In der Novemberausgabe des monatlich erscheinenden Marktberichts des Vereins Donau Soja lassen die Experten in Sachen Eiweiß mit interessanten Fakten aufhorchen. So korrigiert man in Wien die Prognose für die ukrainische Sojaproduktion um 300.000 t nach oben. Damit soll die Gesamternte 2022 nun 3,6 Mio. t betragen.
Hintergrund der Anpassung sind die Gebietsrückgewinne im Zuge der Kampfhandlungen mit Russland. Allein 250.000 ha Sojaflächen konnten damit im Herbst wieder in ukrainische Hoheitsgewalt rückgeführt werden.

GVO-frei-Rekord in Brasilien
Unterdessen wird auch aus Brasilien Beachtliches berichtet. Der größte Sojaproduzent weltweit – allein heuer erwartet das US-Agrarministerium (USDA) eine Gesamtproduktion von mehr als 150 Mio. t – baut auch seine nicht gentechnisch veränderten (GVO) Margen aus. Wie der Verband der brasilianischen Sojabohnenbauern bekannt gab, wurden heuer 896.200 ha GVO-freie Sojaflächen kultiviert. Damit kann die zu erwartende Ernte mit über 3 Mio. t beziffert werden, ein neuer Rekord. Die US-Produktion schätzen die Beamten in Washington hingegen rückläufig ein. 118 Mio. t sollen Amerikas Farmer heuer geerntet haben, etwas weniger als im Vorjahr.

Deutlicher hingegen der Rückgang in der Europäischen Union. Donau Soja rechnet mit einem Einbruch der EU-Erzeugung um über 12 %. Haupttreiber für den Rückgang sei hier Italien. Der Big Player am EU-Sojamarkt hatte seine Anbaufläche heuer um über ein Drittel reduziert und gut 270.000 t weniger eingefahren. Auch Rumänien baute gut ein Fünftel weniger an, Frankreich immerhin 16 % weniger. Hierzulande hingegen blieben die Körnerleguminosen weiter hoch im Kurs, gut 11 % mehr sollen heuer geerntet worden sein – insgesamt 260.000 t –, wie Donau Soja bilanziert.

Raps statt Soja im Futtertrog
Schleppend läuft laut Angaben des Wiener Vereins heuer das Geschäft mit Sojaprodukten, insbesondere mit gentechnikfreier Ware. Heimische Mischfutterhersteller agieren momentan besonders vorsichtig, so die Meinung der Soja-Experten. EU-weit nehme der Sojaanteil in Mischfuttermitteln ab und werde durch andere Eiweißkomponenten wie etwa Rapsextraktionsschrot ersetzt, welcher derzeit durch ein geringes Preisniveau besticht. Vogelgrippe und geringe Deckungsbeiträge in der Fleischproduktion lassen die Vermarktungsspezialisten auch von keiner raschen Verbesserung der Absatzsituation ausgehen. Die Verfügbarkeit von gentechnikfreier Ware sei hinreichend gegeben.

Auch in Washington ging man im zuletzt veröffentlichten Bericht von einer Steigerung der globalen Lagerbestände auf 102 Mio. t aus, bei einer Gesamtproduktion von 380 Mio. t. An der Chicago Board of Trade wurden Sojabohnen zuletzt mit 519 Euro je t gehandelt, am Wiener Kassamarkt werden aktuell 540 bis 545 Euro je t geboten.

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AUTORClemens Wieltsch
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