Knall und Rauch

Randnotiz von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

„Ihre Sorgen möchten wir haben“ lautet bekanntlich die zweideutige Werbebotschaft einer Versicherung. Nicht unter diese Kategorie fallen indes die Ansinnen des freiheitlichen Agrarsprechers Reinhard Teufel aus Niederösterreich. Er sorgt sich um die Feuerwerke zum Jahreswechsel und will es lieber „zu Silvester ordentlich krachen lassen“.
Teufel outet sich als „vehementer Gegner“ eines angedachten Verbotes von Silvesterknallereien, gegen die schon bisher „mit absurden, an den Haaren herbeigezogenen Begründungen“ argumentiert wurde, „angefangen von der Feinstaubbelastung bis hin zur Brandgefahr.“ Und jetzt also auch noch als „besonders skurriler Vorstoß für ein Verbot die Warnung vor Corona“.
Nun dürfte es heuer vermutlich den wenigsten Österreichern ein besonderes Anliegen sein, lautstark ins nächste Jahr zu rutschen. Gerade Bäuerinnen und Bauern, ob mit oder ohne Nutztiere am Hof, haben mit den Hinterlassenschaften von Böllern und Raketen auf ihren Wiesen und Feldern keine große Freude. Und nicht wenige Bauernhöfe sind am Neujahrsmorgen nach dem Silvesterkrach auch nur noch als rauchende Brandruine dagestanden…
Letztlich zeigen die Aussagen des eingefleischten Feuerwerks-Teufel, dass die gesundheitlichen Folgen von zu viel Knall und Rauch offenbar doch größer sein dürften als gemeinhin angenommen. Auch die Sorgen des Blauen möchte man jedenfalls nicht wirklich haben.
Die Wochenzeitschrift „Falter“ vergibt für derartige Politikerstatements – nicht nur teuflischen Inhalts – gerne den „Dolm der Woche“. Das Prädikat „Held am Feld“ gebührt dem vermeintlichen Brauchtumsverfechter für seine jüngste Presseaussendung auch aus Sicht einer Agrarzeitung nicht. Eher der Zuruf: „Mach dich vom Acker.“
bernhard.weber@bauernzeitung.at
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