Bei Getreide gibt es im Vergleich zum Vorjahr insgesamt einen Flächenrückgang von 2 %auf insgesamt rund 520.100 ha Hektar Fläche österreichweit, dafür wird die Ernte laut Prognosen leicht überdurchschnittlich ausfallen -vor allem im Osten Österreichs. Mais und Roggen sind die Flächengewinner, Dinkel bricht stark ein. Die Herbstkulturen Zuckerrüben und Ölkürbis haben wegen der Wetter- und Schädlingsproblemeim Frühjahr noch massiv an Flächen verloren.
Trotz guter Aussichten ist die Stimmung am Getreidesektor laut dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, getrübt. Verbote bewährter Pflanzenschutzmittel bei den Zuckerrüben und bei einer Saatgutbeize für den Ölkürbis haben zu massiven Problemen beim Auflauf der beiden Kulturen geführt. Insgesamt wurden bei Zuckerrüben über 5.000 Hektar vom Rübenderbrüsselkäfer abgefressen – trotz einer Vielzahl an Vorsorgemaßnahmen wie etwa Pheromonfallen in den Äckern. Und auch beim Ölkürbis ist mit einem Ausfall von ca. 10.000 Hektar und somit einem Drittel der Fläche zu rechnen. „Dass die EU weiter auf rigorose Verbote statt auf Bewährtes und innovative Lösungen setzt, ist weder nachhaltig noch dient es der Versorgungssicherheit der Bevölkerung“, so der LKÖ-Präsident.
Josef Moosbrugger: „Es reicht nicht, wenn etwas nachhaltig klingt, es muss auch nachhaltig sein.“
Gute Witterung für Getreide, Probleme bei Herbstkulturen
“Wüchsiges Wetter und großteils passende Wasserversorgung lassen auf eine gute österreichische Getreideernte hoffen. Das war lange Zeit so nicht absehbar, da es ab dem Anbau im Herbst bis Mitte April äußerst trocken und überdurchschnittlich warm war. Beginnend mit ausgiebigen Niederschlägen hatten wir ab Mitte April großteils günstige Verhältnisse. In manchen Regionen wurden daraus in Summe teilweise 400 mm und mehr”, berichtet Nikolaus Berlakovich, der auch Vorsitzender des Pflanzenbau-Ausschusses der LKÖ ist. Zwar positiv für das Getreide im Osten des Landes, doch sorgte das Wetter bei Kulturen, die erst im Frühjahr angebaut und im Herbst geerntet werden, den sogenannten Herbstkulturen, für Anbauschwierigkeiten.
Im Westen und in Oberösterreich war es regional hingegen trocken, was zu einer schnelleren, vorzeitigen Abreife etwa von Wintergerste geführt hatte, berichten die beiden Experten. Das feuchte Wetter führte auch zu erhöhtem Pilzdruck etwa durch Rostpilze auf Getreideblättern. „Pflanzenschutzmittel als ‘Erste Hilfe’ waren notwendig, um Ertrag und Qualität des Getreides zu sichern. Bleibt das Erntewetter stabil, sollte einer guten Getreidequalität nichts im Wege stehen”, berichtet Berlakovich.
Weniger Weizen, mehr Mais und Roggen
Zu den Flächenverlierern zählt in diesem Jahr die gesamte Getreidefläche, sie hat in Summe um 10.400 ha bzw. zwei Prozent auf 520.100 ha abgenommen. Zurückzuführen ist das primär auf den Rückgang der Dinkelfläche um 15.900 ha. Gründe sind vor allem der gut versorgte Dinkelmarkt und niedrige Marktpreise. Auch Ölkürbis wurde von einer im letzten Jahr hohen Anbaufläche deutlich um 7.800 ha bzw. 21 Prozent reduziert und auf nur noch 30.200 ha angebaut. „Wie viel jedoch tatsächlich zur Ernte verbleibt, wird sich erst in den nächsten Wochen klären. Soja wurde nach einem Rekordhoch im letzten Jahr wieder um 6.800 ha bzw. 7,4 Prozent weniger und somit auf 86.100 ha angebaut”, so der Ausschussvorsitzende.
Flächengewinner ist heuer der Körnermais, der im Vergleich zum Vorjahr bereits um 5.000 ha bzw. 2,6 Prozent zugelegt hat. Aufgrund des notwendigen Umbruchs bei Kürbis, Zuckerrübe und Winterraps wird die Fläche noch weiter zulegen. Bisher sind über 198.000 ha angebaut. So viel Mais-Fläche gab es zuletzt 2013. An Fläche zulegen konnte auch Roggen um 4.100 ha bzw. 11,9 Prozent auf 38.400 ha.
Bei der Zuckerrübe sei noch abzuwarten, wie viele der abgefressenen 5.000 ha tatsächlich wieder mit Zuckerrübe bestellt wurden. Es ist zu erwarten, dass das derzeit verzeichnete Plus deutlich kleiner ausfallen wird und die 38.100 ha nach unten korrigiert werden müssen. Die Wintergerste konnte ebenfalls um 2.000 ha bzw. zwei Prozent zulegen, die Sommergerstenfläche ist hingegen wieder um 2.700 ha bzw. 10,7 Prozent auf 22.900 ha geschrumpft”, erklärt Berlakovich.
Getreideliegerungen aus der Ukraine sind nach wie vor ein Problem für die heimischen Landwirte. Denn die Getreidepreise sind auf das Niveau von 2021, also weit vor Beginn des Ukraine-Krieges, gefallen und das bei deutlich höheren Betriebsmittelpreisen, berichtet Moosbrugger. “Die weltweit gute Ernte im letzten Jahr sowie positive Ernteaussichten in Kombination mit einem niedrigeren Verbrauch haben die Preise deutlich gedämpft“, so der LKÖ-Prösident. Gleichzeitig würden die Getreideimporte aus der Ukraine weiter für Marktstörungen sorgen.
Importbeschränkungen in fünf angrenzenden Mitgliedstaaten haben zur Folge, dass auch nach Österreich ukrainisches Getreide komme – wenn auch nur in geringen Mengen. Die höheren Importmengen spüre man vor allem bei Weizen und Mais durch deutlich geringere Preise am Markt, in Österreich und auch anderen EU-Ländern. „Die EU muss rasch Maßnahmen setzen, damit die ukrainischen Ernteprodukte den Weg in die eigentlichen Zielländer finden und den dort herrschenden Hunger stillen”, fordert der LKÖ-Präsident.
Jährlicher Zuckerbedarf von Wien dem Rüsselkäfer geopfert
Pflanzenschutzmittel-Verbote und zuletzt das EuGH-Urteil gegen Notfallzulassungen ziehen dramatische Folgen nach sich. Allein in Österreich wurden heuer wegen fehlender „Werkzeuge“ beim Pflanzenschutz 5.000 ha Zuckerrübe, also die Menge, die die Wiener Bevölkerung jedes Jahr an Zucker konsumiert, einem Käfer geopfert. „Das ist ein Rückschritt im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung“, ärgert sich Moosbrugger. Auch bei Raps und Kürbis habe man ähnliche Probleme. „Es ist Unsinn, Ernten zu vernichten und dann Lebensmittel zu importieren“, legt er nochmal nach.
Rigorose Verbote würden lediglich dazu führen, dass diese Kulturen in Österreich nicht mehr wirtschaftlich sind und damit langfristig verschwinden. Ein weiteres Argument führt der Vorarlberger noch an: „Mit immer höheren Kosten in der Produktion kann man nicht die Teuerung bekämpfen.“
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