Im Zentrum des Landesbauernrates stand die Neuwahl des Bauernbundobmannes und seiner drei StellvertreterInnen. Rund 450 Interessierte folgten der Einladung.
Die Stimmberechtigten bestätigten Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler eindrücklich und mit einem starken Ergebnis von 97,02 Prozent in seinem Amt. Seine Stellvertreter bleiben Elmar Monz aus Nauders (94,8 Prozent) und Thomas Schweigl aus Wildermieming (94,46 Prozent). Neu hinzu kommt Andrea Lechleitner aus Wenns als dritte Stellvertreterin, die mit 99,14 Prozent gewählt wurde, um die Stimme der Bäuerinnen im Bauernbund zukünftig noch mehr zu stärken.
Motto: Zusammenhalt
„Stärke durch Zusammenhalt“ – unter diesen Titel stellte Bauernbundobmann Josef Geisler seine Ansprache. So sei derzeit in der Bevölkerung angesichts des Krieges in der Ukraine große Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt zu sehen, aber auch der Landesbauernrat sei ein starkes Zeichen des Zusammenhaltes in schwierigen Zeiten. Hatte uns zunächst die Coronapandemie gefordert, so werde nun auch der Krieg in der Ukraine Spuren hinterlassen: „Dieser Krieg trifft auch die Landwirtschaft – mit steigenden Kosten für Energie, Maschinen oder Futter!“, so Geisler. Dazu komme die Macht des Handels, der großen Druck auf die Bauern ausübe. Geisler: „Mit einer Geiz-ist-geil-Mentaltität ist keine nachhaltige Landwirtschaft möglich.“ Dem stehe der Wert der Regionalität gegenüber, die man – als Bauernbund, Bäuerinnen und Jungbauernschaft – schon länger mit vielen Aktionen forciere, von Qualitätsprogrammen über die Kälbervermarktung im eigenen Land bis zur Verwendung heimischer Produkte in öffentlichen Küchen und der Gastronomie.
Neben Investitionen in Verarbeitung, Vermarktung und Produktentwicklung sei die wichtigste Investition jene in die Ausbildung. Dazu gehören die Modernisierung der Landeslehranstalten und der Neubau der HBLFA Tirol in Rotholz bis zur künftigen tierärztlichen Ausbildung in Kematen.
Klare Worte fand Geisler zum Thema Großraubtiere: „Dafür ist in Tirol kein Platz!“ In dieser Frage müsse man leider ein „Totalversagen der EU“ feststellen. Der nach wie vor aufrechte strenge Schutzstatus des Wolfes sei bei rund 160 Wolfsrudeln im Alpenraum nicht nachvollziehbar. Die Entnahme von Problemwölfen müsse künftig einfacher und schneller möglich sein.
Angesichts der zunehmenden Aufsplitterung der Parteienlandschaft legte Geisler abschließend auch ein klares Bekenntnis ab: „Der Tiroler Bauernbund braucht die Tiroler Volkspartei, und die Tiroler Volkspartei braucht den Tiroler Bauernbund – gemeinsam sind wir ein starkes Team!“
Blick über die Grenzen
Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger ging in einer Videobotschaft auf die aktuellen agrarischen Themen ein, vom GAP-Strategieplan bis zur Preissituation in der Landwirtschaft. Dabei erneuerte sie die Forderung nach einer „fairen Partnerschaft in der ganzen Wertschöpfungskette“, von den Bauern bis zum Handel.
Ob die „EU-Ökologisierungsphantasien“ derzeit angebracht seien, hinterfragte Bauernbundpräsident Georg Strasser in seinem Statement. Angesichts des Krieges in der Ukraine und der Auswirkungen auf die Lebensmittelversorgung müssten alle verfügbaren Flächen für die Produktion genützt werden. Er werde sich darum gemeinsam mit Ministerin Köstinger in Brüssel für ein Aussetzen der vierprozentigen Flächenstilllegung starkmachen. Wegen des Kostendrucks in der Landwirtschaft werde es Preisanpassungen und Abfederungsmaßnahmen brauchen.
Auf die gute Zusammenarbeit der Bauernbünde Tirols und Südtirols wies der Südtiroler Bauernbundobmann Leo Tiefenthaler hin: „Europa war bisher ein Garant für den Frieden, deshalb brauchen wir heute diese länderübergreifende Zusammenarbeit mehr denn je!“
Stolz auf Tiroler Bauernstand
„Ich bin stolz auf den Bauernstand in unserem Land“ – dieses Bekenntnis legte Landeshauptmann Günther Platter in seiner Ansprache ab. In schwierigen Zeiten wie nun nach zwei Jahren Coronapandemie sei eine klare Wertehaltung gefragt: „Wenn es schwierig wird, hält man zusammen!“ Dieser Zusammenhalt zeige sich auch bei der Hilfe Tirols für die Opfer des Ukrainekrieges. Als weitere Konsequenz müsse Tirol aber auch energieunabhängig werden. Platter: „Ohne Ausbau der Wasserkraft werden wir nicht unabhängig werden!“ Der Landeshauptmann erneuerte auch sein Versprechen, dass Tirol nun nach der GAP-Reform „jeden Euro in Brüssel abholen wird.“ Klare Aussagen kamen von ihm auch zum Thema Wolf: „Problemwölfe müssen geschossen werden können!“ und zur Herkunftskennzeichnung. Platter abschließend: „Ohne starken Bauernbund gibt es keine starke Volkspartei – Josef Geisler ist dafür ein Garant!”
Auch Ehrenobmann Anton Steixner, dem Josef Geisler als Bauernbundobmann nachfolgte, erklärte: „Josef Geisler ist ein ruhiger Mensch, der aber durch seine Konsequenz viele Errungenschaften für die Tiroler Landwirtschaft verbuchen kann.“
Passende Rahmenbedingungen
Landwirtschaftskammerpräsident NR Josef Hechenberger erinnerte an die erfolgreichen GAP-Verhandlungen, die künftig mehr Geld für die Berglandwirtschaft und die Almwirtschaft und damit für Tirol bewirkten. Weiters konnte man die Forderung der Grünen nach einem Auslaufen der Anbindehaltung erfolgreich abwehren. „Das wäre der Tod der Berglandwirtschaft gewesen“, so Hechenberger. Er erneuerte auch sein klares Ziel einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung.
Die Wichtigkeit dieses Zusammenhalts kam auch in den Statements der Jungbauernführung, Bettina Hechenberger und Dominik Traxl, zum Ausdruck: „Wir können von der heutigen Veranstaltung viel Kraft und Motivation für unsere Arbeit mitnehmen“, meinte Hechenberger, während Traxl darauf hinwies, dass junge Menschen in der Landwirtschaft verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit bräuchten, um erfolgreich neue Wege zu gehen.
NR Hermann Gahr gab als Obmann von Forum Land einen kurzen Überblick über das breite Themenfeld dieser Sektion – von der Regionalität über Bodensparen bis zu leistbarem Wohnen und Mobilität.
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