“Schieder setzt die Zukunft der Bauern aufs Spiel”

Jeder Euro der Ländlichen Entwicklungs-Säule der Agrarpolitik wird siebenfach reinvestiert. Foto: agrarfoto.com

Scharf kritisieren Bauernbund-Präsident Jakob Auer und Jungbauern-Chef Stefan Kast die Aussagen von SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder zur Umverteilung des EU-Budgets.

In den Ausgaben vom 24. März der Gratiszeitung „Heute“ und „Presse“ forderte er „weniger Geld für Kühe und mehr für Infrastruktur”. “Damit hat sich Schieder nicht nur zum letztklassigen Bauernfeind erklärt, sondern ausdrücklich zum Feind unserer ländlichen Heimat“, zeigt sich Auer schwer irritiert. „Dass ein Mitglied des SPÖ-Führungskaders eine derart stupide Headline produziert, lässt mich den Kopf schütteln.“

Schieder pegelt sich auf Wahlkampfmodus ein

Für Auer gibt es dafür nur zwei Erklärungen: „Klubobmann Schieder läuft bereits unverhohlen im Wahlkampf-Modus und will durch diese provokante Äußerung eine neue Verteilungs- und Neiddebatte vom Zaun brechen.“ Oder aber: „Schieder fehlen einige ganz grundsätzliche Einsichten über den Zusammenhang von Stadt und Land. Okay, das kann man von einem gebürtigen Wiener, der in der Wiener Arbeiterkammer seinen Prägestempel erhalten hat, offenbar auch nicht erwarten.“ Die Viehwirtschaft sei eine tragende Säule der heimischen Landwirtschaft und damit der „Taktgeber für die Entwicklung in den Dörfern und Tälern“. „Wer Geld aus Landwirtschaft nehmen will, bricht das Rückgrat des ländlichen Raumes. Wenn die letzten Bauern ihre Stalltür zugesperrt haben und die Dörfer einst leer geräumt sein sollten, dann kann sich die SPÖ die Ausgaben für Infrastruktur auch sparen.“

Jeder Euro der Ländlichen Entwicklung wird 7 x reinvestiert

Die Wirtschaftsdaten sprechen eine klare Sprache: „Jeder Euro der Ländlichen Entwicklungs-Säule der Agrarpolitik wird siebenfach reinvestiert“, erinnert Auer an die Mehrfachrentabilität der öffentlichen Gelder. Mehrere Wifo-Studien kommen zu diesem eindeutigen Ergebnis. Aber auch Lebensmittel seien für die Konsumenten deshalb so preisgünstig und leistbar, „weil jeder Agrarcent automatisch eine Konsumentenförderung eingebaut hat“, klärt der Bauernbund-Präsident weiter auf. „Tourismus, Handwerk, Gewerbe, Gastronomie und Handel – all diese Wirtschaftszweige greifen verzahnt durch die Landwirtschaft ineinander und erhalten so unsere Heimat. Wie abgesiedelte Dörfer ausschauen, kann sich Schieder gleich in Norditalien anschauen. Dann versteht man blitzartig, welche Folgen diese Drüberfahr-Politik hat“, verlangt Auer eine verantwortungsvolle, umfassende Politik für den ländlichen Raum, wofür Beschäftigung, leistbarer Wohnraum, funktionsfähige Infrastruktur und eine attraktive Dienstleistungsdichte die Basis bilden.

Kast: „Will Schieder eine Industrialisierung der Landwirtschaft?“

„Andreas Schieder wechselt wieder einmal politisches Kleingeld auf dem Rücken der hart arbeitenden Bäuerinnen und Bauern, anders ist seine Aussage in der Tageszeitung ´Heute´ nicht erklärbar“, zeigt sich auch Jungbauern-Chef Kast entsetzt. “Sein Vorschlag setzt die Zukunft tausender bäuerlicher Familienbetriebe in Österreich aufs Spiel.”

Für den ländlichen Raum wäre eine Umschichtung der EU-Gelder eine Katastrophe, schließlich sichern diese über 100.000 Arbeitsplätze in den Regionen. Nicht nur das, mit den Zahlungen wird auch die kleinstrukturierte, familiäre Landwirtschaft geschützt: „Ohne diese Unterstützung würde die Industrialisierung des Agrarsektors massiv voranschreiten. Will Schieder das?“, so Kast weiter. Er weiß: „Die Unterstützung der öffentlichen Hand stellt einen Ausgleich für die eindeutig höheren Lebensmittelstandards und die unzähligen Leistungen der Bäuerinnen und Bauern wie etwa der Landschaftspflege dar. Leistungen, die durch den Markt schlicht nicht abgegolten werden, jedoch für den Tourismus unabdingbar sind.“

Ausgaben für Land- und Forstwirtschaft weniger als 1 Prozent

Zurzeit liegt der Anteil der Agrargelder bei ca. 38 Prozent des EU-Budgets. Dieser ergibt sich nur daraus, als dass die Landwirtschaftspolitik der einzig vergemeinschaftete Politikbereich ist. „Wenn man die Gesamtbudgets der EU-Staaten näher betrachtet, kann man feststellen, dass die Ausgaben für die Land- und Forstwirtschaft unter einem Prozent liegen“, stellt Kast klar.

- Bildquellen -

  • Agrargelder_EU_5-ID56572: agrarfoto.com
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27. März 2017