Das vergangene Jahr war für den OÖ Bauernbund ein sehr erfolgreiches. Neben den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum gab es mit der EU-Wahl im Mai und der Nationalratswahl im September auch zwei Wahlkämpfe zu bestreiten. „Wir konnten sensationelle Wahlerfolge feiern. Auch aufgrund der tollen Unterstützung des Bauernbundes und seinen Funktionären“, betonte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger anlässlich ihres Besuchs bei der Spitzenfunktionärstagung vergangenes Wochenende in Linz.
Nach der Wahl ist ja bekanntlich vor der Wahl. Deshalb wurde bei der Tagung der Blick auf die bevorstehende Landwirtschaftskammerwahl im Jänner 2021 sowie die damit verbundenen zukünftigen Herausforderungen in der Land- und Forstwirtschaft gerichtet.
Klares Nein zu Mercosur-Abkommen
Die Vorträge und Diskussionen waren geprägt von Themen, wie faire Preise für Lebensmittel, Herkunftskennzeichnung, Klima- und Umweltschutz, Regierungsprogramm und Gemeinsame Agrarpolitik. „Es geht um viel in der Landwirtschaft. Der Zusammenhalt und die politische Arbeit für die bäuerlichen Familienbetriebe sind die zentrale Aufgabe des oberösterreichischen Bauernbundes“, betonte Landesobmann Max Hiegelsberger. Er präsentierte die für die Bäuerinnen und Bauern bisher erreichten Leistungen und bezeichnete das neue Regierungsprogramm als einen „Meilenstein für die Land- und Forstwirtschaft“.
Köstinger betonte, dass der landwirtschaftliche Teil des Programms die „klare Handschrift des Bauernbundes trägt“ und dass Bundeskanzler Sebastian Kurz bei den Verhandlungen mit dem Koalitionspartner in diesem Bereich „keinen Millimeter nachgegeben hat“. Klare Worte fand die Ministerin auch betreffend Mercosur: „Wir wollen nicht, dass es ein Handelsabkommen am Rücken der Landwirtschaft und der Bäuerinnen und Bauern gibt. Hierzu gibt es von unserer Seite ein klares Nein“, so Köstinger. Die Landwirtschaftsministerin verfolgt ein klares Ziel: „Es geht darum, die Zukunft für unsere bäuerlichen Familienbetriebe besser zu machen. Wir werden alles dafür tun, dass die Landwirtschaft in der Gesellschaft und in der Politik diesen Stellenwert genießt, den sie verdient, denn ohne Bäuerinnen und Bauern geht in unserem Land gar nichts.“
„Green Deal“: Schlüsselrolle und Chance für Landwirtschaft
In die selbe Kerbe schlug auch Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger: „Jeder Bauer ist uns etwas Wert“, betonte die Stellvertreterin des Bauernbund-
Landesobmanns. Sie präsentierte den Funktionären die Rückmeldungen von der Bezirkstour. Themen wie NGOs, Handelsmacht, Klimadiskussion, Raumordnung, Herkunftskennzeichnung, NEC-Richtlinie, GAP und Bio-Audit würden den Bäuerinnen und Bauern unter den Fingernägeln brennen. Aber auch der Umgang mit den (sozialen) Medien wurde dabei landauf, landab, vielfach genannt: „Es braucht einen Schulterschluss mit den Konsumenten. Wir müssen uns nach außen öffnen und der Gesellschaft die Leistungen der Bäuerinnen und Bauern kommunizieren.“
Bauernbund-Direktor Norbert Totschnig ging in seinem Vortrag auf die Eckpfeiler der Bauernbundpolitik ein. Die zentralen Zielsetzungen lauten: Finanzielle Kontinuität in der GAP, Steuern und Abgaben für die Landwirtschaft weiter senken sowie die Entwicklung von neuen Märkten und Steigerung der Wertschöpfung. Für letzteres sieht er vor allem den europäischen „Green Deal“ als zusätzliche Chance: „Ohne Land- und Forstwirtschaft wird es nämlich nicht funktionieren“, so Totschnig.
„Die Land- und Forstwirtschaft wird diesbezüglich eine Schlüsselrolle einnehmen“, ist auch die EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer überzeugt. Sie erläuterte den aktuellen Stand bei der GAP-Reform und verwies darauf, dass Bundeskanzler Kurz zugesichert hat, etwaige Budgetkürzungen durch nationale Mittel auszugleichen: „Die anderen Mitgliedsländer beneiden uns darum“, so die Steirerin.
Landesbäuerin Johanna Haider forderte von den Bäuerinnen mehr Mut: „Es ist wichtig und notwendig, dass Bäuerinnen ihre Stimme in die Organisation einbringen. Frauen haben etwas zu sagen und bringen andere Perspektiven ein. Eine positive Zukunftsgestaltung in der Land- und Forstwirtschaft hängt vom Engagement der Bäuerinnen ab.“