Umweltministerin Leonore Gewessler hat am 12. Dezember die “Biodiversitätsstrategie Österreich 2030+” veröffentlicht. Auf 160 Seiten findet man darin eine Bestandsaufnahme der Artenvielfalt sowie drei große Ziele: Bis zum Ende dieses Jahrzehnts soll etwa ein Drittel der Landesfläche unter Schutz gestellt werden. Aktuell liegt Österreich bei knapp 30 Prozent an Schutzgebieten, 1,7 Prozent davon mit besonders strengen Auflagen. Damit wäre das aktuell bei der UNO-Artenschutzkonferenz in Montreal zu verhandelnde 30-30-30-Ziel beinahe erreicht. Um den Bioanteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche auf 35 Prozent zu erhöhen, brauche es laut Gewessler “mehr Anstrengungen, da aktuell erst 26 Prozent der Fläche biologisch bewirtschaftet werden”. Äußerst hoch gesteckt ist auch das Drittel-Ziel betreffend der “Roten Liste” gefährdeter Arten. So will Gewessler allein die 1.274 gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen auf 840 gefährdete Pflanzen verringern. Bei den Tierarten sind laut Umweltbundesamt mehr als die Hälfte stark gefährdet. Sie wolle die Ursachen der Biodiversitätsverluste, etwa die Flächenversiegelung und den Pestizideinsatz, reduzieren, so Gewessler: “Eine intakte Umwelt hilft uns im Kampf gegen die Klimakrise.”
Während Naturschutzorganisationen auf ein rasches Umsetzen pochen, schüttelt man im Bauernbund ob der sehr ambitionierten Ziele (und somit höheren Auflagen für die Landwirtschaft) den Kopf. Man müsse “die Bauernfamilien bei diesem Prozess mitnehmen, nicht drüberfahren”, so der Tenor der Bauernvertreter.
“Die jüngsten Krisen haben uns gelehrt, wie wichtig eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln ist. Wir fordern daher auch bei der Umsetzung der nationalen Biodiversitätsstrategie Augenmaß und die ständige Einbindung der Bäuerinnen und Bauern”, sagt Bauernbund-Präsident Georg Strasser. “Unsere Land- und Forstwirte leisten schon bisher einen großen Beitrag zur Artenvielfalt. Das zeigen unsere Spitzenrankings im Bereich der Nachhaltigkeit”, verweist Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig auf Österreichs Vorreiterrolle mit rund 26 Prozent Bio-Landwirtschaft oder der breiten Teilnahme am Agrarumweltprogramm.
Die LK Österreich war bei der Erstellung der Biodiversitätsstrategie teilweise eingebunden und konnte zahlreiche realitätsferne Forderungen verhindern. Kritisiert wird von ihr jedoch, “dass nicht alle unsere Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge in der Endversion berücksichtigt worden sind.”
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