Herr Partl, wieso ist es nach wie vor wichtig, dass die Bäuerinnen und Bauern eine spezifische Sozialversicherung haben?
PARTL: Es ist begrüßenswert, dass die SVS seit 01.01.2020 berufsspezifische Leistungen für die Bäuerinnen und Bauern erbringen kann. Gerade in der Kranken- und Unfallversicherung bieten wir spezielle Services für die Land- und Forstwirtschaft.
Können Sie Beispiele für Versicherungsleistungen für Bäuerinnen und Bauern nennen?
PARTL: Zum Beispiel bietet die SVS regelmäßig kostenlose FSME-Impfaktionen für Personen mit beruflich bedingtem erhöhten Risiko – im Fall der Bauern ist das die Arbeit im Grünen – an. Diese finden in den Monaten Februar, März und April in ganz Österreich statt.
Aber auch nach Unfall und Krankheit wird darauf geachtet, dass die Betroffenen in ihrem Beruf tätig bleiben können. Leidet jemand etwa unter einer Farmerlunge, werden unterstützende Maßnahmen wie Filter gefördert, um die Berufskrankheit zu lindern. Ebenso wird die Rehabilitationsphase nach Unfällen unterstützt.
Zum Thema Vorbeugung verweisen wir gerne auf die Aktion „Gemeinsam vorsorgen“, die wir 2023 durchgeführt haben. Jeder SVS-Versicherte, der zur Vorsorgeuntersuchung gegangen ist, hat einen Gesundheitsbonus über 100 Euro erhalten – österreichweit waren ein Viertel der Teilnehmer Bäuerinnen und Bauern. Eine ähnliche Aktion im Bereich Zahngesundheit ist im Jahr 2024 geplant.
Präventiv sorgen wir auch mit dem Gesundheitshunderter, der einen gesunden Lebensstil unterstützt, und dem Sicherheitshunderter, der zu mehr Sicherheit führt, vor. Zum Sicherheitshunderter gehören unter anderem auch Traktorfahrsicherheitstrainings bei unserem Partner ÖAMTC.
Um noch ein paar Zahlen zu nennen: Die Summe der Pensionsaufwendungen wird sich im Jahr 2024 unter Berücksichtigung einer Pensionserhöhung von 9,7 Prozent auf 2,29 Mrd. Euro belaufen, die Erhöhung bewirkt einen Anstieg um rund 202 Mio. Euro. Der Aufwand für die bäuerlichen Ausgleichszulagen wird sich 2024 auf rund 230 Mio. Euro belaufen, die Anhebung der Richtsätze um 9,7 Prozent kommt den Beziehern mit plus 20 Mio. Euro zugute. An die Inflation angepasst wird außerdem das Pflegegeld, plus 22 Mio. Euro sorgen für eine insgesamte Summe von 250 Mio. Euro.
Wichtig ist auch die Aufstockung der Gesundheitswochen, Camps und der Pflegeauszeit – besonders im bäuerlichen Bereich, wo die Pflege häufig durch Angehörige erfolgt. 2024 werden 2.500 Plätze bei den Gesundheitswochen gestellt, Feriencampplätze für Kinder werden auf 700 erweitert. Die Wochen für pflegende Angehörige mit den Pfleglingen werden auf 90 Plätze erweitert, um eine Möglichkeit der Entlastung zu schaffen. In diese Maßnahmen fließen vonseiten der SVS 4,7 Millionen Euro.
Welchen Service nehmen die Versicherten besonders gut an?
PARTL: Ein jeder ist im Notfall froh um Betriebshilfe oder bei längerem Ausfall um den Einsatz von Zivildienern. Der Bauer oder die Bäuerin fällt durch einen Arbeitsunfall oder eine Berufskrankheit aus, der ganze Betrieb steht still. Diesem Szenario beugt die SVS vor. Für den Einsatz von Betriebshelfern leistet die SVS einen Kostenzuschuss von bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten. Eine telefonische Meldung bei der SVS oder bei der zuständigen Geschäftsstelle des Maschinenring vor Einsatzbeginn reicht bereits für diese Hilfestellung.
Neben dem digitalen Service legt die SVS auch Wert auf die persönliche Beratung. Daher bieten wir auch regelmäßige Beratungsgespräche an den Bezirkslandwirtschaftskammern.
Welchen Rat möchten Sie den Bäuerinnen und Bauern geben?
PARTL: Vorsicht ist besser als Nachsicht kann als Leitspruch jeder Sozialversicherung gelten. An die Versicherten möchte ich den Appell richten, rechtzeitig den Einheitswert auf Richtigkeit zu kontrollieren, da sich aus diesem der Versicherungsbeitrag ergibt. Die zeitgerechte Meldung von Nebentätigkeiten ist ebenso wichtig, um die Bürokratie möglichst gering zu halten.
Vielen Dank für das Gespräch!
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