreich“, so die 51-jährige Mühlviertlerin in ihrer Antrittsrede, in der sie auch betonte, die Interessen aller Produktionssparten vertreten zu wollen. Ebenso betonte die neue Vizepräsidentin ihren Wunsch nach einer guten Zusammenarbeit, da gute Lösungen nur gemeinsam erarbeitet werden könnten. Ferstl versprach, sich „voll ins Zeug“ zu legen und sich auch nicht verbiegen zu lassen.
„Rosemarie Ferstl wird eine starke politische Stimme für die Anliegen der Land- und Forstwirtschaft sein und die notwendigen und richtigen Schritte im Sinne der heimischen Bäuerinnen und Bauern setzen. Sie verfügt nicht nur über viel fachliche, sondern auch über politische Erfahrung“, gratulierten Bauernbund-Landesobfrau Michaela Langer-Weninger und Direktor Wolfgang Wallner zur neuen Funktion.
Zur Person: Rosemarie Ferstl ist in Perg zuhause und bewirtschaftet dort mit ihrem Mann Erwin, mit dem sie zwei bereits erwachsene Töchter hat, einen Veredelungsbetrieb im Nebenerwerb. Die Betriebsweige sind Ackerbau, Schweinemast, Rindermast und Forstwirtschaft. Die knapp 52-Jährige ist seit 2014 Bezirksbauernkammerobfrau in Perg sowie Bauernbund-Bezirksobfrau und damit auch Mitglied des Landesvorstandes.
Mehr Wertschätzung und Vertrauen von Konsumenten
Ferstl sieht die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen. Bäuerinnen und Bauern stünden unter kritischer Beobachtung von allen Seiten. Vor allem NGOs (Nichtregierungsorganisationen) würden durch vereinfachte Darstellungen und ideologischgeprägte Diskussionen zum Resignieren von Landwirten führen. „Oft fehlt einfach die Wertschätzung. Wir werden zu Teil schon beschimpft, wenn wir auf dem eigenen Grund unterwegs sind“, so Ferstl, „wir wissen, was zu tun ist. Dieses Vertrauen von Konsumenten müssen wir wieder bekommen“. Konsumenten müssten sich freuen, wenn sie einen Traktor am Feld sehen. „Weil das heißt, dass noch jemand sichere und hochqualitative Lebensmittel in der Region produziert“, sagt die Bäuerin.
Die im EU-Vergleich kleinbäuerlichen Strukturen bedeuten bereits einen Wettbewerbsnachteil, die gleichzeitig höheren Produktionsstandards verursachen dazu noch höhere Kosten. „Beim Vermarkten stehen wir dann aber in direkter Konkurrenz zum Mitbewerb am EU-Binnenmarkt“, so Ferstl. Diverse Ansprüche von Seiten der Gesellschaft und Konsumenten könnten aber nur erfüllt werden, wenn Landwirtschaft auch wirtschaftlich betrieben werden kann. „Wir brauchen einen gewissen Grundpreis, damit wir überhaupt produzieren können“, bekräftigt Ferstl. Dieses Umdenken sei dringend nötig. Konsumenten seien als „Verbündete“ zu gewinnen, da sie mit ihren Kaufentscheidungen auch Weichen stellen.
Vorgaben für den „Green Deal“ machen große Sorgen
LK-Direktor Karl Dietachmair wies im Rahmen einer Pressekonferenz darauf hin, dass der übliche stete Wandel in der Landwirtschaft derzeit besonders intensiv sei. Der Green Deal der EU-Kommission mache besonders viel Kopfzerbrechen. „Den pauschalen Ansatz und die Undifferenziertheit in der Herangehensweise kritisieren wir besonders“, so Dietachmair. Die geforderten Reduktionen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Handesldüngern sowie die verpflichtende Anlage von Biodiversitätsflächen würde die Produktion innerhalb der EU einschränken und damit in Weltregionen mit wesentlich niedrigeren Standards verlagern. „Das treibt dort erst recht klimaschädliche Landnutzungsänderungen wie zum Beispiel die Abholzung des Regenwaldes voran“, betont der Kammerdirektor.
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- Wahl LK Vizepräsidentin (002): BZ/Cacha