Kurzfristprognose: Robuste EU-Agrarmärkte in Zeiten von Corona

Größte negative Auswirkungen im Hochpreissegment

EU erstellte Kurzfristprognose zu den Agrarmärkten. FOTO: adobe.stock. Travis

Der EU-Agrar- und Ernährungssektor passt sich nach Ausbruch der Corona-Krise den beispiellosen Herausforderungen, wie etwa eine sich schnell veränderte Nachfrage oder logistische Störungen, effizient an, schreibt die EU-Kommission in ihrer jüngsten Kurzfristprognose (Short-Term-Outlook). Hamsterkäufe und die Schließung von Gastronomiebetrieben wirken sich direkt auf die Lebensmittelproduzenten aus, da einerseits Grundnahrungsmittel wie Nudeln, Reis, Mehl, Obst- und Gemüsekonserven stärker nachgefragt werden und andererseits bei hochwertigen Produkten wie Gusto-Fleischstücke, Wein und Käsespezialitäten, die häufig gerne außer Haus verzehrt werden, ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist.

Hinsichtlich der Marktfrüchte geht die Europäische Kommission in ihrem Short-Term-Outlook davon aus, dass die EU-Getreideproduktion 2020/21 auf voraussichtlich 287,8 Mio. t leicht sinken wird, nach 294 Mio. t in der laufenden Saison 2019/20, die damit 4,5% über dem Fünfjahres-Durchschnitt lag.

Für die Ölsaatenerzeugung erwartet die Brüsseler Behörde nach einem Zwölfjahres-Tief in der Rapserzeugung, als 2019/20 aufgrund eines deutlichen Flächenrückgangs nur 14,9 Mio. t eingefahren wurden, wieder einen Anstieg des Anbauareals für Ölpflanzen auf 10,5 Mio. ha.

Die Eiweißpflanzenproduktion sieht die EU-Kommission bei 4,5 Mio. t, das ist ein Plus von 4% gegenüber dem Vorjahr und begründet dies mit guten Marktaussichten für den Lebensmittel- und Futtermittelsektor.

Nachdem die EU-Zuckerproduktion 2019/2020 aufgrund einer Flächenreduzierung voraussichtlich auf 17,4 Mio. t leicht zurückgehen wird, erwartet die EU-Kommission, dass auch der Konsum wegen der Ausgangsbeschränkungen, trotz eines gewissen Anstiegs des Eigenverbrauchs, etwas sinken wird. Für das nächste Jahr wird ein weiterer Rückgang der Zuckerrübenfläche um 3% wegen der schwierigen Marktbedingungen in den letzten zwei Jahren prognostiziert.

Leichtes Wachstum am Milchmarkt

Für 2020 wird ein ähnliches Wachstum der Milchproduktion wie im Jahr 2019 vorausgesagt, als dieses mit 0,4% den niedrigsten Wert seit 2012 erreichte. Der jährliche Höhepunkt der Milchproduktion im Frühjahr fällt mit der aktuellen Pandemie zusammen. So erschweren die Ausgangsbeschränkungen sowohl die Milchanlieferung bei den Molkereien als auch die Futterzustellung. Dagegen könnte der Käsekonsum in der EU um 0,3% leicht zunehmen, und auch für die Exporte gibt die EU-Kommission einen positiven Ausblick, mit der Begründung einer weiter steigenden Nachfrage aus Asien.

Bei Rindfleisch sieht die EU-Kommission eine Fortsetzung des Produktionsrückgangs im Jahr 2020 aufgrund niedrigerer Preise und verkleinerter Herden, wie es schon 2019 der Fall war. Der Ausbruch des Coronavirus betrifft den Sektor hauptsächlich im Hochpreissegment, weil Gustostückerl nicht an Restaurants abgegeben werden können.

Eine steigende Nachfrage prophezeit die EU-Kommission dagegen dem Geflügelfleischsektor nach 2019 auch für das laufende Jahr, da die Konsumenten teures Fleisch durch Geflügel ersetzen werden. Auch die Schweinefleischproduktion dürfte in diesem Jahr bei anhaltender Nachfrage aus Asien leicht wachsen, was nach wie vor auf die Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest, insbesondere in China, zurückgeführt wird. Die EU-Exporte werden bei dieser Fleischsorte nach einem Anstieg von 17% im Jahr 2019 heuer voraussichtlich um 12% wachsen. Der Sektor sollte aber von der anhaltenden Pandemie nicht wesentlich betroffen sein, so die Europäische Kommission. Es wird jedoch erwartet, dass der EU-Konsum aufgrund der vergleichsweise hohen Preise für Schweinefleisch sinkt, was dazu führt, dass andere Sorten bevorzugt werden, heißt es im Short-Term-Outlook.

AIZ

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