Junglandwirte-Studie: Diversifizieren oder Wachsen als Weg der Zukunft

Abteilungsleiter Hubert Huber, Max Hiegelsberger, Siegi Pöchtrager ©Land OÖ/Stockinger
Abteilungsleiter Hubert Huber, Max Hiegelsberger, Siegi Pöchtrager ©Land OÖ/Stockinger
Die Stimmung unter Oberösterreichs Bauern ist gedämpft.” Mit diesem Ergebnis folgt die Studie dem allgemeinen Tenor in der Landwirtschaft, der angesichts der schwierigen Markt- und Preissituation nicht verwunderlich ist. Aber: “Jene Betriebe, die in der Vergangenheit den direkten Kundenkontakt mit Direktver-marktung, dem Bio- und Nischensektor oder Urlaub am Bauernhof gesucht haben, zeigen sich sehr zufrieden mit den Markt- und Betriebs­entwicklungen”, sagt Siegi Pöchtrager, Marketingprofessor an der Universität für Bodenkultur und Studienleiter

Wachsen oder diversifizieren

Bei den produzierenden Betrieben – der Milchwirtschaft, der Schweinemast oder den Marktfruchtbetrieben – liegen die Herausforderungen vor allem in Preisvolatilität und Unsicherheit in der langfristigen Marktentwicklung. “Die Landwirte müssen sich auf die veränderten Umstände erst einstellen”, analysiert Pöchtrager. Bei den Lösungsansätzen für den eigenen Betrieb werden laut Studie zwei Richtungen verfolgt: “Die einen sagen ,Wachsen ist mein Weg‘. Für die anderen steht die Diversifizierung im Vordergrund”, so Pöchtrager. Die Erschließung alternativer, selbstbestimmter Absatzwege, sei es durch Direktvermarktung oder in der Besetzung von Nischenmärkten, nehme an Priorität zu. Auch die “soziale Landwirtschaft”, benannt als “CSA – Community Supported Agriculture” mit Food Coops oder Green Care wird als gangbarer Weg betrachtet. Einschränkend wurde von den Befragten freilich angegeben, dass die Gruppe der “Diversifizierer” nicht zu groß sein darf, denn auch dafür ist der Markt begrenzt. Von den Wachstumsbetrieben werden die Knappheit der Pachtflächen sowie hohe Pachtpreise als Entwicklungshemmer genannt.

Beziehung zum Kunden

Eine deutlich “positive und offene Einstellung” zeigen die befragten Junglandwirte gegenüber Innovationen. Die “Nähe zum Kunden” und die “hohe Qualität der Veredelung am Betrieb” werden vor allem von kleinstrukturierten Betrieben als nachhaltige Chancen betrachtet. Ebenso wird den Kooperationen ein hoher Stellenwert beigemessen und zwar “horizontal”, also in Form von Erzeugergemeinschaften, als auch “vertikal”, also Kooperationen von Landwirten mit beispielsweise Bäckern oder Fleischern. Ihrer Eigenverantwortung sind sich die Junglandwirte bewusst: “Man muss sich auch selber an der Nase nehmen”, zitiert Pöchtrager die Befragten der Studie. Sorge bereitet den Teilnehmern das “Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit”. Dementsprechend stellt auch die klarste und unverzichtbarste Forderung der Studienteilnehmer “die enge und kooperative Zusammenarbeit mit den Konsumenten” dar. “Förderunabhängigkeit” sowie “faire und gesicherte Preise” wurden ebenso als Faktoren für eine zukunftsähige Landwirtschaft angegeben. Zum Ausdruck kam in der Studie auch der stärker werdende “Interessenskonflikt zwischen Arbeit und Freizeit”, also die sogenannte “Work-Life-Balance” . Dieses Thema müsse man verstärkt diskutieren, so Pöchtrager.

Handlungsauftrag für Agrarpolitik

Für die Agrarpolitik Oberösterreichs sind diese Anliegen Handlungsauftrag. “Die Stimmungen in der Landwirtschaft frühzeitig erkennen und konkret auf ihre Bedürfnisse zu reagieren, ist für die Entwicklung der Landwirtschaft wesentlich”, so Hiegelsberger. Mit der Förderung von Innovation, Kooperation und Diversifizierung werde diesen Bedürfnissen etwa Rechnung getragen. Mit kurzen Branchenfilmen will man außerdem im nächsten Jahr gezielt in die Öffentlichkeit gehen. Die Filme sind bereits auf www.dasbestefürsland.at/Mein-Bauernhof verfügbar.

Studiendesign

35 Landwirtinnen und Landwirte (Voll- und Nebenerwerb, Fokus: Jungübernehmer) im Alter von 25 bis 45 Jahren wurden nach der Methode der “Fokusgruppen” befragt. Dazu wurden zunächst in zwei Gruppen je vierstündige Gruppen-Interviews durchgeführt. Anschließend wurde jeder Teilnehmer noch schriftlich befragt. Die Ergebnisse sind ein Stimmungsbarometer für die oö. Landwirtschaft, eine Generalisierung der Daten ist nicht zulässig.

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