Gute Erträge bei leicht rückläufiger Anbaufläche, so lässt sich das Ölkürbisjahr 2022 kurz charakterisieren. In Summe haben die heimischen Landwirte um 4,7 % weniger Ölkürbis ausgesät (37.310 ha), wobei der Rückgang vor allem in der Steiermark und im Burgenland spürbar war (–16 % bzw. –11 %), während in Niederösterreich der Anbau um +4 % leicht ausgeweitet wurde.
Die Erntemenge stieg demgegenüber um 10,4 % auf über 28.226 t Kürbiskerne (Statistik Austria). Das Ertragsniveau stieg österreichweit auf durchschnittlich 7,6 dt/ha wobei es große regionale Unterschiede gab. Sehr gut war das Kürbisjahr in der Steiermark, wo Spitzenerträge von 8,9 dt/ha geerntet wurden. Die Befruchtung verlief sehr gut, wodurch sich viele Kerne pro Frucht ausbilden konnten. In Niederösterreich fielen die Erträge regional sehr unterschiedlich aus. Viele Bestände wurden von Hitze und Trockenheit stark beeinträchtigt. Am stärksten waren die Ertragsminderungen bei spät gebauten Beständen. In der Steiermark wurde bei einigen AGES-Versuchen vermehrter Blattlausbefall beobachtet. Vereinzelt kam es wieder zu Hagelereignissen in einigen Gebieten, was die Bestände in der Jugendentwicklung schwächte.
Vielversprechende Neuzulassung
Mit GL Ludwig wurde im Dezember 2022 wieder ein vielversprechender Hybrid mit früherer Reife (Reifenote 4) registriert. Der Dreiwegehybrid bildet kurze Ausläufer, ist raschwüchsig, blüht früh und reift früh bis mittel, ähnlich wie GL Atomic, ab. GL Ludwig zeigte mittlere Virussymptome und eine mittlere krankheitsbedingte Blattwelke (Mischinfektionen von pilzlichen und bakteriellen Erregern). Die Anfälligkeit für Mehltau ist stark, der Anteil an faulen Früchten mittel bis gering. GL Ludwig verfügt über einen hohen Fruchtansatz und eine sehr gute Kornausbildung. Der Hybrid liegt in allen Anbaulagen im Korn- und Ölertrag deutlich voran. Sein Ölgehalt ist hoch.
Mehrjährige, regionale Ergebnisse
GL Atomic (Zulassung 2018) zeigte auch heuer wieder sehr gute Erträge und hat sich in Niederösterreich und auch in der Steiermark als eine der Hauptsorten etabliert. Um sein hohes Ertragspotenzial voll ausschöpfen zu können, benötigt GL Atomic gute Böden.
GL Inka (Zulassung 2017) ist ein Rankentyp und kombiniert eine recht frühe Reife (Note 3) mit einer guten Ertragsleistung. GL Inka bleibt in den AGES-Versuchen im Südburgenland und in der Steiermark ertraglich unterdurchschnittlich, bei besseren Leistungen in den niederösterreichischen Anbaulagen. GL Inka muss zeitgerecht geerntet werden, um Fäulnisverluste zu vermeiden. Mit seiner Langtriebigkeit kann GL Inka Fehlstellen gut kompensieren.
Die 2021 zugelassene Sorte GL Leopold bildet kurze Ausläufer, ist raschwüchsig, blüht früh und reift früh bis mittel, ähnlich wie GL Atomic, ab. Die Anfälligkeit für Virosen, Mehltau und für krankheitsbedingte Blattwelke ist mittel ausgeprägt. Bei einem geringen Anteil an faulen Früchten zeigt GL Leopold hohe Korn- und Ölerträge. Der Hybrid verfügt über einen hohen Fruchtansatz und weist eine gute Kornausbildung auf.
Die im Jahr 2020 zugelassene Sorte GL Rudolf brachte in den AGES-Versuchen auch heuer wieder hervorragende Leistungen. GL Rudolf reift etwas später als die bewährte Sorte GL Rustikal (Zulassung 2010) bei einer ähnlich guten Fäulnisresistenz. GL Rudolf zeigt eine rasche Jugendentwicklung, blüht früh und bildet kurze Ausläufer.
GL Ferdinand, ebenfalls 2020 zugelassen, zeigte in der zweijährigen Prüfung ein hohes Ertragspotenzial. GL Ferdinand weist einen mittleren Fruchtansatz und geringen Anteil an faulen und kleinen Früchten auf. Der Ölgehalt und die Kornausbildung sind sehr gut ausgeprägt (in beiden Merkmalen Note 8).
GL Rustikal punktet gegenüber den Vergleichssorten mit guter Fäulnisresistenz. Die bewährte, aber bereits vor über zwölf Jahren registrierte Sorte (Zulassung 2010) bleibt in den AGES-Versuchen in den niederösterreichischen Anbaulagen ertraglich unterdurchschnittlich. Im Südburgenland und in der Steiermark kommt GL Rustikal an das Standardniveau heran.
GL Venus (Zulassung 2017) erbrachte in beiden Anbaulagen in dreijähriger Prüfung überzeugende Korn- und Ölerträge.
Die freiabblühende Sorte GL Ruprecht ist für den Bio-Anbau interessant, die Saatgutproduktion ist erst im Anlaufen. GL Ruprecht bildet als Rankentyp lange Ausläufer, zeigt eine mittlere Jugendentwicklung und Blütezeit und reift spät ab. Die recht gesunde Sorte mit einem nur geringen Anteil an faulen Früchten übertraf die ebenso freiabblühende Sorte GL Classic im Korn- und Ölertrag deutlich und zeigte auch Vorteile im Ölgehalt (+1,4%). Die Hybridsorten werden ertraglich nicht erreicht. GL Ruprecht verfügt über eine sehr gute Kornausbildung.
Vom frühreifenden Hybrid Beppo gibt es keine aktuellen mehrjährigen Ergebnisse mehr. Beppo wird aber vermarktet, denn seine sehr frühe Abreife bietet die Möglichkeit, Arbeitsspitzen bei der Kürbisernte zu entzerren. Die Sorte sollte im Hinblick auf die Fruchtfäuleanfälligkeit bald nach der Abreife geerntet werden.
GL Vincent wird als Knabberkern und nicht zur Ölherstellung verwendet. GL Vincent hat beschalte Körner, das erklärt zum Teil auch seine guten Ertragsleistungen. Der Ölgehalt ist wegen des hohen Schalenanteils entsprechend niedrig.
Dank der guten Züchtungsarbeit und dem Zuchtfortschritt haben Landwirte mit den registrierten Sorten mit breitem Reifespektrum eine gute Auswahl für die Praxis.
Infos im Internet:
• Österreichische Beschreibende Sortenliste
• AGES-Sortenfinder
| Ing. Michaela Huber-Lipp und Dipl.-Ing. Klemens Mechtler sind Mitarbeiter des Instituts für Nachhaltige Pflanzenproduktion, AGES Wien. |
- Bildquellen -
- W2307 Oelkuerbis Kerne: agrarfoto.com