Lebensmittel in der Krise

Kommentar von Peter Raggl,
Bauernbund-Direktor, Tirol

Aktuelle Luftbilder aus Südafrika könnten dramatischer nicht sein. Dort stellen sich tausende Menschen für Lebensmittel an und die Warteschlange ist kilometerlang. Viele Menschen in den ärmeren Gebieten des Landes trifft die Corona-Krise besonders hart. Die Verzweiflung ist groß.
Zeitgleich flattern bei uns tagtäglich Prospekte diverser Supermarktketten in die Haushalte, worin die Menschen darauf hingewiesen werden, wo man Lebensmittel zu den sensationellsten Schleuderpreisen erstehen kann.
Je billiger, desto besser. Herkunft und Produktionsstandards sind da völlig egal. Wohlwissend, wie menschenverachtend und ausbeuterisch die Arbeitsbedingungen in vielen Ländern dieser Welt sind und wie sehr gerade in diesen Ländern Menschen an Hunger leiden.
Und noch etwas passiert gerade gleichzeitig: in Österreich landet jährlich eine Million Tonnen Lebensmittel im Müll. Viele denken bei der Suche nach den Verursachern zu allererst an Handel und Gastronomie. Dabei fällt die Hälfte des gesamten Lebensmittel-mülls in Haushalten anfällt. Billigste Massenware aus dem Ausland ist nicht nur ein Problem für die heimischen Bauern. Ausländische Lebensmittel zu Dumpingpreisen und die zeitgleiche Verschwendung von Lebensmitteln sind zu allererst auch ein ethisches Problem und das geht uns alle an. Der Griff zum heimischen Produkt und der wertschätzende Umgang damit muss für uns alle ins Zentrum der Lebensmittelversorgung rücken. Weniger Lebensmittel, dafür heimische Lebensmittel. Einzig der Mehrwert – auch der ethische – dieser Produkte ist unbezahlbar.
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