Hagelversicherung: Ohne Boden kein Essen

In Österreich werden jährlich 4.200 Hektar Agrarfläche verbaut. Damit geht jedes Jahr Brotgetreide für 300.000 Menschen verloren – das ist etwa soviel, wie die Bevölkerung des Burgenlandes benötigt.

Wer Sicherheit will, darf Böden nicht zubetonieren. Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung fordert mit Nachdruck eine Trendumkehr beim Bodenverbrauch. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine breche in Europa ein neues Zeitalter der Unsicherheit an. Umso wichtiger sei eine verstärkte Bewusstseinsbildung für den Erhalt unserer Lebensgrundlage Boden. Sollte Russland bei seiner Okkupation ukrainischen Bodens erfolgreich sein, dann werde dies langfristig auch zu machtpolitischen Verschiebungen führen.

Weinberger: „Wir müssen unsere eigenen Böden schützen“

Angesichts des Krieges in der Ukraine sieht Weinberger es deshalb als „wichtigste nationale Aufgabe“, die Unabhängigkeit eines Staates zu sichern. Dazu gehöre vor allem die Lebensmittelversorgungssicherheit. Weinberger: „Ohne Böden kein Essen und ohne Essen kein Leben, diesen einfachen Grundsatz sollten wir endlich verstehen!“

Jährlich werden 4.200 Hektar verbaut

Laut Auswertung der Hagelversicherung werden in Österreich jährlich rund 4.200 Hektar Agrarfläche verbaut bzw. für die Nahrungsmittelproduktion „zerstört“. Bei einem Ertrag von 6.000 kg/ha Brotgetreide entspricht das einer Menge von 25,2 Millionen Kilogramm pro Jahr. Das entspricht dem jährlichen Bedarf an frischem Brot und Gebäck von knapp 300.000 Menschen – bildlich dargestellt somit dem jährlichen Bedarf der Bevölkerung des Burgenlandes.

Sicherheit neu denken

Weinbergers Fazit: „Schreitet der Bodenverbrauch fort wie bisher, dann verlieren wir zunehmend unsere Ernährungssouveränität. Damit sind wir a la longue nicht mehr im Stande das, was wir für das Leben brauchen, aus eigenen Ressourcen zu erzeugen.“ In Österreich und generell in Europa brauche es einen neuen Sicherheitsbegriff. Dazu gehöre vor allem auch der Erhalt unserer Lebensgrundlage Boden.

Europa könnte seine Kornkammer verlieren

Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Sie hat 40 Millionen Hektar Ackerböden, die großteils aus wertvoller Schwarzerde bestehen. Im Gegensatz dazu verfügt Österreich lediglich über 1,3 Millionen Hektar Ackerfläche. Vor der russischen Invasion prognostizierten Analysten, dass in diesem Jahr große Anteile der globalen Agrarlieferungen auf die Ukraine fallen würden: Zwölf Prozent der weltweiten Weizenausfuhren, 16 Prozent der Maisexporte und 19 Prozent der Rapsexporte. Bei Sonnenblumenöl steht das Land im internationalen Vergleich überhaupt an erster Stelle. Der jetzige Krieg führt neben dem unfassbaren menschlichen Leid global zu einer Instabilität bei agrarischen Rohstoffen.
In Österreich müssen wir zwar aktuell keinen Versorgungsengpass bei Lebensmitteln aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine fürchten, wenngleich der Selbstversorgungsgrad bei Weizen aktuell nur mehr bei 88 Prozent liegt oder bei Soja nur mehr 20 Prozent beträgt. Gerade deswegen dürfen wir nicht alles auf eine Karte setzen und uns von Importen abhängig machen, wie bei den Gaslieferungen aus Russland.

- Bildquellen -

  • W Oehv Chart Brotgetreide Burgenland: Österreichische Hagelversicherung
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AUTORH.M.
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