Jetzt erst recht: Windkraft, ja bitte!

Kommentar von Thomas Weber,
Herausgeber von Biorama und Buchautor.

Nein, die Kärntnerinnen und Kärntner haben sich nicht klar für ein „Nein“ zu Windrädern in ihrem Bundesland ausgesprochen, wie die dortige FPÖ und der Alpenverein ventilieren. Es stimmt zwar, dass 51,55 Prozent derer, die an der Volksbefragung teilnahmen, für ein Verbot von neuen Windkraftanlagen gestimmt haben. Und angesichts der Notwendigkeiten der Energiewende könnte man es durchaus als ernüchternd erachten, dass sich nur 71.935 Menschen aufraffen wollten, um gegen ein Verbot zu stimmen. Entscheidungsberechtigt wären insgesamt 427.323 Personen gewesen. Allerdings sind davon auch nur 76.527 für ein Verbot von neuen Windrädern.

Bei nicht einmal 35 Prozent Wahlbeteiligung – und letztlich einem Fifty-fifty bei denjenigen, die sich an der Befragung beteiligten – ist das einzig Eindeutige, das die Volksbefragung brachte: 65 Prozent der Kärntner erachten entweder Thema und Fragestellung als irrelevant, wollen oder können keine Antwort geben. Damit gab die absolute Mehrheit derer, die nicht an der Volksbefragung teilnahmen, letztlich ein Votum ab für „Macht bitte, wie ihr glaubt, dass es richtig ist“. Die Bevölkerung in Kärnten hat offensichtlich andere Probleme als die von den Freiheitlichen konstruierten. Zumal es durch Umweltverträglichkeitsprüfungen, Zonierungen und andere Auflagen ohnehin nur eingeschränkt möglich ist, Windkraftanlagen zu errichten. Wahrscheinlich ist es zu viel, den mehrheitlichen Boykott der Befragung als Vertrauen in die politisch Verantwortlichen zu interpretieren. Dennoch wird kein vernünftiger Entscheidungsträger die zum Ausdruck gebrachte Minderheitenposition als bindend erachten.

weber@biorama.eu

- Bildquellen -

  • Weber Thomas: Michael Mickl
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