Innovation entsteht durch intensiven Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis

Aktive Landwirte haben gemeinsam mit Wissenschaftern Maßnahmen für den erfolgreichen Knoblauchanbau erarbeitet.

Um Erkenntnisse der Wissenschaft als Lösungsansätze für die bäuerlichen Betriebe nutzbar zu machen, braucht es die Schnittstelle zur Praxis. Mit der Unterstützung von Forschungs- und Innovationsprojekten in den unterschiedlichsten Bereichen leistet die Landwirtschaftskammer NÖ einen wichtigen Beitrag dazu.

Nutzen für alle landwirtschaftliche Produktionssparten

Die Projektthemen erstrecken sich über alle landwirtschaftlichen Sparten und reichen vom pflanzenbaulichen bis hin zum technischen Bereich. So wurde beispielsweise vor kurzem ein Forschungsprojekt für den Knoblauchanbau in Österreich abgeschlossen. doch auch Projekte zur Digitalisierung, zur Produktionssicherung von Zuckerrüben oder zur Biodiversität verfolgen diesen Ansatz.

Es geht um die Entwicklung von Strategien sowie  darum, praxistaugliche Lösungen und diese für die Bäuerinnen und Bauern nutzbar zu machen. Johannes Schmuckenschlager

„Die Landwirtschaft ist ein unglaublich dynamischer Bereich, die Herausforderungen und Technologien ändern sich laufend. Es geht um die Entwicklung von Strategien sowie  darum, praxistaugliche Lösungen und diese für die Bäuerinnen und Bauern nutzbar zu machen. Damit wollen wir den Betrieben dabei helfen, noch besser auf die geänderten Bedingungen in der Bewirtschaftung und neue Herausforderungen reagieren zu können“, erklärt LK NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager die Intention der bäuerlichen Interessensvertretung,  in verschiedenen Forschungs- und Innovationsprojekten den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern.

Schaderreger und Vermeidungsstrategien im Knoblauchanbau

So wurde beispielsweise das seit 2019 laufende Projekt “Maßnahmen gegen bodenbürtige Krankheiten im österreichischen Knoblauchanbau” vor Kurzem erfolgreich abgeschlossen und die Ergebnisse zu Schaderregern und Vermeidungsstrategien im Knoblauchanbau präsentiert.

Der Knoblauchanbau hat in Österreich mittlerweile einen wichtigen Stellenwert erlangt und ist für bäuerliche Betriebe im Osten Österreichs zu einem wichtigen Standbein geworden. Ausgehend von extensiver Anbauweise für die Selbstversorgung spezialisierten sich in den letzten Jahren immer mehr Betriebe auf den Anbau von Knoblauch. Mit der Intensivierung des Anbaues ging das Auftreten von Krankheiten einher, die vor allem die Knoblauchzwiebel selbst betreffen. Fäulnis am Feld sowie Verderb bei der Trocknung und am Lager veranlassten die Knoblauchanbauer, gemeinsam mit Vertretern aus Forschung, Verbänden, Bildung und der Beratung ein bundesweites Projekt zu initiieren. 

Es stellte sich heraus, dass gerade in der Anfangsphase des Knoblauchanbaus die Grünfäule (Penicillium spez.) für große Ausfälle bei der Überwinterung und im Frühjahr Verantwortung zeichnet. Als wichtigster pathogener Pilze in Zusammenhang mit Knoblauchverderb wurde eine bisher in dieser Kultur in Österreich nicht gekannte Fusarium-Art entdeckt, die für Trockenfäule verantwortlich ist. In beiden Fällen stehen keine wirksamen Pflanzenschutzmittel zur Verfügung bzw. sind keine Mittel zugelassen. Ansätze für eine Reduktion des Befalls sind in der Sortenwahl, der Pflanzgutqualität, Wahl des geeigneten Standortes sowie in der schonenden Ernte- und Trocknungstechnik zu sehen. Im Rahmen des Projektes wurde eine Broschüre als Leitfaden für den Anbau von Knoblauch in Österreich erstellt. dieser kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Möglichkeiten des Pflanzenschutzes sehr eingeschränkt sind.

Digitalisierung in der Landwirtschaft

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt gilt der Optimierung landwirtschaftlicher Prozesse und effiziente Ressourcennutzung. In der LK-Technik Mold steht dazu die Entwicklung praxistauglicher Lösungen durch den Einsatz moderner Technologien für eine zukunftsfähige und nachhaltige Bewirtschaftung im Vordergrund. Dieses Ziel verfolgt auch die Innovation Farm, ein Innovationsprojekt im Rahmen dessen die LK-Technik Mold neben der HBLFA Raumberg-Gumpenstein und der BLT Wieselburg einen der drei Standorte leitet. Mithilfe der teilflächenspezifischen Bewirtschaftung mittels intelligenter Technik und dem Einsatz von Drohnen konnten im Rahmen des Innovation Farm Use-Cases „Teilflächenspezifische Distelbekämpfung im Mais“ 89 Prozent an einem Herbizid im Vergleich zur Ganzflächenbehandlung eingespart werden.

Schädlingskontrolle in der heimischen Zuckerrübenproduktion

Im Rahmen des Projektes „Aufbau von Erhebungs- und Regulierungsmaßnahmen zu ausgewählten tierischen Schädlingen im Zuckerrübenanbau“ wurden bedeutende Fragestellungen zur Bekämpfung der Schaderreger Rübenderbrüssler, Blattlaus und Rübenerdfloh im heimischen Zuckerrübenanbau untersucht. Ein zentraler Aspekt war die Entwicklung eines umfassenden Larvenmonitorings für den Rübenderbrüssler, um den potenziellen Schädlingsdruck in den verschiedenen Anbaugebieten frühzeitig einzuschätzen. Zusätzlich zum bestehenden Warndienst für Rübenblattkrankheiten wurde der Rübenschädlingswarndienst eingeführt. Die Projektergebnisse sind ein wichtiger Beitrag zur integrierten Schädlingsbekämpfung in der heimischen Zuckerrübenproduktion.

Förderung der Biodiversität des Bodenlebens für mehr Bodenfruchtbarkeit

Das Projekt Boden.Biodiversität untersucht intensiv die Vorteile einer bodenaufbauenden Bewirtschaftung für die Biodiversität des Bodenlebens und deren positive Auswirkungen auf den Pflanzenbau. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Entwicklung von praxisorientierten Leitfäden und Arbeitsanleitungen ein, die Landwirte dabei unterstützen sollen, ihre Böden fruchtbarer zu machen, indem sie die Biodiversität des Bodenlebens erhöhen. Um die Reichweite des Projekts zu steigern und eine breitere Zielgruppe anzusprechen, wird seit Projektbeginn die Arbeit der Versuchslandwirt:innen und Forscher:innen in den sozialen Medien auf Plattformen wie Instagram, Youtube und Facebook live dokumentiert. Zudem sind alle relevanten Informationen und Inhalte auf der Projekthomepage www.boden-biodiv.at abrufbar.

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AUTORred ER
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