Ebenso unterschiedlich wie die Grünlandbestände stellt sich momentan auch der österreichische Markt für Heu und Grassilage dar. Im Westen und Norden berichten Beratung und Handel von vollen Bergeräumen und entsprechend verhaltener Nachfrage nach Futterkonserven. „Die Futtersituation ist bei uns heuer gut, sowohl was Menge als auch Qualitäten betrifft. Die Lage ist entspannt“ resümiert etwa Sebastian Ortner, Fütterungsreferent der Landwirtschaftskammer Tirol. Auch im an sich dürregeplagten Niederösterreich seien die viehstarken Regionen ausreichend versorgt. Martin Schildböck, Markt- Experte der niederösterreichischen LK, notiert aktuell, wie schon im Vormonat, stagnierende Preise. Ab Hof bringt konventionelles Heu in Großballen derzeit 140 bis 160 Euro je Tonne, Grassilage wird für 30 bis 38 Euro pro Rundballen gehandelt. Im Einkauf kostet der Quaderballen Heu 190 bis 230 Euro je Tonne. Biobetriebe müssen mit 210 bis 240 Euro rechnen.

Etwas angespannter geht es in der Steiermark zu. Während in der Obersteiermark ausreichend Futterreserven geborgen werden konnten, spitzt sich die Situation im Südosten der Grünen Mark zu. „In Richtung Leibnitz gibt es bereits Viehnotverkäufe“, vorerst aber noch ohne Auswirkung auf die Preise, gibt Robert Schöttel, Betriebswirtschaftsreferent der LK in Graz zu bedenken. Diese haben im Zuge der Teuerung ohnehin angezogen „Energie, Folie, Schnur – alles ist heuer teurer.“ Silageballen werden derzeit 42 bis 48 Euro pro Stück gehandelt, für Heu können ab Hof 220 bis 280 Euro je Tonne erlöst werden. Die Nachfrage sei derzeit allerdings wie immer, erklärt Markus Derler, selbst Händler in der Oststeiermark: „Gekauft wird immer kurz vor knapp.“

Diesen Punkt scheint das südlichste Bundesland bereits erreicht zu haben. Vor allem das Berggebiet sei betroffen, berichtet etwa Grünlandberater der LK-Kärnten, Hans Egger. Bei Bio-Futtermitteln sei die Verfügbarkeit bereits eingeschränkt. „Trockenheit, Hagelschäden und Vermurungen verknappen das Angebot im ganzen Bundesland“, schildert Egger die Hintergründe. Konventionelle Silageballen werden von Bauer zu Bauer derzeit für 50 bis 60 Euro gehandelt. Der regionale Handel muss indes bei Heu bereits auf Ware aus Bayern zurückgreifen, wie Agrarhändler Thomas Schlintl betont. Für zugestelltes Heu müssen Landwirte derzeit 317 Euro die Tonne hinlegen. Luzerneheu, welches traditionell aus Italien, Deutschland und Frankreich importiert wurde, sei heuer aufgrund der Dürre kaum verfügbar, so Schlintl weiter. Wer etwas bekomme, muss dafür gut 530 Euro je Tonne kalkulieren.

Weniger Stroh
Beim Stroh für Einstreu und Futterzwecke ist die Situation heuer in allen Bundesländern ähnlich. Thomas Steinwendner, Lohnunternehmer und Händler in Thalheim bei Wels berichtet von verhaltener Nachfrage und Kunden, die auf einen Preisverfall warten. So schildert es auch Rudolf Grünanger von der Landwirtschaftlichen Genossenschaft Klagenfurt- St.Veit-Rosental und geht damit mit Berufskollegen und Beratern aller Bundesländer d’accord. Aktuell liegen die Strohpreise mit Zustellung bei 170 bis 210 Euro je Tonne bei geschnittenem Weizenstroh, industriegehäckselte Ware kann auch schon 270 Euro die Tonne kosten. Landwirte selbst können im Verkauf auch bereits 120 Euro die Tonne erlösen. Marktexperte Schildböck glaubt allerdings nicht, dass abwarten beim Strohkauf einen Preisnachlass bringt: „Ich gehe davon aus, dass sie auf diesem hohen Niveau stagnieren werden.“ Hintergrund für den gestiegenen Preis seien die hohen Düngemittelkosten: „Dadurch wurde die Strohdüngung heuer forciert“, so Schildböck.

