Land wirkt Mangel an Pflegepersonal entgegen

Um dem Leitsatz „Altern in Würde“, welcher im aktuellen Regierungsprogramm festgeschrieben ist, langfristig gerecht zu werden, setzt man im Land ob der Enns im Bereich der Pflege aktiv Maßnahmen.

Eine Vielzahl an Projekten soll zur Entlastung von Mitarbeitern in der Pflege beitragen.

Bis zum Jahr 2030 müssen 9550 Menschen für den Pflegeberuf gewonnen werden. Zu diesem Ergebnis kam der oberösterreichische Landesrechnungshof in einer Prüfung des Themenfelds Pflege betreffend Bedarf, Ausbildung und Strategie, welche kürzlich vorgelegt wurde. Denn obwohl die Zahl an Pflegekräften seit 2017 stetig stieg – in den Krankenanstalten von 8800 auf etwa 9200 Vollzeitäquivalente und in der Altenpflege von 7000 auf 7200 – brauche es zügig Lösungen. Bereits im Vorjahr konnten 871 Plätze in den Heimen – aufgrund des Personalmangels – nicht belegt werden.

Abgang aktueller Pflegekräfte

Bis 2030 rechne man darüber hinaus mit einem starken Anstieg an Pflegebedürftigen. So würde die Anzahl von 76.000 Personen auf etwa 87.000 Personen steigen. Laut Berechnungen brauche es in den Spitälern daher einen Personalzuwachs von circa 4350, in der Altenpflege sogar von 5200 Menschen. Gleichzeitig würden viele aktuelle Pflegekräfte aus der Generation der „Babyboomer“ in dieser Zeit in Pension gehen.

Fachkräftestrategie im Land

„Zu diesem wichtigen Thema haben wir am Anfang der Periode einen Unterausschuss Pflege ins Leben gerufen, wo laufend die zuständigen Landesregierungsmitglieder Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander und Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer sowie viele Experten aus der Praxis anwesend waren und an den zukünftigen Maßnahmen mitgearbeitet haben“, betont OÖVP-Klubobmann Christian Dörfel. So sei man sich in seiner Verantwortung bewusst und habe sich gemeinsam mit dem oberösterreichischen Städte- sowie Gemeindebund zu einer Allianz zur Attraktivierung der Langzeitpflege im Land ob der Enns zusammengeschlossen und die „Fachkräftestrategie Pflege“ ins Leben gerufen.
Diese enthalte eine Vielzahl an Empfehlungen sowie Verbesserungsvorschlägen und sei demnach ein wirksames Mittel, um dem Fachkräfte­mangel entsprechend entgegenzuwirken. Dazu gehöre die Gehaltserhöhung, die Erhöhung des Mindestpersonalschlüssels, die Flexibilisierung des Personaleinsatzes und Digitalisierungs- sowie und Deregulierungsmaßnahmen. Auch neue Technologien sowie Pilotprojekte sollen getestet und evaluiert werden.

Mitarbeiter aktiv entlasten

So arbeite das Sozialressort im Zuge der Fachkräftestrategie etwa gemeinsam mit der Arbeiterkammer an verschiedensten Projekten, um Pflegemitarbeiter zu entlasten. Mit dem Grundsatz „Wir pflegen Menschen und keine Akten“ möchte man durch ein Pilotprojekt zum Beispiel zur Deregulierung beitragen. Mit dem Projekt, welches bereits in 118 Alten- und Pflegeheimen ausgerollt wurde, könne eine Reduzierung der Dokumentationseinträge um bis zur Hälfte erreicht werden, was maßgeblich zur Arbeitserleichterung beitrage. „Wenn niemand mehr den Sinn von Dokumentationspflichten erkennt, gehören sie weg“, so Hattmannsdorfer. Auch auf die mobile Betreuung soll das Erfolgsprojekt nun ausgeweitet werden.
Außerdem setzt die Zusammenarbeit des Sozialressorts und der Arbeiterkammer darauf ab, das Beschäftigungsausmaß von Mitarbeitern zu erhöhen. Denn gerade im Pflegebereich arbeiten überdurchschnittlich viele Menschen (67 Prozent) in Teilzeit. Dazu soll einmal jährlich ein verpflichtendes Gespräch zwischen Führungskräften und Mitarbeitern zu einer möglichen Stundenaufstockung geführt werden.

Interesse an Pflege steigern

Weiters zeige die Prüfung des Landesrechnungshofes, dass der Pflegekräftemangel nicht auf fehlende Ausbildungskapazitäten, sondern auf fehlende Interessenten für den Pflegeberuf zurückgeht. Daher ist es eines der Ziele des Projekts „Fachkräftestrategie Pflege“, zusätzliche Personen für die Pflegeausbildung zu gewinnen. „Aufeinander aufbauende Ausbildungsmodule könnten sich durch verbesserte Weiterentwicklungschancen und Karrierewege positiv auf die Attraktivität des Pflegeberufes auswirken“, empfiehlt Friedrich Pammer, Direktor des Landesrechnungshofes.
Durch Feedbackmethoden sowie die Evaluierung von Praktikumsmethoden soll auch der hohen Abbruchquote in der Pflegeausbildung entgegengewirkt werden.

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AUTORAnna Sophie Luegmair
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