In präziser Landtechnik liegt die Zukunft

Im Rahmen der Wintertagung des Ökosozialen Forums fand vergangene Woche die erfolgreiche Premiere des Fachtags Landtechnik statt. Sie stieß auf großes Interesse.

Gefüllter Saal und hochkarätige Tagungsteilnehmer/Referenten (1. R., v. l. n. r.): Helmut Scherzer, GF VLÖ, Ass. Prof. Helmut Wagentristl, Direktor der landw. Versuchswirtschaften, Boku, Alois Rosenberger, Direktor der HBLFA Francisco Josephinum Wieselburg, Stephan Pernkopf, Präsident Ökosoziales Forum Österreich, Heinrich Prankl, Leiter der BLT, HBLFA Francisco Josephinum Wieselburg, Markus Baldinger, GF Pöttinger, Eberhard Nacke, Leiter der Abteilung Produktionsstrategie, Claas, Univ. Prof. Andreas Gronauer, Institut für Landtechnik, Boku, Hans Mayrhofer, Generalsekretär Ökosoziales Forum Österreich ©BZ/Stockinger
Gefüllter Saal und hochkarätige Tagungsteilnehmer/Referenten (1. R., v. l. n. r.): Helmut Scherzer, GF VLÖ, Ass. Prof. Helmut Wagentristl, Direktor der landw. Versuchswirtschaften, Boku, Alois Rosenberger, Direktor der HBLFA Francisco Josephinum Wieselburg, Stephan Pernkopf, Präsident Ökosoziales Forum Österreich, Heinrich Prankl, Leiter der BLT, HBLFA Francisco Josephinum Wieselburg, Markus Baldinger, GF Pöttinger, Eberhard Nacke, Leiter der Abteilung Produktionsstrategie, Claas, Univ. Prof. Andreas Gronauer, Institut für Landtechnik, Boku, Hans Mayrhofer, Generalsekretär Ökosoziales Forum Österreich ©BZ/Stockinger

Bei dem Fachtag in der HBLFA Franciso Josephinum in Wieselburg (NÖ) standen weniger Marken, sondern technische Systemlösungen im Mittelpunkt, die immer mehr in Richtung teilflächenspezifische Bewirtschaftung und Steigerung der Effizienz gehen. Die “Zukunft der Landwirtschaft wird nicht bei Bio- oder Konventionell, sondern bei der Präzisionslandwirtschaft liegen”, machte Stephan Pernkopf, Präsident des Ökosozialen Forums Österreichs, auf diese Entwicklung aufmerksam. Nach der Begrüßung durch Hausherrn Alois Rosenberger, dem Direktor der HBLFA Francisco Josephinum Wieselburg, führte Anni Pichler, Redaktionsleiterin der Bauernzeitung Oberösterreich, durch den Fachtag.

Große Herausforderungen

Gerade die Gerätetechnik hat in den vergangenen Jahren groöe Fortschritte gemacht und ganz wesentlich zur Steigerung der Produktion beigetragen. Heute könnte die Landwirtschaft ohne die Landtechnik nur 1,5 Mrd. Menschen ernähren, so Eberhard Nacke, Leiter der Abteilung Produktionsstrategie bei Claas. Bekanntlich müssen aber inzwischen rund 7,5 Mrd. Menschen mit Lebensmitteln versorgt werden.
In der Vergangenheit sind die Maschinen mit ihren Aufgaben gewachsen. Das wird zukünftig nur mehr eingeschränkt möglich sein. “Der Mähdrescher hat längst die gesetzlichen Grenzwerte erreicht, noch einmal grööer, das geht nicht”, verdeutlichte Nacke. Dazu kommt bei diesen wie auch anderen schweren Maschinen die Gefahr, dass der Boden durch Verdichtung geschädigt wird. Mit Raupenlaufwerken, Anlagen zur Regelung des Reifendrucks und Hundeganglenkung hat die Industrie darauf reagiert.