Dieser Trend sei auch in den Nachbarländern zu beobachten. Aus allen großen Anbaugebieten scheint heuer weniger Stroh verfügbar zu sein. „Bisher hat aber noch jeder Betrieb etwas bekommen“, meint der Fütterungsprofi Ortner aus der LK Tirol dazu. Nachsatz: „Zu einem entsprechend hohen Preis.“ Das Berggebiet trifft eine eingeschränkte Verfügbarkeit besonders, denn „90 Prozent des Strohs bei uns sind Import“, so Ortner. Laut Statistik Austria wurden 2021 93.000 Tonnen Stroh im Wert von rund 10.000 Euro in die Alpenrepublik importiert – heuer wird es wohl weniger sein.

Silomais „am Stamm“ – ein Spezialfall
Während trockenheitsbedingt bereits die ersten Häcksler rollen, halten sich Branchenkenner beim Thema Silomais-Vermarktung „am Stamm“ noch bedeckt. Im Berggebiet naturgemäß gar kein Thema, liegen für die Vermarktung in Oberund Niederösterreich sowie der Steiermark bereits erste Kalkulationen vor. In Niederösterreich hat sich Gerald Biedermann als Betriebswirt der LK mit den Berechnungen befasst und je nach Ertragslage und Bestand 1.700 bis 3.400 Euro je Hektar Silomais kalkuliert. „Die heurige Ernte bringt aber einige Unsicherheitsfaktoren, wie hohe Erträge im Feuchtgebiet, hohe Trocknungskosten und geringe Trocknungsbereitschaft und eine vermutlich große Nachfrage nach Nassmais seitens der Industrie, welche unseren regionalen Markt beeinflussen werden“, versucht Biedermann einen Ausblick zu geben.

Franz Georg Hunger, Referent für Betriebswirtschaft in der LK Oberösterreich, prognostiziert für sein Bundesland trotz höheren Kosten einen Bedarf an Silomais ab Feld und begründet dies mit dem angezogenen Milchpreis. „Da kann Zukauf betriebsindividuell sinnvoll sein“, so der Betriebswirt. In seinen Berechnungen kommt er auf 3.600 bis 3.700 Euro je Hekar Silomais. Aus Graz meldet Robert Schöttel in Anlehnung an einen Körnermaispreis von 300 Euro netto Preise von 2.400 bis 3.420 Euro je Hektar für den Verkauf von Bauer zu Bauer. Auch aus Kärnten werden Sphären um 3.600 Euro genannt, wobei „ein Veredelungsbetrieb da nicht mehr mithalten könne“ wie Betriebswirt Schöttel zu bedenken gibt. „Letztlich ist die Preisbildung eine regionale Angelegenheit“, merkt auch Gerald Biedermann an.

Für Einschätzungen zu Preisen bei Maisballen war es allen Experten auf dem Gebiet noch zu früh. Der Trend gehe klar nach oben, so können sich beispielsweise Biobetriebe auf Preissteigerungen um 70 Prozent einstellen, heißt es aus Händlerkreisen.

Fazit
Die Vermarktung von Heu, Silagen und Stroh ist und bleibt trotz der Teuerung der vergangenen Monate ein Cent-Geschäft. Sowohl Käufer als auch Verkäufer sollten rechtzeitig den Rechenstift ansetzen, um eine für den Einzelbetrieb richtige und kostendeckende Entscheidung zu treffen. Eine gute Dokumentation mittels Lieferschein ist empfehlenswert.

- Bildquellen -

  • Heuballen: Animaflora Picsstock - stock.adobe.com
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AUTORClemens Wieltsch
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