Experten und Unternehmer der Lebensmittelbranche trafen sich vergangenen Freitag im Wiener Museumsquartier, um über die wachsende Bedeutung der pflanzlichen Ernährung in Österreich zu diskutieren. Gut 180 Teilnehmer lauschten den Impulsvorträgen rund um die tierfreie Lebensmittelbranche.

Getreide statt Soja im Pflanzendrink

Den Anfang machte Handels- Zukunftsforscherin Theresa Schleicher. Sie umriss die Konsumbedürfnisse von morgen. Wiewohl vegetarisch und vegan da und dort als Unwort gelten mögen, sieht sie den Trend zu innovativen Proteinquellen, Fleischersatz, aber auch schlicht Obst und Gemüse als gegeben. Laut Schleicher habe das „ethische, gesundheitliche und ökologische Gründe“. Micaela Schantl von der AMA-Marketing räumte dennoch ein, dass der Marktanteil für Ersatzprodukte „noch gering“ sei. Positiv hob sie hervor, dass Getreide mittlerweile Soja, Mandeln und andere Exoten als Basis für Milchersatz abgelöst habe. „Das bietet natürlich eine Chance für Regionalität“, ist sie überzeugt.

Regionalität: Eine von vielen Prioritäten

Für die Kunden von Joya- Geschäftsführer Wolfgang Goldenitsch ist „Regionalität zwar nicht kaufentscheidend, aber sehr relevant“. Seine Firma ist laut eigenen Angaben Österreichs größter Hersteller von Pflanzendrinks. Bei Soja sei es bereits gelungen, den Rohstoff zum Großteil aus Österreich zu beziehen. Ähnliches berichtete Verena Wiederkehr, Billa-Verantwortliche für vegane Produkte: „Geschmack steht für unsere Kunden an erster Stelle, danach folgt das Preis-Leistungs- Verhältnis.“ Darauf replizierte der Obmann der „Veganen Gesellschaft Österreichs“, Felix Hnat, mit einer Frage, die wohl viele im Publikum umtrieb. Nämlich: „Wie schaffen wir es, dass die österreichische Landwirtschaft und die heimische Wertschöpfungskette von den aktuellen Trends auch profitieren?“

Quelle: AMA-MARKETING/MEYER
Angeregte Diskussion der Vertreter der pflanzenbasierten Lebensmittelbranche vor vollen Rängen.

Hnat zufolge hätten zahlreiche Hersteller wie Berger, Marcher und Berglandmilch die Zeichen der Zeit bereits erkannt. Damit nicht nur die Verarbeitung, sondern auch die Produktion hierzulande stattfinden, sieht der Vollblut-Veganer im Vertragsanbau etwa von Hülsenfrüchten eine interessante Option für heimische Bauern.

Hraby:„Alle verarbeiteten Produkte sollen auch in Österreich wachsen.“

Nach Ausflügen in die hochtechnisierte Fleischersatzherstellung brachte efko-Geschäftsführer Klaus Hraby urtümlichere Pflanzenprodukte aufs Tapet. „Vegan ist in den Genen der efko verankert“, stellte er gleich zu Beginn klar. Beim genossenschaftlichen Sauergemüsehersteller aus Oberösterreich spiele dabei aber Regionalität die wichtigste Rolle: „Wir stehen dafür ein, dass alle verarbeiteten Produkte auch in Österreich wachsen sollen.“ Ein solches Bekenntnis vermisst der efko-Chef von anderen Marktteilnehmern. Von den Lippenbekenntnissen der Corona-Pandemie sei vier Jahre später nicht mehr viel übrig, monierte er.

Auch Georg Lehner von der Berglandmilch stellte sich am Podium auf die Seite der Bauern. „Unseren Milchbauern fühlen wir uns ganz klar verpflichtet“, betonte er. Dass man sich 2021 dennoch entschloss, in die Haferdrink- Produktion einzusteigen, habe wirtschaftliche und marketingstrategische Gründe. Der ausschließlich aus heimischem Hafer produzierte Drink werde die Milch aber niemals ersetzen, so Lehner. Bei der Berglandmilch bringe er derzeit „nicht einmal ein Prozent“ Umsatzanteil ein.

Körnerleguminosen mit Potenzial

Auch Matthias Krön, Präsident des Vereins Donau Soja, brach eine Lanze für die heimische Bauernschaft. Die ausgeweitete Speisesojaproduktion zeige, dass Tierhaltung und Produktion von pflanzlichem Eiweiß „in keinem Widerspruch stehen“. Bei Soja sei man auf einem guten Weg, bei anderen Körnerleguminosen sieht Krön weiter Verbesserungsbedarf. Aus agrarischer Sicht müsse man dabei Produkten, „die nicht durch die Chemiefabrik müssen“, immer den Vorzug geben. Krön: „Je geringer die Verarbeitung ist, umso höher ist die Wertschöpfung für die Bauern.“

Krön: „Je geringer die Verarbeitung, umso höher ist die Wertschöpfung für die Bauern.“

Ob es der österreichischen Landwirtschaft gelingt, die geforderten Erzeugnisse zum gewünschten Preis zu liefern und welche Rolle hier eine entsprechende Herkunftskennzeichnung spielt, wird womöglich Thema im nächsten AMA-„Pflanzlich“- Forum sein.

- Bildquellen -

  • Forum-Pflanzlich Podium: AMA-MARKETING/MEYER
  • Plantbased REWE: BILLA AG/MANFRED EIBL
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AUTORClemens Wieltsch
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