Landwirtschaft nach 1945 im Museum Neupölla

Das Erste österreichische Museum für Alltagsgeschichte in Neupölla lud am 15. September zu einer Buchpräsentation und Podiumsdiskussion über die Entwicklung des ländlichen Raumes in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ein.

Das letzte Pferd in der Landwirtschaft in Neupölla, um das Jahr 1975.

Vorgestellt wurde das Buch des aus Winkel stammenden Manfred Leeb „Einst – Nachkriegszeit. Jetzt – Moderne“, welches am Beispiel der Orte Neupölla, Winkl und Großburgstall den einzigartigen Umbruch in allen Lebensbereichen in der Nachkriegszeit mit dem Schwerpunkt auf Landwirtschaft und Technik sowie Natur und Umwelt beschreibt.

Aus diesem Grund hatte Museumsleiter Dr. Friedrich Polleroß auch die Bürgermeisterin der Gemeinde St. Bernhard-Frauenhofen, Mag. Gabriele Kernstock, MA um eine Grußadresse gebeten. Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Neupölla und Grußburgstall ist etwa auch gleich gesunken, aber durch das Einkaufszentrum am Stadtrand von Horn steht Frauenhofen heute finanziell viel besser da als die Marktgemeinde Pölla. Die Nähe zu Horn sei jedoch gleichzeitig ein Vorteil und ein Nachteil. Da Großburgstall der erste Ort in Niederösterreich gewesen ist, der 1943 eine Grundzusammenlegung geplant hatte, stellte Friedrich Polleroß zunächst die Frage nach dem Verhältnis von Nationalsozialismus und Innovation in der Landwirtschaft.

Manfred Leeb beschrieb Elektrifizierung, Wasserleitungsbau und Mechanisierung als die wesentlichen Faktoren der Modernisierung in der Landwirtschaft, die dazu geführt habe, dass ein Landwirt um 1900 drei Menschen ernähren konnte, um 1950 zehn und 2020 sogar 180.

Quelle: Erste österreichische Museum für Alltagsgeschichte, Neupölla
Friedrich Polleroß, Sandra Warnung (Vizebürgermeisterin von Pölla), Leopoldine Hartl, Gabriele Kernstock, Martin Melzer, Manfred Leeb, Günther Kröpfl (Bürgermeister Pölla)

 

Eine wesentliche Rolle dabei spielte die 1947 beginnende Produktion von Steyr-Traktoren. Der neunzigjährige pensionierte Landwirt Martin Melzer aus Ramsau betonte die Bedeutung des Stickstoffdüngers für die Lebensmittelproduktion.

Zeitzeugin

Die 81-jährige Landwirtschaftspensionistin Leopoldine Hartl aus Altpölla hob hervor, dass in der Nachkriegszeit noch die meisten Landwirte Selbstversorger waren u.a. mit der Buttererzeugung, und Fleisch in vielen Häusern nicht täglich auf den Tisch kam. Erinnert wurde aber auch an Tricksereien von vielen Fleischhauern bei der Abwage der Tiere. Abschließend wurden aktuelle Probleme wie der Klimawandel und Bodenversiegelung angesprochen, aber auch Biolandwirtschaft und die sinkende Bereitschaft der Bevölkerung für ihre Ernährung ebenso adäquate Mittel aufzuwenden wie für Freizeitaktivitäten. Bei einem Gläschen Wein und Liptauerbroten wurden die Diskussionen dann in kleinem Rahmen weitergeführt.

Information

Das Museum, 3593 Neupölla 10, in dem ein Raum der landwirtschaftlichen Produktion in früheren Zeiten gewidmet ist, kann noch bis 26. Oktober 2023 jeden Sonn- und Feiertag von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden.

 

- Bildquellen -

  • Podiumsdiskussion: Erste österreichische Museum für Alltagsgeschichte, Neupölla
  • In Erinnerung halten: Erste österreichische Museum für Alltagsgeschichte, Neupölla
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AUTORArtur Riegler
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