In den vergangenen Jahren ist der Ladewagen rasant weiterentwickelt worden. Damit ist auch dessen Neubewertung als Alternative zur Häckslerkette angebracht. Landtechnikexperte Franz Handler hat diese beim „Arbeitswissenschaftlichen Kolloquium“ an der Boku Wien mit einem vielbeachteten Vortrag vorgenommen. Ein genauer Blick darauf.
Zum einen hat man es geschafft, dass man bei Ladewagen von 34 auf 25 mm Schnittlänge heruntergekommen ist. Zum anderen hat die Kapazität beim Laden auf rund 50 Tonnen Trockenmasse pro Stunde zugenommen. „Damit liegen die Maschinen in einem typischen Bereich, den ein Feldhäcksler erreichen kann. Der Ladewagen hat hier nachgezogen“, erklärte Franz Handler, Abteilungsleiter „Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik“ am Francisco Josephinum in Wieselburg, über den Hintergrund des neuen Versuchs.
Die Erhebung der Daten für die Feldhäckslerkette erfolgte mit einem Claas Jaguar 950 mit 430 kW und einem dreimetrigen Pickup sowie einer Häcksellänge von 17 mm, einem Häckselwagen und Muldenkipper mit 40 und 35 m3. Der Kurzschnittladewagen von Pöttinger hatte 45 m3 Ladevolumen. Konkret handelte es sich um einen Jumbo 7450 mit 34 mm Schnittlänge und einen Jumbo 8450 mit 25 mm Schnittlänge.
Gezogen wurden die Ladewagen von einem Traktor mit 305 kW. Für die Studien wurden die Arbeitsabläufe in Abschnitte zerlegt und für diese die erforderliche Zeit und der zurückgelegte Weg mittels GNSS-Tracker gemessen. Zudem wurden die Masse, die Schnittlänge, die Ladedichte sowie der TM-Gehalt des Erntegutes und der Kraftstoffbedarf erhoben.
„Aufbauend auf den statistischen Auswertungen der Arbeitszeitstudien wurden Modellrechnungen zur Erntelogistik und zu den Arbeitserledigungskosten durchgeführt“, so Franz Handler. Die hierfür verwendeten Daten sind in der Tabelle zusammengefasst.
Quelle: HBLFA Francisco Josephinum
Ladewagen mit höherem Massenstrom
Bei den Ladewagen wurde ein Massenstrom von 50 Tonnen Trockenmasse (TM) pro Stunde (h) ermittelt, der Feldhäcksler ist auf gut 30 t TM/h gekommen, „natürlich mit einer anderen Häckslerlänge“, relativierte Handler. Der Kurzschnittladewagen mit 34 mm und der Häcksler mit 17 mm führten etwa zur gleichen Ladedichte auf den Transportfahrzeugen, nur der Kurzschnittladewagen mit 25 mm Schnittlänge wies aufgrund des „Stopfens durch das Ladeorgan“ eine gut 10 Prozent höhere Ladedichte auf.
Flächenleistung
Gemäß Modellrechnung ergibt sich beim Feldhäcksler eine Flächenleistung von 6,2 Hektar (ha)/h bei einem zwei Hektar großen Schlag. Beim Ladewagen, der eine „deutlich höhere Ladeleistung hat, aber auch transportieren muss“, ist die Leistung geringer. Naturgemäß fallen die Flächenleistungen bei zunehmenden Feld-Hof-Entfernungen weiter zurück. Handler: „Bei einer Hofentfernung von zehn Kilometern ist man dann schon bei nur mehr 1,2 bis 1,3 ha pro Stunde“. Es sei denn, man setzt mehrere Ladewagen ein. Beispielsweise sind bei zwei Hektar Schlaggröße und acht Kilometer Feld-Hof-Entfernung vier Ladewagen erforderlich, um die gleiche Flächenleistung zu erzielen wie der Feldhäcksler mit fünf Transportgespannen. Beim größeren Schlag steigt zudem die Flächenleistung beim Feldhäckser stärker an als beim Ladewagen.
Arbeitskräftebedarf und -erledigungskosten
Ein anderes Bild ergibt sich bei der Anzahl der erforderlichen Arbeitskräfte. Handler: „Um die gleiche Flächenleistung zu erzielen, ist sie beim Ladewagen immer geringer als beim Feldhäcksler.“ Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse der Modellrechnung, dass die Arbeitserledigungskosten der Erntekette Ladewagen bei kleineren Feld-Hof-Entfernungen deutlich niedriger sind als jene der Erntekette Häcksler. Allerdings steigen die Kosten bei der Erntekette Ladewagen mit der Entfernung stärker an, sodass bei einem Zwei-Hektar-Schlag bei rund 13 km Feld-Hof-Entfernung beide Verfahren etwa gleich teuer sind. Dieser Schnittpunkt der Kostenkurven ist auch abhängig von der Größe des Schlags. Hat der Schlag fünf Hektar, liegt der Schnittpunkt bei sonst gleichen Annahmen schon bei rund zehn Kilometern Feld-Hof-Entfernung. Bei einem Folgeschnitt mit geringerem Ertrag und damit geringer Schwadmasse und Massenstrom beim Laden kommt der Schnittpunkt dann bei 12 km zu liegen. Mit größeren Transportfahrzeugen wiederum wird der Häcksler günstiger.
Fazit
Es geht nicht immer um ein „Entweder-Oder“ auf einem Betrieb: Untersuchungen auf einem Milchviehbetrieb mit 50 ha Grünland verteilt auf 24 Schlägen haben gezeigt, „dass die Kombination von beiden Ernteverfahren zu einer Erhöhung der Schlagkraft und zu einer Kosteneinsparung führen kann“. Je nach Rahmenbedingungen sei der Kurzschnittladewagen gemäß Modellrechnung bis zu einer Feld-Hof-Entfernung von 7,5 bis 13 km kostengünstiger als die Häckselkette. „Weiters sind Kurzschnittladewagen umso konkurrenzfähiger je kleiner die Schläge, je geringer die Erträge bzw. die Schwadstärken und umso höher die Treibstoffpreise sind.“
- Bildquellen -
- Bildschirmfoto 2024 03 28 Um 12.55.21: HBLFA Francisco Josephinum
- Leistung und andere Parameter: HBLFA Francisco Josephinum
- Kosten der Ernteketten: HBLFA Francisco Josephinum
- Bildschirmfoto 2024 03 28 Um 13.00.03: HBLFA Francisco Josephinum