Von der Direktvermarkter-Initiative “Eidenberger Bio Gwölb” bis zum konventionellen Schweinemastbetrieb reichten die Besuchsziele, zu denen die oö. Jungbauernschaft (JB) ihre Vertreter auf Bundesebene eingeladen hatte. Ziel war, den fachlichen und persönlichen Austausch zu pflegen und “voneinander zu lernen”, wie es der oö. JB-Obmann Leonhard Gmeiner formulierte. So vielfältig die besichtigten Betriebe waren, so unterschiedlich waren auch die geführten Diskussionen. Eines zog sich aber wie ein roter Faden durch: “Der Kommunikation mit den Konsumenten kommt eine besondere Rolle zu.
Neue Wege in der Lebensmittelversorgung
In der “Kirchschlager Speis” sind Produzenten und Konsumenten eng miteinander verbunden. Als Einkaufsgemeinschaft bzw. “Food Coop” organisiert wird dort ein neuer Weg in der Lebensmittelversorgung eingeschlagen. Seit Oktober 2015 bieten 18 bäuerliche Betriebe, vorrangig aus Kirchschlag, ihre Lebensmittel den Kunden zum Verkauf an. Wie´s funktioniert? Auf der Homepage www.kirchschlagerspeis.net werden von den Herstellern ihre Produkte eingegeben, die Kunden bestellen online. Am Abholtag wird die Bestellung im gemieteten Verkaufsraum in der Fachschule Kirchschlag bereitgestellt. Auf der Homepage können sich die Kunden ein Bild von den Lieferanten machen, zusätzlich werden Betriebsbesichtigungen angeboten. “Für ein Projekt wie dieses braucht es Mut und Zeit”, sagt Elfriede Hofer-Aichberger, die Obfrau der als Verein organisierten Initiative.
Ein ähnliches Ziel, aber mit anderer Umsetzung, verfolgt das “Eidenberger Bio Gwölb”. Acht Betriebe haben sich zusammengeschlossen und bieten in den Räumen des Pfarrhofs ihre Produkte samstags den Kunden direkt zum Verkauf an. “Ein solches Projekt wäre in jedem Ort möglich”, sagt Gottfried Mair, Mitglied des Vereins:”Wir kommen mit unseren Kunden in Kontakt, wovon das gegenseitige Verständnis profitiert.” Voraussetzung für ein solches Projekt sei das Vertrauen innerhalb der Bauernschaft.
Gerade für kleinere Betriebe bergen solche Initiativen groöes Potential, um die Wertschöpfung zu erhöhen, sind die Jungbauern überzeugt. Probleme bereiten diesen Betrieben aber bürokratische Hürden, wenn etwa wegen fehlender “20 cm Gangbreite” der Stall umgebaut werden müsste, sagt Florian Mair, JB-Bezirksobmann von Schärding: “Wenn die Betriebe wegen möglicher zukünftiger gesetzlicher Vorgaben nicht weiterwirtschaften können, gehen die Förderungen von Heute ins Leere”.
“Nicht ständig am Pranger stehen”
Die Direktvermarkter-Initiativen eint ein großer Vorteil: Bei der Vermarktung ihrer Produkte können die Bauern in direkten Kontakt mit den Konsumenten treten. Diesen “Trumpf” haben Anita, Gerhard und Jungbauer Hannes Maier mit ihrem Schweinezucht- und -mastbetrieb in St. Marien nicht in der Hand, weil sie keinen Direktverkauf haben. Sie wünschen sich deshalb von ihrer Vertretung eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit, um als “tierhaltender” Betrieb in der Öffentlichkeit “nicht ständig am Pranger zu stehen”. Die Jungbauern fordern dazu, Fächer wie “Lebensmittelproduktion” in den Lehrplan von Schulen aufzunehmen. Der Kontakt mit “Menschen aus der Umgebung spielt trotzdem eine große Rolle”, sagt David Süß, Bundesgeneralsekretär der Jungbauern: “Das persönliche Gespräch ist immer noch die günstigste und effizienteste Methode, um Landwirtschaft zu erklären und Verständnis zu erfahren.” Denn – und da waren sich die Jungbauern auch nach der spannenden Bundesländertour einig – “Durchs Reden kommen d`Leut zam”. Fotos auf www.ooe.bauernbund.at/jungbauern
Jungbauern: Öffentlichkeitsarbeit als zentrales Anliegen
Quer durch alle Bundesländer sind die Jungbauern aktiv. Eine zentrale Aufgabe sehen sie in einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit. Dazu holen sie Betriebe vor den Vorhang, organisieren Besichtigungen und veranstalten Informationsabende und Feste. Sie fordern außerdem, Fächer wie “Lebensmittelproduktion” in den Unterricht aufzunehmen.