Den Boden im Fokus

Der Boden und dessen Kultivierung standen gleich im Mittelpunkt mehrerer Vorträge. Laut Helmut Wagentristl, Direktor der landwirtschaftlichen Versuchswirtschaften der Universität für Bodenkultur, sind fünf bis 39 Prozent der Gesamtfläche in Europa von Bodenerosion betroffen. Mit “es gibt keine landwirtschaftliche Maschine, die Poren schaffen kann” mahnte Wilfried Hartl, Stellvertretender Institutsleiter bei Bio Forschung Austria, einen sorgsamen Umgang mit dieser knappen Ressource ein.
Während Markus Baldinger, Geschäftsführer bei Pöttinger, firmeneigene Produkte und Konzepte in den Mittelpunkt seines Vortrags rückte (Synkro, Terrasem, Aerosem) stellte Michael Horsch, Geschäftsführer bei Horsch, Bodenbearbeitungsversuche und grundsätzliche Überlegungen vor. Sie gingen zuletzt in Richtung Controlled Traffic Farming (CTF) in Zusammenhang mit speziellen Grünungsvarianten. Unter CTF sind dabei Anbausysteme zu verstehen, bei denen für alle Arbeitsgänge  satellitengesteuert immer dieselben Fahrspuren benutzt  werden, also Bodenbelastungen auf kleinere Bereiche begrenzt werden. Interessant war auch sein Vergleich eines Raupenlaufwerk-Traktors mit einem “Acker-Gaul”. Demnach verursacht die Maschine mit 450 PS und 18 Tonnen nur einen Druck von 0,75 Kilogramm (kg) pro Quadratzentimeter (cm2), der Vierbeiner hingegen von 2,5 kg pro Quadratzentimeter. Das wirft die Frage auf, warum Böden früher durch die Tiere nicht langfristig und tiefgründig verdichtet wurden.

Lasten und Reifendruck

Bei größeren Radlasten sollte eine Anlage zur Optimierung des Reifendrucks verwendet werden. ©Agrarfoto.com
Bei größeren Radlasten sollte eine Anlage zur Optimierung des Reifendrucks verwendet werden. ©Agrarfoto.com

Nach dem Vortrag von Matthias Stettler von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in Bern (Schweiz) konnte man die Frage beantworten. Bei der Druckbelastung müsse man zwischen Reifendruck und Radlast unterscheiden. Der Reifendruck sei entscheidend für den Druck im Oberboden, die Radlast für jenen im Unterboden. Übertragen auf Pferde bedeutet dies, dass sie oberflächlich Bodenverdichtungen auslösen können, im Untergrund sind aber aufgrund der geringen Last keine Schäden zu befürchten.
Bei Radlasten grööer als 2,5 Tonnen empfiehlt Stettler eine Reifendruckregelanlage. Radlasten grööer als fünf Tonnen sollten wegen drohender Unterbodenverdichtung vermieden werden. Eine Empfehlung in Sachen Reifendruck ist die Webseite unter www.terranimo.ch. Dort steht ein Simulationsmodell für die Berechnung des Bodenverdichtungsrisikos beim Einsatz von landwirtschaftlichen Fahrzeugen in einer “light” und “expert”-Version zur Verfügung.

Smart Farming

Der Schwerpunkt der Tagung am Nachmittag lag auf dem Thema Smart Farming. Diese Art der Bewirtschaftung hängt eng mit dem Internet zusammen. “Man spekuliert, dass sich heute rund fünf Mrd. Geräte im Netz befinden, in fünf Jahren sind es 500 Mrd.”, so Heinrich Prankl, Leiter der BLT, HBLFA Francisco Josephinum Wieselburg. Mit der Vernetzung eröffnen sich auch ungeahnte Möglichkeiten in der Landwirtschaft. Es werden Daten gewonnen, die den Bauern helfen sollen, die Betriebsweise zu optimieren sowie Produkte zu verbessern und damit die Qualität der landwirtschaftlichen Produktion zu sichern. Viele neue Services entstehen und Dokumentationsaufgaben werden zunehmend automatisch durchgeführt. Über Smartphones und Tablets können mobil Prozesse optimiert werden.
Die Einschätzung von Kosten und Nutzen des Smart Farming ist schwierig. Gerade im  Bereich Grünland seien viele der neuen Technologien am Beginn der Entwicklung, so Andreas Gronauer, Professor am Institut für Landtechnik (Boku, Wien). Rüdiger Klamroth zeigte eindrucksvoll, wie sich Precision Farming zur teilflächenspezifischen Bewirtschaftung auf einem grööeren Betrieb in Deutschland verwirklichen lässt.  “Helmut Scherzer, Geschäftsführer Vereinigung Lohn­unternehmer Österreich (VLÖ), machte auf die Möglichkeit aufmerksam, dass durch überbetrieblichen Technik-Einsatz neue Arbeitsverfahren zu wirtschaftlich interessanten Kosten für die Land- und Forstwirte angeboten werden können.  Smart Farming werde sich durchsetzen, wenn drei Schlüsselfaktoren bewältigt werden:
-) Schaffung von Grundnutzen für den Landwirt/Forstwirt;
-) positiver Umgang mit den gewonnen Daten;
-) nützliche Unterlagen und Dokumente für die Produktion.

Tagungsunterlagen finden Sie unter www.ökosozial.at

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