Eine Gruppe von Bio-Austria-Bauern stellt die Nachvollziehbarkeit von Importgenehmigungen in Abrede.

Wohl als Konsequenz auf die heuer angespannte Vermarktungssituation bei Bio-Getreide fordern 88 Mitgliedsbetriebe per Petition ihren Verband zu mehr Transparenz in Sachen Importgenehmigungen bei Bio-Futtergetreide auf. Wie diverse Medien, darunter „Der Standard“ und „Trend“ berichten, mutmaßen die Verbandsmitglieder, welche sich als „Bio Initiative Fairplay Österreich“ zusammengeschlossen haben, hier Ungereimtheiten.

Inland hat Vorrang

Grundsätzlich sind die von Bio Austria selbst erarbeiteten Vorgaben in Bezug auf Importe eindeutig. Kaufen tierhaltende Mitglieder Futtermittel zu, hat heimische Verbandsware Vorrang. Auf Importe darf erst zugegriffen werden, wenn diese im Inland nicht verfügbar sind. Dann ist auch der Zukauf von EU-Bio-Rohstoffen und in letzter Konsequenz auch ein Import aus Drittstaaten möglich. Die Genehmigungen hierzu erteilt die Bio Austria Marketing, ein Tochterunternehmen des Verbandes. Diese führt Marktabfragen bei Erzeugern und Produzenten durch und vergibt letztlich die befristete Erlaubnis zur Einfuhr, womit besagte Produktkategorie zu zugelassener Verbandsware wird.

Offenlegung gefordert

Die Bio-Fairplay-Gruppe hinterfragt nun eben diesen Prozess und fordert die Offenlegung aller Importgenehmigungen der vergangenen fünf Jahre. Stein des Anstoßes ist ein Beleg für den Import von 2.000 Tonnen Mais aus der Ukraine im Jahr 2022, welcher fälschlicherweise als EU-Ware deklariert wurde. Ein Formalfehler, den man bedaure, wie Bio Austria im „Standard“ betont.

Den Kritikern scheint das allerdings nicht zu genügen. Sie bezeichnen die Wortmeldung ihres Verbandes als „Riesenenttäuschung“ und vermuten eine generell „lückenhafte Bestandsabfrage“ und einhergehend zu früh („teilweise schon während der Ernte“) erteilte Lizenzen. In letzter Konsequenz könnte dies, „Bio Fairplay“ zufolge, auch eine mögliche Ursache für das gegenwärtige Überangebot bei Bio-Getreide sein.

„Vorzeigesystem bei Bio-Futtermitteln“

Die Bio Austria möchte diese Vorwürfe so nicht stehen lassen. Seit 2016 kontrolliere man verstärkt die Herkunft von Futtermitteln und habe so beispielsweise regelwidrig verarbeiteten chinesischen Soja in Chargen von Futtermittelherstellern ausmachen können, versicherte man gegenüber „Der Standard“. Der besonders ins Kreuzfeuer der Gerüchte geratene Bio-Austria-Marketing-Geschäftsführer Hermann Mittermayr erklärt sogar: „Das sind pauschale Behauptungen ohne jede Grundlage.“

In den vergangenen fünf Jahren seien 1,2 Mio. Tonnen Futterrohstoffe zertifiziert worden, woraus man „kein Geheimnis“ mache. Aus Datenschutzgründen könne man allerdings nicht jede Importgenehmigung offenlegen, ersucht er um Verständnis. Sein Job sei es, eben diese Importe so gering wie möglich zu halten und zugleich die Versorgungssicherheit für die tierhaltenden Verbandsmitglieder zu gewährleisten. Auch Bio-Austria-Obfrau Barbara Riegler stärkt Mittermayr gegenüber „Blick ins Land“ den Rücken. Man habe ein „in Europa einzigartiges Bio-Futtermittel-Vorzeigesystem“. Um die verbandsinternen Querelen zu beenden, kündigt Mittermayr die Einrichtung einer Schiedsstelle an. Ob das den aufgebrachten Bio-Ackerbauern genügt, bleibt abzuwarten. „Trend“ schreibt bereits eine Ausstiegswelle unter den rund 13.000 Verbandsmitgliedern herbei.

 

- Bildquellen -

  • Maisimport: agrarfoto.com
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AUTORClemens Wieltsch
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